# taz.de -- Studien zu Lausitz und Verkehr: Zu viel Kohle und Auto für 1,5 Grad
       
       > Der Verkehrssektor wird die Klimaziele reißen, und der Kohleausstieg in
       > der Lausitz kommt zu spät. Das ist das Ergebnis zweier aktueller Studien.
       
 (IMG) Bild: LEAG-Kohlekraftwerk in Jänschwalde: Das Unternehmen plant, noch 700 Millionen Tonnen zu verbrennen
       
       Berlin taz/epd | Eine Studie über den Kohleausstieg in der Lausitz lässt
       kein gutes Haar an der Klimapolitik der Ampelkoalition. Ihr Ergebnis: Zur
       Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels dürfen in der Lausitz noch 205 Millionen
       Tonnen Braunkohle verstromt werden. Das Energieunternehmen LEAG plant aber,
       noch 700 Millionen Tonnen zu verbrennen. Das Klimaziel könnte nur noch
       durch einen gedrosselten Betrieb und eine Abschaltung im Jahr 2030 gehalten
       werden, so die am Donnerstag veröffentlichte Studie der Forschungsgruppe
       Fossil Exit. Die Untersuchung war unter anderem von Fridays for Future in
       Auftrag gegeben worden.
       
       Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) veröffentlichte unterdessen eine Studie, der
       zufolge der Verkehrssektor das CO2-Restbudget bis 2030 so radikal wie kein
       anderer Sektor in Deutschland sprengt. Laut der in Berlin vorgestellten
       Berechnung des NewClimate Institute wird der Verkehr allein in diesem
       Jahrzehnt mehr als 1.100 Millionen Tonnen Treibhausgase verursachen. Das
       seien fast viermal so viel wie mit der 1,5-Grad-Grenze vereinbar, sagte
       Studienautor Niklas Höhne.
       
       „Wenn alle Sektoren und Staaten ihre Emissionsreduktionen im selben Maß
       verschleppen wie der deutsche Verkehrssektor, erhitzt sich die Erde um mehr
       als 3 Grad“, warnte Höhne. Dann drohten globale Hungersnöte, tödliche
       Hitzewellen, Dürren und andere Extremwetterereignisse sowie kollabierende
       Ökosysteme.
       
       Demnach werden die jüngeren Entscheidungen in der Verkehrspolitik zu der
       katastrophalen Bilanz führen. Darunter die Anhebung der
       Entfernungspauschale oder der beschleunigte Ausbau von Autobahnen.
       Gleichzeitig fehlt es an wirkungsvollen Gegenstrategien. Die Einführung des
       Deutschland-Tickets beispielsweise spart voraussichtlich weniger als ein
       Prozent der Emissionen im Verkehrssektor ein. Angesichts dieser Bilanz
       folgert Jürgen Resch von der DUH: „Porsche-Minister Wissing macht Politik
       für die Klimahölle“.
       
       Mittel könnte man jetzt freisetzen, indem man klimaschädliche Emissionen
       wie die Pendlerpauschale und die Bezuschussung von spritschluckenden
       Dienstwagen abschafft.
       
       ## Klimaaktivisten blockieren zeitweise an 15 Orten in Berlin
       
       Klimaaktivisten haben am Donnerstag in Berlin erneut vorübergehend den
       Verkehr auf wichtigen Straßen und Kreuzungen behindert. Die Polizei sprach
       auf Twitter von 15 Blockaden, die sämtlich beseitigt worden seien. Am
       Hermannplatz hätten Passanten versucht, die Personen von der Straße zu
       ziehen. Die Angreifer seien umgehend festgenommen worden.
       
       Die Initiative „Letzte Generation“ erklärte, der Pendelverkehr sei durch
       einen Ring an blockierten Hauptverkehrsadern stadteinwärts von den
       Blockaden betroffen gewesen. Gleichzeitig hätten Aktivisten
       Bundestagsabgeordnete am Reichstagsgebäude mit ihren Fragen nach einem
       Verfassungsbruch durch mangelnden Klimaschutz konfrontiert.
       
       Der Mitgründer der „Letzten Generation“, Henning Jeschke, kritisierte,
       während Menschen auf den Straßen Berlins friedlich Widerstand gegen
       mangelnden Klimaschutz leisteten, berate der Bundestag über härtere Strafen
       für sie. Carla Rochel, Sprecherin der Initiative, kündigte an: „Wir werden
       unseren friedlichen Widerstand fortsetzen, solange die Vernichtung unserer
       Zivilisation durch die Klimakatastrophe vorangetrieben wird.“ Auch in den
       kommenden Tagen werde es Verkehrsblockaden und Protestmärsche geben.
       
       Für den Nachmittag und für Freitag rief die Initiative zu einem
       Protestmarsch am Marx-Engels-Forum auf. Die „Letzte Generation“ fordert von
       der Bundesregierung eine entschiedenere Klimapolitik, unter anderem als
       Erstmaßnahmen die Einführung eines 9-Euro-Tickets für den öffentlichen
       Nahverkehr und eines Tempolimits auf Autobahnen.
       
       27 Apr 2023
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannik Grimmbacher
       
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