# taz.de -- UN-Biodiversitätskonferenz: Die Uhr tickt, die Welt verhandelt
       
       > Bei dem internationalen Gipfel soll ein Abkommen zum Schutz der
       > Biodiversität beschlossen werden. Doch die Zeichen stehen schlecht.
       
 (IMG) Bild: Weniger Lebensraum: Die Waran-Echse ist laut der Weltnaturschutzunion IUCN vom Aussterben bedroht
       
       taz | Die Konferenz startet mit einem Desaster: Trotz zwei Jahren
       Vorverhandlungen konnten sich die Mitgliedstaaten des Übereinkommens zur
       Biologischen Vielfalt ([1][Convention on Biological Diversity], CBD) nicht
       auf einen vorläufigen Vertragstext einigen. Seit Samstag sitzen die
       Fachleute der Delegationen am Konferenzort im kanadischen Montreal
       zusammen, um wenigstens die wichtigsten Streitpunkte zu klären.
       
       Offiziell starten die zweiwöchigen Verhandlungen am 7. Dezember. Verhandelt
       wird über ein neues Rahmenabkommen, das die CBD umsetzen soll. Sie war
       Ergebnis des UN-Gipfels zu Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992
       und trat 1993 völkerrechtlich in Kraft. Bis heute haben sie 196 Staaten
       unterzeichnet; die USA sind kein Mitgliedstaat, sind aber bei den
       Verhandlungen vertreten.
       
       Das alte Rahmenabkommen – das unter anderem die sogenannten Aichi-Ziele zur
       Biodiversität enthielt – war im Jahr 2020 ausgelaufen; das Treffen der
       Mitgliedstaaten – die 15. Conference of the Parties, COP 15 – wegen der
       Pandemie aber mehrmals verschoben worden. Den Anspruch an die Verhandlungen
       formulieren die im „Forum Umwelt und Entwicklung“ verbundenen
       Organisationen so: „Das Abkommen muss in der Lage sein, den Verlust der
       biologischen Vielfalt zu stoppen und umzukehren. Das Ambitionsniveau muss
       erhöht werden und darf nicht hinter jenem des Strategischen Plans 2010–2020
       und seinen [2][Aichi-Zielen] zurückfallen. Dieser hatte bereits zum Ziel,
       den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Wegen unzureichender
       Umsetzung ist dies aber nicht erreicht worden.“
       
       Diesmal in Montreal 
       
       Ursprünglich sollten die Verhandlungen im chinesischen Kunming stattfinden,
       die restriktive [3][Coronapolitik Pekings] machte das unmöglich. Darum wich
       der Gipfel schließlich an den Sitz der CBD aus – Montreal. Die
       Präsidentschaft bleibt bei China, was Beobachter als Problem betrachten.
       Auf dem G20-Treffen in Bali traten Spannungen zwischen China und Kanada
       offen zu Tage; verschiedene Regierungschefs, darunter Bundeskanzler Olaf
       Scholz, Frankreichs Premier Emmanuel Macron, Kanadas Premier Justin Trudeau
       und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, hatten intern offenbar
       ihre Bereitschaft erklärt, an dem Gipfel teilzunehmen.
       
       China soll aber, so hieß es, kein Interesse daran gehabt haben, ihn
       aufzuwerten. So wird für Deutschland Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne)
       teilnehmen und ab dem 13. Dezember vor Ort sein. Sollte es am Ende ein
       neues Abkommen geben, müssten seine Vorgaben in der Nationalen Strategie
       zur Biologischen Vielfalt umgesetzt werden.
       
       6 Dec 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.cbd.int/
 (DIR) [2] https://www.bmz.de/de/themen/biodiversitaet/hintergrund/neue-biodiversitaetsziele-66242
 (DIR) [3] /Null-Covid-Politik-in-China/!5893777
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Heike Holdinghausen
       
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