# taz.de -- Rechte Burschenschaftler im Staatsdienst: Die Regierung schaut lieber weg
       
       > Im Bundesverteidigungsministerium waren oder sind zwei Mitglieder einer
       > rechten Burschenschaft beschäftigt. Einzelfälle? Das weiß die Regierung
       > nicht.
       
 (IMG) Bild: Für den Verfassungsschutz relevant: Mitglieder der Hamburger Burschenschaft Germania, hier 2013
       
       Schon früh haben sich Jan G. und Marko B. für das Vaterland eingesetzt. Bei
       der [1][rechtsextremen Hamburger Burschenschaft Germania (HBG)] traten sie
       gegen „Umerziehung“ und den „Zeitgeist“ an. Die Herren haben aber noch mehr
       Gemeinsamkeiten: Sie machten Karriere. Beide sind oder waren im
       Bundesverteidigungsministerium tätig – G. als Regierungsdirektor und B. als
       höherer Beamter. Sind oder waren? Das Verteidigungsministerium möchte sich
       zu den Alten Herren der schlagenden Verbindung nicht direkt äußern.
       
       „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir zu Einzelpersonen sowie etwaigen
       eingestuften Verdachtsfallbearbeitungen des Bundesamtes für den
       [2][Militärischen Abschirmdienst] aus Gründen des Datenschutzes und der
       Persönlichkeitsrechte keine Auskünfte erteilen dürfen“, antwortet ein
       Sprecher des Ministeriums der taz. Auch zu etwaigen Disziplinarverfahren
       könne nach der Wehrdisziplinarordnung keine Auskunft erteilt werden, sagt
       der Sprecher und betont: „Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass diese
       Antwort weder eine Bestätigung noch eine Zurückweisung des infrage
       stehenden Sachverhalts darstellt.“
       
       Schon 2020 und 2021 waren die engen Verbindungen von G. und B. zur
       Burschenschaft mit dem Slogan „Ehre, Freiheit, Vaterland“ aufgefallen. Im
       Jahr 2020 wirkte B. als Sprecher der HBG. Sein Name tauchte wie der Name
       seines Bundesbruders 2015 auf einer „Bierliste“ der Germanen auf. Bis heute
       rühmt sich die HBG ihrer Trinkgelage. Zu einem norddeutschen Heimatabend
       schreiben sie auf Instagram: „Wer sich erinnert war nicht dabei …“
       
       Seit Jahren weist das Hamburger „Bündnis gegen Rechts“ auf die engen
       Kontakte der HBG zur rechten Szene hin. Bei den Germanen traten
       einschlägige Referenten auf, etwa der geschichtsrevisionistische Autor Gerd
       Schulze-Rhonhof oder der [3][islamfeindliche Schriftsteller Akif Pirinçci].
       Auch Verbindungen zur NPD und zur Identitären Bewegung pflegte die
       Burschenschaft, die sich selbst „patriotisch“ nennt.
       
       ## Verfassungsschutz-Erkenntnisse interessieren nicht
       
       Der Hamburger Verfassungsschutz beobachtet die HBG schon lange. Dessen
       Erkenntnisse scheinen aber keine Relevanz für das Bundesinnenministerium zu
       haben. Eine Antwort an die Linke legt nahe, dass sie gar nicht zur Kenntnis
       genommen werden. Die Bundestagsabgeordnete Martina Renner wollte wissen,
       wie viele „Mitarbeiter von Bundesministerien inkl. deren nachgeordneten
       Bundesbehörden“ 2021 und 2022 Mitglied „einer Burschenschaft der
       Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ (BG) waren. Die BG wird als rechtsextrem
       eingestuft. Antwort: Das „erfragte Kriterium ‚Mitgliedschaft in einer
       Burschenschaft‘“ werde von Bundesministerien und nachgeordneten Behörden
       „nicht erhoben“.
       
       „Die Bundesregierung muss sich mal entscheiden. Entweder nimmt sie die
       Existenz von Rechtsextremisten und ihren Netzwerken wirklich ernst“, sagt
       Renner, „dann muss sie sich mit Burschenschaften beschäftigen.“ Die
       pauschale Rücksichtnahme auf Burschenschaften innerhalb der
       Sicherheitsbehörden oder Ministerien sei jedoch „ein Zeichen dafür, dass
       man dort manche Dinge gar nicht erst wissen möchte“.
       
       19 Jan 2023
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) Andreas Speit
       
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