# taz.de -- „Tatort“ aus München: Pixelblutige Ballereien
       
       > Die analog-altgedienten Münchner Kommissare betreten digitales Neuland.
       > Aufklären müssen sie jedoch den sehr realen Mord an einer jungen
       > Polizistin.
       
 (IMG) Bild: Analog trifft auf digital: Leitmayr und Batic befragen einen eSports-Schiedsrichter
       
       Gänzlich neues, digitales Terrain betreten heute die analog-altgedienten
       Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl):
       Sie bekommen es mit der eigenen und für sie schwer zugänglichen
       [1][Parallelwelt des E-Sports] zu tun. Der Weg zu pixelblutigen Ballereien
       bei dem Ego-Shooter-Spiel „Counter Strike“ beginnt für die Ermittler mit
       dem sehr realen und sehr tragischen Mord an einer jungen Polizistin, die
       während einer Verkehrskontrolle aus einem alten Mercedes mit kaputtem
       Rücklicht feige erschossen wird.
       
       Als der Wagen wenig später völlig ausgebrannt gefunden wird, machen
       Leitmayr und Batic eine weitere unschöne Entdeckung: Im Auto befindet sich
       eine Leiche, die aufgrund der Hitze fast eins mit dem Kofferraum geworden
       ist. Durch einen DNA-Abgleich finden sie heraus, das dieser Mensch wohl
       einmal Michael Hetsch (Mauricio Hölzemann), ein professioneller Gamer,
       gewesen ist. Weitere Recherchen ergeben: Er war Teil einer Gruppe von
       Polizeischülern, die sich regelmäßig als „Munich Sheriffs“ bei „Counter
       Strike“ austoben.
       
       Die erschütternde Erkenntnis für die Kommissare heißt nun, dass nicht nur
       eine Polizistin erschossen wurde, sondern dass der Täter in den eigenen
       Reihen zu suchen ist. Um möglichst viele Klarnamen aus der Online-Community
       filtern zu können, bitten die Ermittler den noch den minderjährigen
       Shooting-Star der Gamer-Szene Oskar Weber (Yuri Völsch) um Hilfe: Er
       täuscht vor, dass er neue Talente für sein Team sucht, und erschleicht so
       einige Adressen. Dies alles überwacht von seinem überfürsorglichen Vater
       Patrick Weber (Oliver Wnuk), der sein eigenes geschäftliches Versagen durch
       seinen erfolgreichen Sohn zu kompensieren versucht.
       
       Nun beginnt ein heiteres Auflaufen der Polizeischüler zum Verhör auf der
       Polizeiwache. Junge Männer, die oft nicht wissen, wohin mit ihrer Kraft und
       überschüssigen Energie, doch ob sich der Doppelmörder unter ihnen befindet,
       bleibt bis zum bildgewaltig inszenierten Finale ein Rätsel.
       
       ## Ganz nebenbei noch Geiselnahme verhindern
       
       Schauplatz für die optisch an Ego-Shooter angelehnte Schlusssequenz ist die
       Münchener Messe. Dort findet das Endturnier eines „Counter
       Strike“-Wettbewerbes statt, an dem auch Oskar mit seinem Team teilnimmt.
       Und während das Publikum tobt, sich die Gamer auf der Bühne die Finger wund
       zocken, und die Online-Mission auf großen Leinwänden übertragen wird,
       verfolgen Leitmayr und Batic ihren Verdächtigen und müssen ganz nebenbei
       noch eine dramatische Geiselnahme verhindern.
       
       Und dies alles nur wegen ein bisschen Fame in einer schönen neuen Welt, in
       der der Reichtum vermeintlich online wartet und man sich durch kleine
       Mauscheleien ein [2][paar schnelle Bitcoins] ergaunern kann. Doch der
       Reality-Check holt jeden Träumer schnell wieder in die Wirklichkeit zurück.
       
       21 May 2023
       
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