# taz.de -- Schroeder und Somuncu schwer beleidigt: Gekränkte Eitelkeit
       
       > Serdar Somuncu und Florian Schroeder verdienen mit Witzen Geld. Sinn für
       > Humor haben die beiden allerdings nicht – wie ein jüngstes Beispiel
       > zeigt.
       
 (IMG) Bild: Bedingt lustig, schnell beleidigt: die Kabarettisten Florian Schröder und Serdar Somuncu
       
       Wer sich gerne 20 Minuten peinliche Prominente auf der Bühne anschaut, hat
       seit letzter Woche neues Youtube-Material. Während einer Live-Show ihres
       [1][Radio1-Podcasts „Schroeder & Somuncu“] geifern und ätzen die Komiker,
       Kabarettisten, Satiriker – ja was eigentlich genau? – gegen die Zuschauerin
       Gabriele Frydrych und ihre zwei Freundinnen. Frydrych hatte es gewagt, vor
       die Bühne zu treten und zu fragen, [2][ob denn noch Kabarett zu erwarten
       sei] – und löste dadurch einen klassistischen und misogynen Aggrorausch der
       beiden Künstler aus.
       
       Das Publikum johlte. Und entlarvte damit auch den eigenen fragwürdigen
       Humor. Lustig fand das Frydrych aber nicht. „Eher armselig“, sagt sie der
       taz. 10 Euro bot ihr Somuncu an, wenn sie sofort gehe. Sie verlangte 40
       Euro. „Ich wollte kein Schweige-, sondern mein Eintrittsgeld.“
       
       Am Ende zog Somuncu [3][einen Fuffi aus dem Geldbeutel]. Schroeder
       echauffierte sich über C&A-Mäntel und vermutete, die drei Freundinnen
       könnten die Kohle jetzt in Marzahn versaufen. „Ich hielt ihn immer für
       intelligent, aber das ist würdelos“, findet Frydrych. Die 50 Euro landeten
       tatsächlich in Marzahn auf dem Tresen. Frydrych findet, die beiden sollten
       sich bei den Menschen aus Marzahn und denen, die Klamotten preiswert
       einkaufen, entschuldigen.
       
       Es ist nicht Schroeders oder Somuncus Problem, wenn sich Frydrych nicht
       unterhalten fühlt. Aber Personen des öffentlichen Lebens müssen souveräner
       mit Kritik umgehen. Die Lehrerin und Autorin schrieb im Nachgang mehrere
       Briefe, unter anderem an diese Zeitung, an den RBB und an Florian
       Schroeder. Antworten bekam sie zunächst keine. Bis Radio1 am Dienstag die
       neue Podcastfolge veröffentlichte.
       
       ## Zur besten Sendezeit
       
       In dieser lassen Schroeder und Somuncu keinen Zweifel, dass der Frust immer
       noch tief sitzt. Sie beziehen sich immer wieder auf Frydrych und ihren
       Brief. „Das ist gekränkte Eitelkeit. Wie kann man sich nur so an einer
       Person abarbeiten?“, fragt Frydrych. „Ich bin ja nicht der
       Bundespräsident.“ Kabarett soll die Mächtigen angreifen und Missstände
       humoristisch darlegen. Doch funktioniert das noch?
       
       Nerviges und prominentes Beispiel für das diffuse Machtverständnis des
       deutschen Kabaretts ist Dieter Nuhr. Ein Mann mit bester Sendezeit in der
       ARD, der fürchtet, [4][er könne wegen Cancel Culture bald nicht mehr
       losledern] gegen woke Weltverbesser*innen. Da kann es schon mal passieren,
       dass Dieter von Rassismus gegen Weiße schwadroniert.
       
       Die lokalen öffentlich-rechtlichen Sender strahlen immer wieder
       Kabarettist*innen mit markanter Mundart aus. Aber wenn wir ehrlich sind,
       wer schaut das noch? Die magische Zielgruppe der Menschen im Alter zwischen
       14 und 30 Jahren sehr wahrscheinlich nicht. Die klickt sich, wenn
       überhaupt, dann auf Youtube zum „ZDF Magazin Royale“ oder neuerdings
       „Reschke Fernsehen“. Alles Sendungen mit Satireanspruch, die Menschen
       lustig finden. Aber wie viel Satire und wie viel Nachrichten stecken in
       diesen Sendungen? Schließlich präsentieren die Redaktionsteams häufig
       hintergründige Recherche und journalistische Aufdeckung – nur eben
       humoristisch verpackt.
       
       Vielleicht ist das die Zukunft der Nachrichten. Wenn die
       Konzentrationsspanne von Generation zu Generation nachlässt, dann muss
       Wissen neu vermittelt werden. Über Kacheln auf Instagram oder schlechte
       Wortwitze bei der „heute-show“. Oder durch einen TikTok-Kanal der
       „Tagesschau“. Um zu beweisen, dass seine Sendung satirisch und nicht
       nachrichtlich sei, tanzte Jan Böhmermann auch schon nackt auf der Bühne. Ob
       das wirklich Eindruck hinterlassen hat?
       
       „Kabarett ist nicht Comedy“, sagt Frydrych. Lustig will und kann beides
       sein. Nach unten treten und auf Menschen rumhacken dagegen nicht. Und der
       Podcast „Schroeder & Somuncu“, der schon in der ersten Folge 2020 mit
       rassistischen und sexistischen Aussagen entgleiste, war es letzte und diese
       Woche erst recht nicht.
       
       21 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.radioeins.de/archiv/podcast/schroeder-somuncu.html
 (DIR) [2] /Shitstorm-gegen-Comedian-Somuncu/!5714443
 (DIR) [3] https://www.youtube.com/watch?v=PK-ftNFu_vU
 (DIR) [4] /Comedy-der-Neuen-Rechten/!5795831
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anton Kämpf
       
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