# taz.de -- Insektensterben weltweit: Ein Königreich für Eintagsfliegen
       
       > Silberfisch, Grashüpfer & Co sind nicht ausreichend durch
       > Naturschutzgebiete geschützt. Das zeigt eine neue Studie zur Verbreitung
       > von Insekten.
       
 (IMG) Bild: Ob diese Langbeinfliege in einem Naturschutzgebiet lebt ist nicht bekannt
       
       ## Worum geht’s? 
       
       Weltweit gibt es etwa 5,5 Millionen [1][Insektenarten]. Viele von ihnen
       sind durch Pestizide in der Landwirtschaft und weil ihr Lebensraum durch
       die Klimakrise schrumpft, massiv bedroht; sowohl die [2][Zahl der Arten als
       auch die Größe der Populationen ist in den vergangenen Jahrzehnten stark
       zurückgegangen]. Eine gängige Methode, das Vorkommen einzelner bedrohter
       Arten zu bewahren, ist, Naturschutzgebiete einzurichten. Aber hilft das
       Prinzip, das Buckelwale und Große Pandas erfolgreich schützt, auch
       Insekten? Wie viele von ihnen leben überhaupt in geschützten Gebieten? Das
       haben Forscher*innen in einer neuen Studie untersucht, die erstmals die
       Verbreitungsgebiete von Insekten weltweit mit Schutzräumen abgleicht.
       
       ## Die Studie 
       
       Für die [3][Analyse, die in dem Fachjournal One Earth] erschien,
       untersuchten die Forscher*innen weltweit insgesamt 90.000 Insektenarten.
       Dafür verwendeten sie die Datenbank Global Biodiversity Information
       Facility, die die globale Verteilung von Insekten sammelt. Die
       Verbreitungsgebiete glichen die Forscher*innen mithilfe eines
       Computerprogramms mit den Flächen der Naturschutzgebiete ab. Sie fanden
       heraus: 2 Prozent der untersuchten Arten kommen nur außerhalb geschützter
       Bereiche vor.
       
       Nur eine von vier Insektenarten wird von Naturschutzgebieten angemessen
       geschützt. „Angemessen“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass mindestens 15
       Prozent des Lebensraums dieser Art unter Naturschutz stehen. Bei stark
       bedrohten oder in ihrem Habitat stark eingeschränkten Arten liegt dieser
       Sollwert auch bei bis zu 100 Prozent.
       
       Der Schutz der Insektenarten durch Naturschutzgebiete variierte dabei sehr
       stark: Beispielsweise sind in Spanien 80 Prozent der Süßwasserinsekten in
       einem Naturschutzgebiet angesiedelt. In deutschen Schutzgebieten sieht es
       gut für den Artenreichtum der Schmetterlinge aus.
       
       In Bangladesch hingegen stimmen nur 2 Prozent der Schutzgebiete mit dem
       Lebensraum der untersuchten Insektenarten überein. Die Forscher*innen
       merken an, dass die Daten Verzerrungen aufweisen könnten. Es sei unklar, ob
       die untersuchten Arten repräsentativ für alle Insekten sind. Auch werden
       Insekten in Schutzgebieten viel besser erforscht als zum Beispiel in
       Städten.
       
       ## Was bringt’s? 
       
       Obwohl das Insektensterben gut belegt ist, spielt der Insektenschutz bei
       der Auswahl von neuen Schutzgebieten kaum eine Rolle. Erfolgversprechend
       ist dabei eine Ausweitung der Schutzgebiete. Die Frage, welcher Raum in
       Zukunft geschützt werden soll, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Das
       30-x-30-Ziel der [4][Weltnaturkonferenz COP15] legte im vergangenen Jahr
       einen Grundstein für mehr Naturschutz. Hier wurde beschlossen,dass bis 2030
       etwa 30 Prozent der weltweiten Land- und Wasserflächen unter Naturschutz
       stehen sollen. Die Studie kann dazu beitragen, bei politischen
       Entscheidungen die Möglichkeiten und Grenzen des Insektenschutzes besser
       einzuschätzen.
       
       15 Apr 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Insekten/!t5012404
 (DIR) [2] /Studie-zur-Artenvielfalt/!5786381
 (DIR) [3] https://www.cell.com/one-earth/fulltext/S2590-3322(22)00631-5?_returnURL=https%3A%2F%2Flinkinghub.elsevier.com%2Fretrieve%2Fpii%2FS2590332222006315%3Fshowall%3Dtrue
 (DIR) [4] /Artenschutzgipfel-in-Kanada/!5903021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ann-Kathrin Leclère
       
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