# taz.de -- Deutsche Bischofskonferenz: Rufe nach Reformen werden lauter
       
       > Der Limburger Bischof Georg Bätzing will die Forderungen des synodalen
       > Wegs ernst nehmen. Initiativen verlangen schnellere Veränderungen.
       
 (IMG) Bild: Bischof Georg Bätzing (rechts) während der vierten Synodalversammlung am 8. September 2022
       
       München afp/epd | Vor dem Beginn der Herbstvollversammlung der Deutschen
       Bischofskonferenz hat deren Vorsitzender Georg Bätzing sich kämpferisch
       gegenüber Kritikern des sogenannten synodalen Wegs gezeigt. „Wir dürfen uns
       nicht durch die aufhalten lassen, die einfach alles blockieren“, sagte der
       Limburger Bischof am Montag im Bayerischen Rundfunk. Die [1][große Mehrheit
       der deutschen Bischöfe wolle Reformen], nur eine Minderheit sei dagegen –
       deren Haltung stimme aber nicht „mit der Wahrnehmung des Gottesvolks“
       überein.
       
       Beim synodalen Weg hatten zuletzt konservative Bischöfe ein
       Grundlagendokument zur Sexualethik zum Scheitern gebracht. Bätzing sagte:
       „Es gibt Streit, das ist richtig.“ Die Bischöfe müssten sich hier nun
       zusammenraufen. Insgesamt sei der synodale Weg als Weg der Umkehr und
       Erneuerung der Kirche aber ein großer Erfolg.
       
       Bätzing wies auch den Eindruck zurück, Papst Franziskus lehne dieses
       deutsche Sonderformat für innerkirchliche Beratungen ab. „Der Papst selber
       ist doch ein großer Reformer, insofern ist es keine gute Wahrnehmung zu
       sagen, er ist ein Gegner des synodalen Wegs“, sagte der Limburger Bischof.
       
       „Er hat bestimmte kritische Anmerkungen gemacht, die hat er uns auch
       geschrieben.“ Etwa die Frage, ob Themen wie Evangelisierung oder Mission
       genug verortet seien. Die [2][Verantwortlichen des synodalen Wegs] würden
       aber sagen, es müssten zunächst die Strukturen gebaut werden, damit
       Menschen das Evangelium überhaupt noch annehmen könnten. „Darüber müssen
       wir immer wieder auch die Verständigung mit dem Papst suchen.“
       
       ## Mangelnder Fortschritt bei Geschlechtergerechtigkeit
       
       Bätzing wies auch Warnungen zurück, das deutsche Reformbestreben könne die
       Kirche spalten. „Es gibt dieses Auseinanderfallen ja, denn viele Menschen
       kehren der Kirche den Rücken – und das aufzuhalten, da zu hören, was diesen
       Menschen wichtig ist, ist mir ein großes Anliegen.“
       
       Neben dem synodalen Weg steht auch der Missbrauchsskandal ein weiteres Mal
       auf der Tagesordnung des von Montag bis Donnerstag dauernden Treffens der
       Bischöfe im hessischen Fulda. Dort will der bisherige
       Missbrauchsbeauftragte, der Trierer Bischof Stefan Ackermann, sein Amt
       aufgeben. Bätzing kündigte eine Neustrukturierung an. „Es muss auf breitere
       und mehr Schultern gestellt werden“, sagte er. Die Kirche komme in eine
       ganz neue Phase mit Intervention, Prävention und Aufarbeitung und brauche
       dazu neue Struktur.
       
       Zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz haben
       auch katholische Initiativen eine Beschleunigung des kirchlichen
       Reformprozesses gefordert. „Es geht uns nicht schnell [3][genug beim
       Synodalen Weg]“, sagte die Sprecherin der Reforminitiative „Wir sind
       Kirche“, Sigrid Grabmeier bei einer Online-Pressekonferenz. „Wir können
       nicht darauf warten, bis der Synodale Weg abgeschlossen ist und in Rom neue
       Weichen gestellt sind.“ Es gehe nun darum, neue Wege zu finden und
       auszuprobieren. Die Initiativen äußerten vor allem Unzufriedenheit über die
       mangelnden Fortschritte bei der Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche.
       
       Die Gruppe der reformbereiten Bischöfe müsse im Zweifelsfall eine
       „Koalition der Willigen bilden, die schon einmal vorangeht“, erklärte
       Thomas Pöschl vom LSBT+Komitee. Bei der jüngsten Versammlung des
       kirchlichen Reformgremiums Synodaler Weg war Anfang September ein
       Reformbeschluss zur kirchlichen Sexualmoral an der Sperrminorität
       konservativer Bischöfe gescheitert. Pöschl forderte die fortschrittlichen
       Bischöfe auf, die Herbstvollversammlung dafür zu nutzen, ihre
       reformunwilligen Kollegen zu überzeugen.
       
       Die Mehrheit der beteiligten Bischöfe hatte im September für den
       Reformbeschluss gestimmt, der erstmals homosexuelle Beziehungen sowie
       queere Menschen in der Kirche anerkennen sollte. Das reichte aber nicht
       aus, weil für den Beschluss eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe
       notwendig gewesen wäre.
       
       „Wir erwarten, dass die Minderheit der Traditionalisten nicht die Mehrheit
       der Reformwilligen behindert“, forderte Angelika Fromm von der Aktion „Lila
       Stola“, die sich für den Zugang von Frauen zu geistlichen Ämtern in der
       katholischen Kirche einsetzt. „Gleiche Würde und gleiche Rechte für Frauen
       in der römisch-katholischen Kirche sind längst überfällig.“ Mutige und
       reformwillige Bischöfe könnten auf der Grundlage von Beschlüssen des
       Synodalen Wegs schon jetzt Frauen in sakramentale Dienste einbeziehen und
       als Leiterinnen von Gemeinden einsetzen.
       
       Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz,
       Johannes Norpoth forderte die Bischöfe auf, Voraussetzungen für die
       Unabhängigkeit der Betroffenenarbeit zu schaffen. Zudem kritisierte er die
       Verzögerungen bei der [4][Veröffentlichung von Missbrauchsgutachten] in
       einzelnen Bistümern. Hier sei auch der Gesetzgeber gefordert, einen
       rechtlichen Rahmen für die Aufarbeitung von Missbrauch in Institutionen zu
       schaffen.
       
       26 Sep 2022
       
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