# taz.de -- CO2-Fußabdruck von Forschungsinstituten: Wissenschaft will Primus werden
       
       > Auch Wissenschaftsinstitute tragen zur Klimaveränderung bei. Eine Studie
       > zeigt, dass noch viel Luft nach oben ist, um die CO2-Bilanz zu
       > verbessern.
       
 (IMG) Bild: „Flugscham“ ist in der Wissenschaft inzwischen längst zum Trend geworden
       
       Berlin taz | Die Forschung kann gut berechnen, welche Bereiche in
       Wirtschaft und Gesellschaft zur Klimaerwärmung beitragen und wie sich das
       verringern ließe. Aber auch in den wissenschaftlichen Einrichtungen selbst
       wird jede Menge an schädlichen Treibhausgasen produziert, wie eine Studie
       des [1][Verbandes der europäischen Wissenschaftsakademien Allea]
       zusammengetragen hat. Die Untersuchung wurde am Mittwoch in einer
       Veranstaltung der Berlin Science Week in der Schweizer Botschaft
       vorgestellt.
       
       „Das akademische System ist derzeit nicht klimaverträglich“, erklärte
       Physikprofessorin Astrid Eichhorn, eine der Autorinnen der Studie
       [2][(„Towards Climate Sustainability of the Academic System in Europe and
       beyond“).] Die gute Nachricht: Einzelne Akteure in der Wissenschaft hätten
       bereits erste Schritte in Richtung Klimanachhaltigkeit getan. Und: „Es gibt
       jetzt viele Optionen für alle Beteiligten, um klimanachhaltig zu werden“,
       so Eichhorn. Die Veranstaltung, die von der Jungen Akademie der
       Wissenschaftsakademien in Berlin und Halle mitorganisiert wurde, stand
       unter dem Rahmenthema der noch bis zum 10. November dauernden
       Wissenschaftswoche Paradigmenwechsel: Nachhaltigkeit jetzt gemeinsam
       erreichen.
       
       In der Allea-Studie wurden alle am Wissenschaftssystem beteiligten
       Institutionen und Personengruppen auf ihren CO2-Fußabdruck unter die Lupe
       genommen: Hochschulen, Professoren und Studierende, Forschungslabore und
       Rechenzentren, Förderorganisationen, selbst Mensen und Forschungspolitiker
       in den Parlamenten. Heraus kam, dass die Bandbreite der
       Treibhausgasemissionen europäischer Universitäten nach ihren eigenen
       Umweltberichten zwischen einer Tonne und über 30 Tonnen
       CO2-Äquivalent-Emissionen pro Mitarbeiter beträgt.
       
       Die große Spreizung kommt durch unterschiedliche Berechnungen zustande.
       Während ein Teil der Unis nur Heizung und Stromverbrauch in ihr Ökokonto
       eintragen, addieren andere auch Transport- und Reisekosten oder Emissionen
       aus Lieferketten hinzu.In der Astronomie beispielsweise gab ein
       Forschungsinstitut etwa 18 Tonnen CO2-Äquivalente an Emissionen pro
       Forscher an. Die Hauptquellen waren hier [3][Flugreisen zu
       Wissenschaftskonferenzen] und der Stromverbrauch, zumeist für den
       [4][Rechnerbetrieb.]
       
       ## Flugreisen und Stromverbrauch als zentrale Verursacher
       
       Dagegen landeten zwei Labore aus den Life Sciences bei vier Tonnen
       CO2-Äquivalente. Aber auch hier waren Flugreisen und Stromverbrauch die
       zentralen Verursacher. Inzwischen ist in der Wissenschaft „Flugscham“
       längst zum Trend geworden. Und die Coronapandemie hat ihren Teil dazu
       beigetragen, dass viele Konferenzen im Netz stattfinden.
       
       Dennoch hält Astrid Eichhorn weitere Klima-Anstrengungen für nötig, auch um
       die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft nicht zu beschädigen. „Ich denke, dass
       wir die Dringlichkeit der Krise noch deutlicher machen und die Wirkung
       wissenschaftlicher Politikberatung erhöhen können“, so die Physikerin, die
       an der Universiät von Süd-Dänemark tätig ist, „wenn wir zu einem
       gesellschaftlichen Sektor werden, der bei der Reduzierung seiner
       Klimaauswirkungen führend wird“.
       
       5 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://allea.org/
 (DIR) [2] https://allea.org/portfolio-item/towards-climate-sustainability-of-the-academic-system-in-europe-and-beyond/
 (DIR) [3] /Forderungen-der-Students-for-Future/!5641810
 (DIR) [4] /50-Jahre-Internet/!5633455
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Manfred Ronzheimer
       
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