# taz.de -- Vertreter für Hygienedinge: Immer schön sauber bleiben
       
       > Als Gastwirt hat man es schnell mit Vertretern zu tun. Sie bieten Waren
       > oder Dienstleistungen vor allem für die Hygiene, analog und digital.
       
 (IMG) Bild: Es sind ja feste Seifen schwer in Mode, weil angeblich nachhaltiger
       
       Als Wirt ist man für so allerhand Zielgruppe, von dem ich mir bisher gar
       keine Vorstellung machte. Es ist eine ganz eigene Welt, und belebt wird sie
       auch von einer Spezies, die ich schon für ausgestorben hielt: dem Vertreter
       – übrigens ohne -in, meiner Erfahrung nach. Einige fahren sogar noch mit
       dem Auto auf den Hof und holen Muster aus dem Kofferraum.
       
       Hauptmetier dieser Leute ist vorwiegend der [1][Hygienebereich]. Die einen
       versprechen, einem das Internet sauber zu halten. Ich bekomme fast
       wöchentlich Angebote, um das digitale Image des Gasthauses aufzupolieren –
       inklusive der Entfernung kritischer Bewertungen aus Google & Co. Diese
       Vertreter tauchen selten persönlich auf. Die anderen, die mit den Mustern
       im Kofferraum, machen in Seifen, Laugen, XY-Entfernern und
       Desinfektionsmitteln. Ihr Narrativ: Wer handelsüblichen Produkten aus dem
       Supermarkt vertraut, kann auch gleich mit Wasser putzen.
       
       Kein Wunder also, dass es sogar eine eigene Hygienekollektion für das
       Gästebad gibt. Fachbegriff: Hotelkosmetik. Vorige Woche steckte ein
       umfangreicher Katalog unverlangt im Briefkasten – gleich mit den wichtigen
       Buzzwords auf dem Titel: „bio, ressourcenschonend, nachhaltig“. Was mich
       bis heute wütend macht. Was bitte soll an kleinen Tübchen und Fläschchen
       nachhaltig sein? Am nachhaltigsten wäre es, wenn sie gar nicht existierten.
       
       Ich habe in meinem Kulturbeutel ein Hotel-Nähset und eine Miniflasche
       Flüssigseife, beides Souvenirs aus einem Hotel in Schanghai. Vor Kurzem
       habe ich nachgerechnet. Beide sind inzwischen 15 Jahre alt. Ich habe sie
       nie angerührt. Einen ähnlichen Verdacht habe ich bei Conditioner. Wollen
       Sie wirklich irgendwelches Zeug aus dem Hotel an Ihre gestressten Haare
       kommen lassen?
       
       Wir haben uns vorgenommen, das Gasthaus als nachhaltiges Hotel zu führen –
       auch in Sachen Hygiene. Ich habe gelernt: Das Vorhandensein eines
       Spezialreinigungsmittels heißt nicht automatisch mehr Sauberkeit, und für
       Nachhaltigkeit reicht auch nicht aus, dass der Begriff auf jeder Packung
       steht.
       
       Es sind nun ja feste Seifen schwer in Mode, weil angeblich nachhaltiger.
       Auch ich habe sie in einigen Bädern ausgelegt, aber mich sofort wieder
       davon verabschiedet. Kein Mensch will ein Stück Seife in die Hand nehmen,
       das schon mal von einem Fremden benutzt wurde, auch wenn es an einer
       formschönen Kordel an der Duschstange hängt. Es löst sich stattdessen von
       selbst auf und verteilt sich so anhaltend in der Nasszelle, dass wieder
       extra Seife und Wasser benötigt wird, um alles abzubekommen. Was da
       wirklich nachhaltig wirkte, war die Duschgardinenpredigt der Zimmerfrau.
       
       17 Mar 2023
       
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