# taz.de -- Sexy im Alter: Eine lesbische Wall of Fame
       
       > Viele lesbische Frauen werden immer sexier, je älter sie werden.
       > Ehrenlesben inklusive – und hier kommen die Beispiele.
       
 (IMG) Bild: Definitiv eine OWL: Queen Latifa
       
       Wenn ich dürfte, würden die folgenden Zeilen diesmal aus einer einzigen
       endlosen Aufzählung von Lesben im besten Alter bestehen, denn die These „je
       älter, desto sexier“ lässt sich auch beim dritten Martini Espresso noch
       belegen – besser vielleicht sogar, Koffein schärft eben die Sinne. Eine Art
       Namensperformance also, die bei Platz für circa 430 Wörter mit Vor- und
       Nachnamen und dem ein oder anderen mittleren Vornamen, Doppelnamen oder
       Künstlernamen eine persönliche Auslese der Top 200 OWLs (Older Wiser
       Lesbians), inklusive Ehrenlesben, ergeben müsste.
       
       Ich habe nämlich gerade erfahren, dass es in Großbritannien das Women Over
       50 Film Festival gibt, kurz WOFFF – und das schon seit 2015. WOFFF klingt
       ein bisschen wie „Wuff“, was gar nicht mal so weit von „Silver Fox“
       entfernt ist, jenem anerkennenden Ausdruck für gesteigerte Anziehungskraft
       im Alter, der lange älteren männlichen Schauspielern und Intellektuellen
       vorbehalten war. Wobei [1][Susan Sontag] natürlich der größte Silver Fox
       von allen war.
       
       Als meine Cousine aus den USA (gleichaltrig, wie das bei Wahlcousinen so
       üblich ist) uns im Sommer besuchte und mit Cocktails verwöhnte (wie das bei
       uns Tradition ist), füllte sich unsere „Sexiest OWL Alive“-Liste schneller
       als jede Schneeeule ihren Kopf drehen kann: Holland Taylor, Queen Latifah,
       Lily Tomlin, Jane Lynch, Fiona Shaw, Abby McEnany. Ehrentitel für: Michelle
       Yeoh als Evelyn Quan Wang in „[2][Everything Everywhere All at Once]“,
       Vanessa Redgrave als Edith Tree in „If These Walls Could Talk 2“, Jean
       Smart als Deborah Vance in „Hacks“, Viola Davis als Annalise Keating in
       „How to Get Away with Murder“ – mit dem Nachsatz: Viola Davis immer, egal
       wo und was. Jetzt ist sie sowieso „Woman King“, womit die Frage geklärt
       sein dürfte, warum sie es gleich zweimal auf die Liste geschafft hat.
       
       Je älter, desto sexyer also. Und, folgen wir Fiona Shaws Beispiel, je älter
       die Schauspieler:innen, desto öfter entscheiden sie sich im Alter für
       lesbische Beziehungen. Weiser halt.
       
       Jetzt ist dieser Text der namentlichen Endlosschleife doch noch gerade so
       entgangen. Damit es spannend bleibt? Nein. Weil erst noch das beste
       archivarische Prinzip der Top 200 OWLs bestimmt werden müsste.
       
       In etwa: alphabetisch sortierte OWLs, nach Alter sortierte OWLs, OWLs in
       der Reihenfolge ihrer lesbisch gelebten Jahre, nach Schönheit ihrer Hände
       ausgesuchte OWLs, Ehren-OWLs sortiert nach den Skills ihrer Figuren, nach
       Power-Femme-Faktor sortierte Ehren-OWLs, Ehren-OWLs gerankt nach besten
       Interviewantworten auf ignorante Fragen.
       
       Dafür bräuchte es dann eine lesbische Wall of Fame für all die
       unterschiedlichen Mindmaps und Sticky Notes und ein paar durchgemachte
       Nächte, um noch einmal das jeweilige filmische Schaffen und öffentliche
       Auftreten zu überprüfen. So sind sie, die nachtaktiven Eulen.
       
       28 Sep 2022
       
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