# taz.de -- Mögliche ukrainische Geländegewinne: Nur nicht müde werden
       
       > Um mangelnde Unterstützung der Ukrainer*innen muss sich die Regierung
       > in Kiew bisher keine Sorgen machen. Wohl aber um die der westlichen
       > Staaten.
       
 (IMG) Bild: Ukrainischer Soldat im Donbass: Die baldige Einnahme der Region entspringt wohl eher Wunschdenken
       
       In Zeiten bewaffneter Konflikte gibt es häufig nur wenig belastbare Fakten.
       Da macht auch der [1][russisch-ukrainische Krieg] keine Ausnahme. Kaum eine
       Nachricht von den Fronten, die nicht mit dem Zusatz versehen wäre, eine
       unabhängige Überprüfung sei leider nicht möglich.
       
       Jetzt machen vor allem in ukrainischen Medien Meldungen die Runde, die
       ukrainische Armee habe im Süden und im Osten drei Dörfer zurückerobert.
       Sollte sich das bewahrheiten – dafür spricht einiges, da die Information
       teilweise auch von russischer Seite bestätigt wird –, bedeutete das zwar
       noch keine Wende in diesem Krieg. Es wäre aber ein Indiz dafür, dass die
       ukrainische Gegenoffensive „Erfolge“ zu verzeichnen hat.
       
       Dass es bei den russischen Truppen nicht „rund läuft“ legt der Umstand
       nahe, dass die Vorbereitungen [2][für ein Referendum in Cherson nach dem
       Vorbild der Krim erst einmal auf Eis gelegt sind]. Auch die vom Kreml
       ausgegebene Deadline, den Donbass bis zum 15. September komplett
       einzunehmen, entspringt wohl eher Wunschdenken und ist wohl ein Placebo für
       die eigene Bevölkerung, denn eine realistische Einschätzung der Lage. Wie
       sehr der Druck im Kessel auch in Russland selbst wächst, ist unübersehbar.
       Denn kein Tag vergeht, ohne dass vermeintliche „Verräter*innen“ abgestraft
       werden.
       
       Um mangelnde Unterstützung der Ukrainer*innen muss sich die Regierung in
       Kiew bislang keine Sorgen machen, wohl aber um die der westlichen Staaten.
       Angesichts der Energiekrise, die viele Menschen in berechtigte
       Existenzängste stürzt, scheint die Kriegsmüdigkeit einer aggressiven
       Rhetorik „Wir zuerst!“ zu weichen, die sich auch Politiker*innen zu
       eigen machen. [3][In Tschechien gehen Zehntausende gegen die Ukrainepolitik
       der Regierung auf die Straße], der italienische Rechtspopulist Matteo
       Salvini stellt die EU-Sanktionen gegen Moskau in Frage.
       
       Letztendlich könnte das darauf hinauslaufen, dass auch Waffenlieferungen an
       die Ukraine reduziert werden oder ganz ausbleiben. Und dann könnte sich das
       Blatt in diesem Krieg doch noch wenden.
       
       5 Sep 2022
       
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