# taz.de -- Bundesministerin fordert mehr Wolfsabschüsse: Lemke bläst mal ins Jagdhorn
       
       > Angeblichen „Problem-Wölfen“ mit der Waffe Herr werden: Diese mäßig
       > tierfreundliche Idee vertritt nun auch die grüne Bundesumweltministerin.
       
 (IMG) Bild: Landwirte gegen Wölfe: Wo das Geschäft bedroht ist, da soll das Gewehr her
       
       Osnabrück/Hannover/Wien epd/dpa | Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat
       mehr Abschüsse von „Problem-Wölfen“ gefordert. Abschüsse von Wölfen, die
       das Überwinden von höheren Zäunen gelernt hätten oder sich Menschen
       gegenüber zu sehr näherten, könnten rechtskonform von den Ländern
       ausgeführt werden, sagte die Grünen-Politikerin der Neuen Osnabrücker
       Zeitung. „Diese Möglichkeit sollte in Zukunft verstärkt genutzt werden“,
       empfahl sie: „Wir wollen dafür sorgen, dass die Verfahren unbürokratischer
       und praxisnäher funktionieren.“
       
       Solche Abschüsse seien notwendig, „um die Akzeptanz zum Schutz des Wolfs
       aufrechtzuerhalten“, betonte die Ministerin. Alle Beteiligten müssten daher
       Rechtssicherheit haben, wenn eine Abschussgenehmigung erteilt werde.
       Morddrohungen von Wolfsschützern wie kürzlich gegen den niedersächsischen
       Umweltminister Christian Meyer (Grüne) bezeichnete Lemke als „völlig
       inakzeptable Grenzüberschreitung“. Damit werde der Raum des demokratischen
       Diskurses definitiv verlassen.
       
       Um die [1][„hitzigen Diskussionen“ über den Umgang mit Wölfen] zu
       beruhigen, setzt die Ministerin neben vermehrten Abschüsse aber auch auf
       mehr Hilfe bei Wolfsrissen: So gebe es in Sachsen-Anhalt
       Ausgleichszahlungen für Landwirte und Schäfer und Unterstützung für den
       Weideschutz. „Das hat dazu geführt, dass die Diskussionen dort jetzt viel
       sachlicher und konstruktiver geführt werden. Ich hoffe, dass wir das
       überall so gut hinbekommen.“ Es gelte, die Balance zu halten zwischen
       Naturschutz und Weidetierschutz: „Wir müssen wieder lernen, mit dem Wolf zu
       leben.“
       
       ## Jagderleichterungen in Österreich und in der Schweiz
       
       Auch in Österreich und in der Schweiz wird der in der [2][EU streng
       geschützte Wolf] stärker ins Visier von Jägern geraten. Wie schon in
       Kärnten, Tirol und Niederösterreich dürfen ab 1. Juli auch in
       Oberösterreich per Verordnung Wölfe abgeschossen werden, die zum Beispiel
       für Risse von Nutztieren wie Schafen oder Ziegen verantwortlich gemacht
       werden. Auch in Salzburg gibt es entsprechende Pläne. „Handeln statt
       zuschauen“, laute das Motto nun, so die Agrarministerin Oberösterreichs,
       Michaela Langer-Weninger.
       
       Auch in der Schweiz tritt am 1. Juli eine neue Jagdverordnung in Kraft. Sie
       enthält etwa Änderungen für Gebiete, in denen es bereits Schäden gab: Dort
       dürfen Einzelwölfe nun ab sechs Nutztier-Rissen erschossen werden, vorher
       lag die Schwelle bei zehn Rissen. Zudem dürfen Wölfe eher getötet werden,
       wenn sie in der Nähe von Häusern auftauchen und keine Scheu vor Menschen
       zeigen.
       
       Die niedrigeren Hürden für den Abschuss von Wölfen in Österreich verstießen
       gegen EU-Recht, sagte Lucas Ende vom Naturschutzbund Österreich. Das
       Umstellen der behördlichen Maßnahmen von einem Abschuss-Bescheid hin zu
       einer regelrechten Verordnung hat die Einspruchsmöglichkeiten zum Beispiel
       von Naturschutzverbänden abgeschnitten. „Auf nationaler Ebene haben wir
       keine rechtlichen Möglichkeiten mehr, gegen einen Abschuss vorzugehen“,
       sagte Ende.
       
       1 Jul 2023
       
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