# taz.de -- Kinotipp der Woche: Wieviel Zukunft hat Kindheit?
       
       > Die Filmreihe „in the mood“ präsentiert neben Klassikern auch neue Werke
       > des Ostastiatischen Kinos. Unter anderem zu sehen: Celine Songs „Past
       > Lives“.
       
 (IMG) Bild: Szene aus „Past Lives“ (R: Celine Song, South Korea / USA 2023)
       
       Während Indonesien in den 1950er und 1960er Jahren von Konflikten
       erschüttert wird, hat Nana (Happy Salma) durch die Heirat mit einem
       Plantagenbesitzer für sich und ihre Kinder eine Insel der Stabilität und
       verhältnismäßiger Sicherheit geschaffen. Sie leben in einem großen Haus mit
       einer Haushälterin und es mangelt ihnen an nichts.
       
       Nanas früheres Leben ist von den Konflikten gezeichnet: Ihr Mann wurde von
       Guerrillas verschleppt, ihr Vater ermordet und sie selbst konnte sich nur
       durch Flucht davor retten, von einem der Anführer in eine Ehe gezwungen zu
       werden. Dann tauchen mit einem Mal Geschenke und Einladungen auf, die eine
       unbekannte Frau ihrem Mann zusendet und Nana wähnt die Sicherheit bedroht.
       
       Kamila Andinis „Before, Now and Then“ lief letztes Jahr im Wettbewerb der
       Berlinale. Nun läuft er regulär in den deutschen Kinos und auch die
       Yorck-Kinos zeigen den Film im Rahmen einer fortlaufenden Reihe unter dem
       Titel „In the mood“, die im Neuköllner Neuen Off in loser Folge
       Ostasiatisches Kino präsentiert.
       
       Die Reihe greift reguläre Filmstarts auf und ergänzt sie durch Titel aus
       dem Repertoire deutscher Filmverleihe, so lief kürzlich mit Liu Jians „Have
       a Nice Day“ eine Perle des zeitgenössischen chinesischen Animationsfilms.
       
       Als Nana in „Before, Now and Then“ die Liebhaberin ihres Mannes schließlich
       kennen lernt, erweist sich diese ganz und gar nicht als Konkurrentin,
       vielmehr entwickelt sich zwischen den beiden Frauen eine herzliche und
       solidarische Freundschaft.
       
       Laura Basuki, die die Fleischerin Ino, die Liebhaberin von Nanas Mann
       verkörpert, wurde auf der Berlinale mit dem Silbernen Bären für die beste
       Nebenrolle ausgezeichnet. Kamila Andini zeigt eine stille Emanzipation.
       
       Im August präsentiert die Reihe den deutschen Filmstart von Celine Songs
       „Past Lives“ über eine Frau, die glücklich verheiratet in New York nach
       Jahrzehnten eine Kindheitsliebe aus Südkorea wiedertrifft. Das Filmdebüt
       der Dramaturgin Celine Song feierte dieses Jahr in Sundance Premiere. Nora
       (Greta Lee) muss sich zwischen ihrem Ehemann Schriftsteller Arthur (John
       Magaro) und ihrer Kindheitsliebe Hae Sung (Teo Yoo) entscheiden.
       
       Aber eigentlich sind die Entscheidungen noch wesentlich größer, kreisen um
       Vergangenheit und mögliche Zukünfte, um die Sehnsucht nach einer scheinbar
       heilen Vergangenheit aus der Perspektive eines fast zwangsläufig
       schmerzhaften Prozesses des Erwachsenwerden und um Fragen des Ankommens
       nach der Emigration und den Bezug zum Herkunftsland. „Past Lives“ ist ein
       kluger, unprätentiöser Film.
       
       Mit der Reihe „In the mood“ hat sich die Yorck-Gruppe eine durchaus
       geschickte Präsentationsform für asiatisches Kino ausgedacht, das regulären
       Kinobesucher_innen sonst womöglich durchrutschen würde.
       
       Wen der weiterhin schwelende Tarifkonflikt zwischen den Angestellten der
       Yorck-Gruppe und der Geschäftsleitung abschreckt, kann die meisten Filme
       aber natürlich auch in anderen Berliner Kinos sehen.
       
       12 Jul 2023
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Fabian Tietke
       
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