# taz.de -- Alternative Männlichkeit im Wrestling: Lebenstipps von „The Rock“
       
       > Dwayne Johnson schaffte es vom Wrestler zum bestbezahlten Schauspieler
       > Hollywoods. Und veränderte subtil das dortige Männlichkeitsbild.
       
 (IMG) Bild: Stellt Männlichkeit dar, die nur auf den ersten Blick unverwundbar ist: der supernette Dwayne Johnson
       
       Kürzlich träumte ich, dass mir Dwayne „The Rock“ Johnson in einer
       Uni-Cafeteria ein Life-Coaching gab. Er saß da mit seinem Notizbuch und
       lächelte mich so supernett und ohne Hintergedanken an, wie er das in seinen
       Filmen immer macht, und schrieb alles auf, was ich ihm erzählte. Da ist es
       nur fair, dass ich ihm auch ein paar Zeilen meiner Aufmerksamkeit widme.
       Denn Dwayne „The Rock“ Johnson ist auf jedem [1][Streamingdienst] der
       Begriff, nach dem ich am meisten Suche – direkt nach Sandra Bullock.
       
       Bei den beiden komme ich immer runter. Meistens spielen sie in Komödien
       oder Actionfilmen mit, den Trash-Genres unter den Filmsparten, völlig
       unterschätzt in ihrer Fähigkeit zu Ablenkung und sozialem Kommentar
       zugleich.
       
       Was ich an „The Rock“ so liebe? Er war früher Wrestler, sein Großvater
       [2][war Wrestler,] sein Vater war Wrestler, und nun wrestlet seine älteste
       Tochter. Später wurde er zum bestbezahlten Schauspieler in Hollywood, good
       for him!
       
       Er spielte dann eine Zahnfee oder einen egomanischen Footballspieler, der
       Tuna-Smoothies trinkt und herausfindet, dass er eine kleine Tochter hat.
       Sie verwandelt seine schicke Wohnung in ein Schaumbad und lässt natürlich
       den Deckel vom Smoothiemixer weg. „The Rock“ stellt in seinen Filmen
       [3][Männlichkeit] dar, die nur auf den ersten Blick unverwundbar ist.
       
       ## Wrestling zeigt Männer in Man-Drag
       
       Wie Hollywood das eben so zulässt. Aber so, wie „The Rock“ diesen Topos
       verkörpert, steckt immer etwas mehr dahinter. Vielleicht weil er sich mit
       dem expliziten Aufführen von Maskulinität, ihrer Inszenierung, wie sie dem
       Wrestling eingeschrieben ist, so gut auskennt. Wrestling, das ist das
       Trash-Genre unter den Sportarten.
       
       Wrestling ist darstellende Kunst und choreografierter Kampfsport in einem.
       Die meisten Wrestler sind chronisch unterbezahlt, es gibt Scripts und
       Rollen, die ganz banal in good guys und bad guys aufgeteilt sind.
       
       Die Kostüme sind so übertrieben, dass sie schon wieder [4][Camp] sind.
       Wrestling zeigt Männer in Man-Drag. Und es zeigt auf der Bühne, dass
       Realität erst aus dem entsteht, was wir immer und immer wieder aufführen.
       Das Wrestling-Medienunternehmen WWE wählt die Champions vorher aus, je nach
       gerade populärem Erzählstrang und Bühnenpräsenz.
       
       Und auch hier mischt sich die soziale Realität mit dem, was auf der Bühne
       gezeigt wird. Schwarzen Wrestlern sind bis heute die stereotypsten Rollen
       und Namen vorbehalten, sie sind meistens „Jobber“, also Statisten für die
       weißen Stars. Auch hier kämpfte sich „The Rock“, der eine afrokanadische
       und eine samoanische Familiengeschichte hat, bis ganz nach oben.
       
       Als wir in der Grundschule unser Geld für Wrestlingsammelkarten
       zusammensparten, wurde mein bester Freund im Hort regelmäßig von zwei
       älteren Zwillingen aus gutem Hause wegen seiner Aussprache gemobbt. Wir
       übten also wrestlen und trauten uns irgendwann, mit Anlauf Saltos zu
       springen. Wir schmissen die Zwillinge nur in unseren Köpfen aus dem Ring,
       aber es half ungemein.
       
       27 Oct 2022
       
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