# taz.de -- Politik und Fachkräftemangel: Deutschland sucht Personal
       
       > Die Bundesregierung will mit einer „Fachkräftestrategie“ gegen den
       > Arbeitskräftemangel vorgehen. Mehr Frauen und Zuwanderer sollen in den
       > Jobmarkt.
       
 (IMG) Bild: Beratungsgesprächbei der interaktiven Berufsorientierungs- und Ausbildungsbörse in Cottbus (Archivbild)
       
       Berlin taz | Für Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ist die
       Sicherung von Fachkräften eine „Schicksalsfrage“. Das Bundeskabinett
       verabschiedete am Mittwoch eine sogenannte [1][Fachkräftestrategie.] Sie
       bündelt diverse Maßnahmen aus verschiedenen Ministerien. Nur zum Teil
       handelt es sich bei der „Fachkräftestrategie“ um geplante neue Gesetze.
       Auch Werbemaßnahmen und „Dialoge“ zählen dazu, in die auch Arbeitgeber und
       Gewerkschaften eingebunden sind.
       
       Zu den aufgelisteten Maßnahmen gehören etwa die „Ausbildungsoffensive
       Pflege“, eine „Allianz für Aus- und Weiterbildung“, der „Dialogprozess
       Längeres Arbeitsleben“, der „Dialog und Arbeitsprozess Mittelstand,
       Klimaschutz und Transformation“.
       
       Sie alle werden im 40-seitigen Strategiepapier genannt. Im Vorfeld hatte
       der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Peter
       Wollseifer, bereits kritisiert, es fehle der „Kompass“. Eine bloße Sammlung
       von Einzelprojekten sei keine Strategie, die mittel- und langfristig
       konzipiert sein müsse.
       
       Die Bundesregierung will laut Strategiepapier, dass „Erwerbspotenziale“
       noch besser ausgeschöpft werden. „Insbesondere für Frauen ist eine gute
       Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben das Fundament für eine stärkere
       Erwerbsbeteiligung“, heißt es. Eine „Verbesserung der Arbeitsqualität, eine
       mitarbeiterorientierte Arbeitskultur und die Frage einer einfachen
       Verwirklichung der Wünsche nach einem längeren Verbleib im Arbeitsleben
       durch einen flexiblen Übergang in den Ruhestand seien „essentiell“.
       
       ## Offenheit für Migrant:innen
       
       Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte dazu: „Wir
       brauchen vor allem auch mehr Offenheit für ausländische Fachkräfte. Im
       Inland gibt es immer noch Potenziale mit Blick auf die Erwerbstätigkeit von
       Frauen, die natürlich mit mehr Kita-Plätzen und Betreuungsmöglichkeiten
       zusammenhängt. Und es gilt für ältere Menschen, die für sich entscheiden
       länger arbeiten zu wollen“.
       
       Heil nannte am Mittwoch unter anderem die geplante Ausbildungsgarantie, die
       angekündigte Bildungszeit, eine Art Bildungs-Sabbatical, und die Förderung
       in der Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen als Bausteine der
       Fachkräftestrategie. Er verwies auch auf das geplante neue
       [2][Fachkräfteeinwanderungsgesetz,] zu dem die Regierung im Herbst
       Eckpunkte vorliegen möchte. Danach sollen etwa junge Einwanderer:innen, die
       Berufserfahrung und einen im Ausland anerkannten Abschluss, aber kaum
       Deutschkenntnisse haben, dennoch eine Arbeit aufnehmen können.
       
       Im Strategiepapier heißt es, dass nach aktuellen Ergebnissen des
       [3][Fachkräftemonitorings] im Jahre 2026 etwa 240.000 Arbeitsplätze mehr
       neu zu besetzen sind, als Arbeitskräfte verfügbar werden. Künftig werde das
       „Fachkräfteparadox“ zunehmen, wonach es in einigen Branchen und Regionen
       Fachkräftemangel, in anderen Branchen und Regionen hingegen
       Arbeitsplatzabbau geben werde. Laut Papier ist die Zahl der
       sozialversicherten Beschäftigten zwischen den Jahren 2010 und 2020 um 19
       Prozent gestiegen.
       
       Die Vorsitzendes des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Yasmin Fahimi,
       plädierte in einem Interview mit der Rheinischen Post dafür, Erwerbsarbeit
       und Weiterbildung für Frauen attraktiver zu machen. Sie forderte die
       Abschaffung des Ehegattensplittings.
       
       12 Oct 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/fachkraeftestrategie-der-bundesregierung.pdf?__blob=publicationFile&v=5
 (DIR) [2] /Arbeitsminister-Heil-zum-Buergergeld/!5878302/
 (DIR) [3] https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Forschungsberichte/fb-602-fachkraeftemonitoring-fuer-das-bmas.pdf?__blob=publicationFile&v=2
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Dribbusch
       
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