# taz.de -- Nato-Truppenübung „Air Defender“: Das Mega-Manöver
       
       > Es soll die größte Übung seit Gründung der Nato werden und ein Zeichen an
       > Russland senden. Auch der zivile Luftverkehr könne gestört werden.
       
 (IMG) Bild: Jets vom Typ F18 der US Marine auf dem Luftwaffenstützpunkt Hohn werden an der Übung teilnehmen
       
       Berlin taz | Manche Zufälle kann man sich nicht ausdenken. 2018, vier Jahre
       nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim, kam die Idee auf, ein
       Mega-Nato-Manöver zu planen. Der Zeitpunkt: 2023. Und ausgerechnet jetzt,
       fünf Jahre später, scheint „Air Defender“ angesichts des [1][sich
       verschärfenden Kriegs Russlands in der Ukraine] wie ein Zeichen an den
       russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sein. Konkret sagen will das
       niemand so richtig, aber bei der Vorstellung der größten Verlegeübung vor
       allem von US-Luftstreitkräften seit Gründung der Nato, stand genau diese
       Ansage im Raum.
       
       Unter deutscher Federführung beginnt das Manöver am 12. Juni und soll bis
       22. Juni dauern. An Superlativen wird nicht gespart: 25 Nationen, 250
       Flugzeuge und rund 10.000 Soldat:innen sind im Einsatz. Air Defender
       heißt die Übung, die Leistungsschau, um zu zeigen, dass man in der Lage
       sei, dieses Land zu verteidigen, sagt der Inspekteur der Luftwaffe,
       Generalleutnant Ingo Gerhartz.
       
       Im Konfliktfall würden die verbündeten Luftstreitkräfte den europäischen
       Luftraum – in einer ersten Reaktion – schützen. Und das genau will man nun
       üben. Die Flugzeuge werden von unterschiedlichen Flugplätzen in Deutschland
       und Europa aus starten, um dann in drei Übungslufträumen im deutschen
       Luftraum zu üben.
       
       Geflogen wird hauptsächlich von den Flugplätzen in Jagel und Hohn in
       Schleswig-Hollstein, von Wunstorf in Niedersachsen, von Spangdahlem in
       Rheinland-Pfalz und von Lechfeld in Bayern.
       
       ## Störungen des zivilen Luftverkehrs?
       
       Der Generalleutnant bemüht sich sichtlich, auch nur den Anflug möglicher
       Störungen während des Manövers aus dem Weg zu räumen. Pünktlich zum Beginn
       der ersten Schulsommerferien, wird die Fliegerei zuende sein. Ja, es könne
       auch zu Einschränkungen im zivilen Luftverkehr kommen. Auch mit mehr
       Fluglärm sei zu rechnen. Schließlich sind insgesamt rund 2.000 Flüge
       geplant, in Deutschland, den Niederlanden und in Tschechien. Aber alles
       halb so schlimm: Dies sei angesichts der Sicherstellung der
       Verteidigungsfähigkeit zu rechtfertigen, so Gerhartz.
       
       Die Fluglotsengewerkschaft GdF hatte zuvor eine andere Prognose
       aufgestellt. „Die Militärübung ‚Air Defender‘ wird natürlich massive
       Auswirkungen auf den Ablauf der zivilen Luftfahrt haben“, sagte ihr
       Vorsitzender Matthias Maas. Er verwies auf ein von der europäischen
       Flugsicherungsorganisation Eurocontrol errechnetes Szenario, das bis zu
       50.000 Verspätungsminuten je Manövertag ausweist.
       
       Es gehe um die Stärkung des Bündnisses, darum, zu zeigen, wie gut
       vorbereitet man auf den Ernstfall ist, bekräftigen auch
       [2][US-Botschafterin Amy Gutmann] und der US-Generalleutnant Michael A.
       Loh. Gutmann war es dann auch, die als einzige den Namen Putin aussprach.
       
       ## Nicht billig, aber macht Eindruck
       
       Angesichts dessen macht es auch nichts weiter, wenn man keine Prognosen zur
       Höhe der klimaschädlichen Emissionen durch den verstärkten Betrieb im
       Luftraum vorliegen hat. Wie hoch überhaupt die Kosten für Logistik,
       Unterbringung und Verpflegung der Streitkräfte, auch dazu kann
       Generalleutnant Gerhartz am Mittwoch keine Zahl nennen.
       
       Air Defender wird sicher nicht billig werden, dafür Eindruck machen. Aber:
       „Wir sind ein defensives Bündnis, und so ist auch diese Übung defensiv
       ausgelegt“, sagt Gerhartz. Der Luftraum der Nato werde nicht verlassen. Und
       Richtung Putin betont er noch: „Wir machen keine Flüge Richtung
       Kaliningrad.“ Die Nato werde unmissverständlich klarmachen, dass das
       Bündnisgebiet die „rote Linie“ sei und [3][mit allen Mitteln verteidigt
       werde].
       
       7 Jun 2023
       
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