# taz.de -- BUND Kleingewässer-Report 2023: Das Schweigen der Frösche
       
       > Viele Tümpel und Teiche trocknen aus, bedrohte Tierarten wie Amphibien
       > verlieren ihre Lebensräume. Die Bezirke müssen gegensteuern, fordert der
       > BUND.
       
 (IMG) Bild: Teichfrösche, wie diese beiden Mannheimer Exemplare, sind mittlerweile selten in Berlin
       
       Den Berliner Kaulquappen geht es gar nicht gut. Denn es steht schlecht um
       die kleinen Tümpel und Teiche der Hauptstadt. Zu diesem Schluss kommt der
       am Donnerstag vorgestellte Kleingewässer-Report des BUND Berlin. Das
       alarmierende Ergebnis: Jedes zweite Kleingewässer ist von von Wassermangel
       bis hin zum Trockenfallen bedroht. [1][Den kleinen Teichbewohnern fehlt
       dadurch der Lebensraum], um sich zu quakenden Fröschen zu entwickeln.
       
       Während des letzten Sommers hat der BUND Berlin in den Bezirken
       Charlottenburg-Wilmersdorf, Marzahn-Hellersdorf und Pankow insgesamt 157
       Kleingewässer untersucht. Nur noch zwei von fünf Gewässern bieten einen
       guten Lebensraum für Bergmolche, Teichfrösche und andere Amphibien. Doch
       nicht nur für die Amphibien seien die Kleingewässer von Bedeutung, erklärt
       Pressesprecherin Carmen Schultze. „Das Mikroklima ist gerade in bebauten
       Gebieten durch diese Ökosysteme viel besser. Und die Artenvielfalt ist
       höher“, erklärt sie.
       
       Für über die Hälfte der untersuchten Gewässer sind die Bezirksämter und
       deren Straßen- und Grünflächenämter zuständig. Doch nicht immer ist klar,
       welches Amt für die Pflege verantwortlich ist – so streiten etwa bei fünf
       untersuchten ausgetrockneten Pfuhlen die Bezirke mit den Forstämtern
       darüber, wer für die Wiederherstellung der Biotope überhaupt zuständig ist.
       
       ## „Sumpfstadt Berlin“
       
       In Pankow funktioniert die Erhaltung der Gewässer im Vergleich zu den
       beiden anderen untersuchten Bezirken noch am besten. Das liege aber auch
       daran, dass in Pankow insgesamt weniger Gewässer liegen als im großen
       Marzahn-Hellersdorf, erklärt Schultze. Dort sind dann auch mehr Geld und
       mehr Personal nötig, welches das Schilf zurückschneidet, die Teiche
       entschlammt und neue Vegetation in den Uferzonen pflanzen kann. In
       Marzahn-Hellersdorf steht es am schlechtesten um die Kleingewässer. Dort
       weisen 60 Prozent Anzeichen von Verlandung, Röhrichtdominanz oder
       Verbuschung auf – Indikatoren für bedrohte Kleingewässer.
       
       Doch wie konnte es überhaupt zur kritischen Lage der Teiche und Tümpel in
       Berlin kommen? Seit seiner Gründung [2][galt Berlin als „Sumpfstadt“]. Im
       Laufe der Zeit errichteten Siedler:innen erste Dämme und entwässerten
       die sandigen Böden. Auch heute noch werden für viele Neubaugebiete Böden
       trockengelegt – der Grundwasserspiegel sinkt. Dazu kommt der Regenmangel
       infolge des Klimawandels, der die Verlandung von Kleingewässern begünstigt.
       
       Berlin will heute nicht zurück zur Sumpfstadt. [3][„Schwammstadt“] heißt
       das ausgerufene Ziel. Durch das neue Konzept soll der Regen, wenn er dann
       fällt, nicht über den Rinnstein in die Kanalisation fließen, sondern an Ort
       und Stelle versickern, verdunsten oder gespeichert werden. Dadurch gelangen
       nicht mehr so viele Schadstoffe von der Straße in die Seen. Die
       „Schwammstadt“ käme also auch den Tümpeln und Teichen zugute.
       
       14 Jul 2023
       
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