# taz.de -- Weniger Treibhausgasausstoß: Deutschland erreicht Klimaziel 2022
       
       > Deutschlands Emissionen sanken 2022, weil die Industrie ihre Produktion
       > drosseln musste. Verkehrs- und der Gebäudesektor sind weiter zu
       > klimaschädlich.
       
 (IMG) Bild: Ging 2022 wieder ans Netz: Kohlekraftwerk Mehrum in Niedersachsen
       
       Berlin taz | Deutschland hat seinen [1][Treibhausgas-Ausstoß] im
       vergangenen Jahr gesenkt, und zwar um 1,9 Prozent. Das gab das
       Umweltbundesamt (UBA) am Mittwoch bekannt. Insgesamt heizte die
       Bundesrepublik die Erderhitzung 2022 immer noch mit 746 Millionen Tonnen
       Treibhausgasen an. Das liegt noch knapp unter der Menge, die laut
       [2][Klimaschutzgesetz] für das Jahr zulässig wäre – das Klimaziel ist also
       insgesamt geschafft.
       
       UBA-Chef Dirk Messner zeigte sich bei der Präsentation der Daten dennoch
       wenig begeistert. „Das ist unter den Gegebenheiten des Krieges vielleicht
       ein Teilerfolg“, sagte er. Schnell genug geht es ihm aber nicht. „Wir
       brauchen jedes Jahr bis 2030 eine [3][Reduzierung um 6 Prozent].“
       
       Nur so sei das deutsche [4][Klimaziel] für das Ende des Jahrzehnts
       erreichbar. Das lautet: 65 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als
       1990. Also darf Deutschland 2030 höchstens noch 438 Millionen Tonnen
       Treibhausgase verursachen. Gegenüber dem Niveau von heute ist das also fast
       eine Halbierung.
       
       Russlands Krieg gegen die Ukraine und die damit verbundene Gaskrise ziehen
       sich durch die Klimabilanz des vergangenen Jahres. Wie erwartet ist der
       Energiesektor klimaschädlicher geworden. Schließlich wurde mangels
       russischem Gas mehr klimaschädliche Kohle verstromt als eigentlich geplant.
       Auch Öl kam verstärkt zum Einsatz.
       
       ## Deutschland produzierte mehr Strom
       
       Bemerkbar macht sich auch, dass Deutschland mehr Strom produzieren und nach
       Frankreich exportieren musste. Dort gab es Mangellagen durch technische
       Pannen bei etlichen Atomkraftwerken, teils auch durch fehlendes Kühlwasser
       für die Anlagen infolge von Dürre. Den CO2-Grenzwert, den das deutsche
       Klimaschutzgesetz für die Energiegewinnung vorsieht, hat der Sektor nur
       ganz knapp geschafft.
       
       Die Gaskrise hatte fürs Klima aber auch positive Effekte: Die Industrie hat
       deutlich weniger Energie verbraucht als im Vorjahr, einige Branchen
       drosselten sogar die Produktion. Somit entstanden weniger CO2-Emissionen.
       Der Sektor hat seinen CO2-Grenzwert laut Klimaschutzgesetz sogar
       unterschritten. Ohne diesen Effekt hätte Deutschland das Klimaziel für 2022
       nicht geschafft.
       
       Auch die Landwirtschaft unterschritt ihren CO2-Grenzwert. Die Emissionen
       sanken im Vergleich zum Vorjahr leicht, unter anderem durch einen Rückgang
       der Schweinezahlen und weniger Mineraldünger beim Ackerbau.
       
       Das Verkehrswesen hingegen bleibt Sorgenkind beim Klimaschutz. Gegenüber
       dem Vorjahr stiegen die Emissionen in dem Bereich an und lagen damit wie im
       Jahr zuvor deutlich über dem CO2-Grenzwert laut Klimaschutzgesetz. Damit
       ist Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) wohl erneut verpflichtet,
       ein Sofortprogramm vorzulegen, um die Lücke zu schließen.
       
       ## Weniger geheizt
       
       Final steht das erst fest, wenn der Expertenrat für Klimafragen die Daten
       des Umweltbundesamts binnen eines Monats noch einmal geprüft hat. So sieht
       es das Klimaschutzgesetz vor. Allerdings steht noch das Sofortprogramm aus,
       das Wissing 2022 hätte vorlegen sollen. Damals hatte er zwar ein
       entsprechendes Papier vorgestellt. Das aber genügte den Ansprüchen des
       Expertenrats für Klimafragen nicht.
       
       Auch im Gebäudesektor lagen die Emissionen 2022 wie schon im Vorjahr über
       den gesetzlichen CO2-Grenzwerten. Ursache ist vor allem das Heizen mit
       fossilen Energieträgern, also Öl und Gas. Auch Bundesbauministerin Klara
       Geywitz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) müssen
       also wohl wieder ein Sofortprogramm vorlegen. Anders als beim Verkehr sind
       die Emissionen im Vergleich zum Vorjahr aber immerhin gesunken. Es wurde
       vielerorts weniger geheizt. Teils lag das am vergleichsweise milden Wetter,
       aber auch an bewussten Entscheidungen der Verbraucher*innen.
       
       15 Mar 2023
       
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 (DIR) Susanne Schwarz
       
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