# taz.de -- Meduza-Auswahl 13. bis 19. April: An Putin vorbei entschieden
       
       > Über Russlands neues Rekrutierungsgesetz wurde Putin nicht mal
       > informiert, berichtet Meduza. Und: Liebe in Kriegszeiten.
       
 (IMG) Bild: Sankt Petersburg am 30. März: Ein Plakat wirbt für die russsische Armee
       
       Das [1][russisch]- und [2][englischsprachige] Portal Meduza zählt zu den
       wichtigsten unabhängigen russischen Medien. [3][Im Januar 2023 wurde Meduza
       in Russland komplett verboten]. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme
       gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März unter
       [4][taz.de/meduza] immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber
       Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der [5][taz Panter Stiftung]
       gefördert. 
       
       In der Woche vom 13. bis 19. April 2023 berichtete Meduza unter anderem
       über folgende Themen:
       
       ## Russlands radikales neues Einberufungssystem
       
       In Russland gilt nun ein neues System der militärischen Rekrutierung. Wer
       nicht kämpfen will, kann das Land nicht mehr verlassen, und wer die
       Einberufungsbescheide ignoriert, muss innerhalb Russlands mit Strafen,
       Einschränkungen und der Beschneidung seiner Rechte rechnen.
       
       Dass der russische Staatspräsident Wladimir Putin an der Ausarbeitung des
       neuen Wehrpflichtgesetzes nicht beteiligt war, nicht einmal darüber
       informiert wurde, [6][berichten zwei Kreml-Insider] (englischer Text)
       Meduza.
       
       Laut den Quellen des Exilmediums habe das russische
       Verteidigungsministerium die Änderungen initiiert. Seit 2018 gibt es einen
       Gesetzentwurf, der das russische Wehrpflichtgesetz verändern sollte. Doch
       wenige Stunden bevor die Änderungen am 11. April in der Staatsduma
       überstürzt verabschiedet wurden, kam ein zusätzliches, weitaus radikaleres
       Änderungspaket hinzu. Die Abgeordneten sollen außerdem über den Inhalt der
       Gesetzesänderung bis zur Abstimmung nicht informiert worden sein.
       
       ## „Schäme mich für mein Land“: Briefe an Evan Gershkovich
       
       Im März wurde Evan Gershkovich, Reporter des Wall Street Journal, vom
       russischen Föderalen Sicherheitsdient (FSB) verhaftet. Der Vorwurf:
       Spionage. Es ist das erste Mal seit dem Ende des Kalten Kriegs, dass ein
       US-amerikanischer Journalist in Russland festgenommen wurde. Nach Angaben
       des US-Mediums Bloomberg wurde die Verhaftung von Putin persönlich
       genehmigt.
       
       Am Dienstag stand Gershkovich zum ersten Mal in Russland vor Gericht. Er
       und sein Anwalt haben Einspruch gegen die Haft eingereicht. Das Moskauer
       Stadtgericht ist deren Argumentation nicht gefolgt, der US-Journalist
       bleibt vorerst in Haft.
       
       Seit seiner Festnahme hat Meduza Briefe an Gershkovich gesammelt. [7][Das
       Medienportal veröffentlichte diese Woche einige der Botschaften]
       (englischer Text), in denen Stimmen aus Russland und aus der Diaspora zu
       lesen sind, etwa: “Ich schäme mich für mein Land.“
       
       ## Chef der Wagner-Söldnertruppe will mehr politische Macht
       
       Dass es Jewgenij Prigoschin, Kopf der russischen Söldnertruppe Wagner, nach
       mehr politischer Macht dürstet, ist bekannt.
       
       [8][Wie Meduza berichtet] (englischer Text), plant er, die Kontrolle über
       einen wichtigen Zweig der Partei „Gerechtes Russland – Patrioten – Für die
       Wahrheit“ auf föderaler Ebene zu übernehmen. Diese bezeichnet sich selbst
       als sozialdemokratisch oder sozialrevolutionär und wird von Sergei Mironow
       geleitet.
       
       In der Vergangenheit hatte Meduza bereits über Prigoschins Wunsch
       berichtet, eine konservative Bewegung zu gründen, die er schließlich in
       eine Partei umwandeln könnte. Dass das im Kreml auf Begeisterung stößt,
       kann bezweifelt werden: Prigoschin, oft “Putins Koch“ genannt, gilt als
       unberechenbar.
       
       ## Wie der russische Angriffskrieg ein Anti-Kreml-Paar spaltet
       
       Vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine waren die russische
       Künstlerin Ljudmila Rasumowa und ihr Ehemann Alexander Martynow ein
       glückliches Paar, das seine Liebe auch gerne in den sozialen Medien teilte.
       Aus der Region Twer reiste das Paar nach Kriegsbeginn nach Moskau, um an
       den Massenprotesten teilzunehmen. Auch mit Graffitis drückten sie ihren
       Protest aus, bis sie aufgrund dessen festgenommen wurden.
       
       Vor Gericht standen sie schließlich nicht nur wegen Vandalismus, sondern
       auch wegen Verbreitung von Desinformationen im Rahmen des neuen russischen
       Gesetzes gegen „Fake News“ über das russische Militär. Beide wurden zu je
       über sechs Jahren Haft verurteilt.
       
       [9][Meduza erzählt die Liebesgeschichte des Paares nach, dessen Beziehung
       an dem Druck der Haft und der Gerichtsverhandlungen] zerbrach – und an dem
       unterschiedlichen Umgang der beiden mit ihren politischen Ansichten
       (englischer Text).
       
       19 Apr 2023
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [6] https://meduza.io/en/feature/2023/04/12/arming-millions-if-need-be
 (DIR) [7] https://meduza.io/en/feature/2023/04/14/i-m-ashamed-of-my-country
 (DIR) [8] https://meduza.io/en/feature/2023/04/11/he-wants-his-own-deputies
 (DIR) [9] https://meduza.io/en/feature/2023/04/14/a-cry-of-shame-and-despair
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tigran Petrosyan
 (DIR) Gemma Teres Arilla
       
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