# taz.de -- Enttäuschendes Ende der COP27: Mit Vollgas Richtung Klimahölle
       
       > Der größte Erfolg von Scharm al-Scheich war, dass es keine Rückschritte
       > gab. Das illustriert, wie jämmerlich die Klimapolitik auf globaler Ebene
       > ist.
       
 (IMG) Bild: Bitterer Geschmack bleibt nicht nur bei den Demonstranten nach der COP27
       
       Die COP27, die nun quälend spät zu Ende gegangen ist, war in [1][vielen
       Belangen historisch]: Zum ersten Mal wurde ein Fonds für die Hilfe bei
       Klimaschäden beschlossen. Zum ersten Mal hat eine Präsidentschaft, [2][die
       ägyptische, alle Ausgewogenheit einer UN-Konferenz missachtet], die
       Sicherheitsregeln gebrochen, die Menschenrechte geknebelt und die Konferenz
       an den Rand des Abbruchs getrieben. Und zum ersten Mal hat die EU versucht,
       beim Klima als ernst zu nehmender Player zu agieren – und ist damit nur
       halb erfolgreich gewesen.
       
       Nicht zum ersten Mal jedoch hat die Konferenz leider mal wieder eine ganze
       Reihe von Chancen verpasst, die Klimakrise wirklich anzugehen: einen
       entscheidenden Ausstieg aus allen fossilen Energien zu beschließen, die
       Subventionen zu kürzen, die Erneuerbaren massiv auszubauen, [3][die Wälder
       wirklich zu schützen] – nicht nur Ankündigungen, sondern ernsthafte Ziele
       und Kooperationen. All das hat es viel zu wenig gegeben und der Weg in die
       Heißzeit ist weiter vorgezeichnet.
       
       Der größte Erfolg von Scharm al-Scheich war – neben dem Fonds für
       Klimaschäden, der eine wirkliche Errungenschaft ist, die kaum jemand
       erwartet hatte – die Tatsache, dass es keine Rückschritte gegenüber den
       Beschlüssen von Glasgow 2021 gab. Das illustriert, wie jämmerlich
       unzureichend die Klimapolitik auf globaler Ebene ist. Bei allen
       Fortschritten bei den Erneuerbaren und bei regionalen Erfolgen sind wir
       weiter auf einem „Highway in die Klimahölle“, wie UN-Generalsekretär
       António Guterres zu Beginn der COP warnte. Und wir freuen uns darüber, dass
       es nicht noch schlimmer wird – anstatt endlich irgendwann damit anzufangen,
       tatsächlich die Emissionen radikal zu senken, wie es die Wissenschaft
       fordert.
       
       Denn auch das galt als Erfolg von Scharm al-Scheich: Die 1,5-Grad-Grenze
       wurde verteidigt. Das heißt, sie wurde nicht verteidigt. Was für
       erfolgreich gehalten wurde, war der Beschluss, die 1,5 Grad bis 2100 nicht
       zu überschreiten. Ob das naturwissenschaftlich noch machbar ist oder nicht,
       ist fast nachrangig. Es ging um den politischen Beschluss. Es verschleiert
       aber, dass die wirkliche Gefahr für die 1,5-Grenze nicht so sehr von denen
       ausgeht, die die Beschlüsse zurückdrehen wollen. Sondern von denen, die
       weder die Beschlüsse fassen noch die Politik machen, damit die Emissionen
       so radikal sinken können, wie es nötig ist.
       
       Die sitzen nicht nur in China oder Saudi-Arabien, sondern überall da, wo
       gegen radikale und schnelle Klimapolitik Front gemacht wird. Denn nur so
       lässt sich beim Abbiegen vom Highway Richtung Klimahölle noch die Kurve
       kriegen. Die Ausfahrt Scharm al-Scheich haben wir verpasst. Mit Vollgas.
       
       20 Nov 2022
       
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