# taz.de -- Wachsender Druck auf Ex-Premier: Terrorermittlungen gegen Khan
       
       > In Pakistan geht der Machtkampf mit dem im April vom Parlament gestürzten
       > Regierungschef Imran Khan in eine neue Runde.
       
 (IMG) Bild: Anhänger Imran Khans versammeln sich am Montag zu seiner Unterstützung vor seinem Haus in Islamabad
       
       Berlin taz | Pakistans Polizei wirft Ex-Premierminister Imran Khan
       Terrorismus vor. Am Montag wurde deshalb ein Strafermittlungsverfahren
       gegen ihn eingeleitet. Bereits am Sonntag war gegen den 69-Jährigen Anzeige
       erstattet worden. Darauf sammelten sich am Abend einige Hundert Anhänger
       vor seinem Haus in Islamabad, um eine mögliche Verhaftung zu verhindern. Am
       Montag rief Khans Partei Tehreek-e-Insaf (PTI) weitere Anhänger auf, [1][zu
       Khans Schutz dorthin zu strömen].
       
       Während Khan sich bisher nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert hat,
       [2][entschied ein Richter des Obersten Gerichts] in Islamabad am Montag,
       dass Khan bis zum 25. August nicht festgenommen werden dürfe. Die PTI hatte
       für den Fall einer Festnahme Khans, die der frühere Außenminister Shah
       Mehmood Qureshi als „rote Linie“ bezeichnete, bereits landesweite Proteste
       angekündigt.
       
       Khan hatte am Samstag in einer Rede der Polizei vorgeworfen, seinen engen
       Mitarbeiter Shehbaz Gill nach dessen Festnahme gefoltert zu haben. Der
       hatte bei einem TV-Auftritt Soldaten aufgefordert, sich illegalen
       Anordnungen der Militärführung zu widersetzen. Darauf wurde er mit dem
       Vorwurf des Hochverrats festgenommen, was mit der Todesstrafe geahndet
       werden kann.
       
       Später wurde auch der Journalist festgenommen, der den Vorwurf der Folter
       Gills erstmalig erhoben hatte. Der Innenminister wie die Polizei hatten den
       Vorwurf zurückgewiesen. Doch Khan wiederholte ihn nicht nur in seiner Rede
       am Samstag, sondern drohte auch der an der Verhaftung beteiligten Richterin
       und den entsprechenden Polizisten mit juristischen Schritten und zugleich
       indirekt mit dem Zorn seiner Anhänger. Dafür könnte er jetzt mehrere Jahre
       Haft bekommen.
       
       ## Zuletzt wurde er in seiner Rhetorik aggressiver
       
       Der 2018 zum Premier gewählte frühere Cricket-Star Khan war im April vom
       Parlament per Misstrauensvotum gestürzt worden. Der als Reformer gegen das
       Politestablishment angetretene Populist hatte die Unterstützung des
       mächtigen Militärs verloren. Das zieht in dem Land mit 220 Millionen
       Einwohnern die Fäden hinter den Kulissen. Es ermutigte einen kleinen
       Koalitionspartner zum Ausstieg aus der Regierung und die bisherige
       Opposition zum Misstrauensvotum.
       
       Schon im April hatte Khan mit Massenprotesten und einer Parlamentsblockade
       versucht, seinen Sturz zu verhindern. Doch konnte er längst nicht so große
       Massen mobilisieren, wie er damals großspurig angekündigt hatte. Ihm war
       die schwere Wirtschaftskrise zum Verhängnis geworden. Sein Versuch, seinen
       Sturz auf eine Verschwörung der USA gegen ihn zurückzuführen, war wenig
       glaubwürdig. Zugleich verweigerte sich die neue Koalitionsregierung Khans
       Vorschlag vorgezogener Wahlen. Die müssen regulär erst im nächsten Jahr
       abgehalten werden.
       
       Doch zuletzt hatte Khans Partei bei längst terminierten Regional- und
       Lokalwahlen überraschend gut abgeschnitten, während die Regierung seines
       konservativen Nachfolgers Shehbaz Sharif, der aus einer Politik- und
       Industriedynastie stammt, mit der Wirtschaftskrise zu kämpfen hat. Noch
       verhandelt die Regierung mit Gläubigern wie dem internationalen
       Währungsfonds (IWF). Die jetzt wieder aufflammende politische Krise dürfte
       Gift für die Wirtschaft sein.
       
       Doch Khan wittert jetzt Morgenluft und wurde zuletzt in seiner Rhetorik
       aggressiver. Die Medienaufsichtsbehörde verbot darauf am Samstag alle
       Liveübertragungen seiner Reden. Khan geißelte dies als „groben Verstoß
       gegen die Pressefreiheit“. Der große Showdown zwischen ihm und der
       Regierung steht noch bevor.
       
       22 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://tribune.com.pk/story/2372486/pti-supporters-flock-to-bani-gala-as-threat-of-imrans-arrest-looms
 (DIR) [2] https://tribune.com.pk/story/2372481/ihc-grants-imran-pre-arrest-bail-till-aug-25-in-terrorism-case
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Pakistan
 (DIR) Imran Khan
 (DIR) Terrorismus
 (DIR) Schwerpunkt Korruption
 (DIR) Überflutung
 (DIR) Pakistan
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Pakistan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Pakistans Ex-Regierungschef: Khan wegen Korruption verhaftet
       
       Mit Slogans gegen die Korruption in Pakistan wurde Imran Khan
       Premierminister. Nun stand er wegen Korruption vor Gericht – und wurde
       festgesetzt.
       
 (DIR) Klimaexperte über Flut in Pakistan: „800.000 Nutztiere sind verendet“
       
       Mehr als 1.000 Menschen sind tot, Millionen auf der Flucht. Die Folgen des
       Klimawandels kann Pakistan nicht allein bewältigen, sagt Klimaexperte Fahad
       Saeed.
       
 (DIR) Flutkatastrophe in Pakistan: Kein Land in Sicht
       
       In den Fluten Pakistans sind schon mehr als 1.100 Menschen gestorben. Die
       Rede ist von einer „humanitären Katastrophe epischen Ausmaßes“.
       
 (DIR) Abschiebung in Sachsen: Die Akte des pakistanischen Pastors
       
       Sechs Jahre kämpft ein anglikanischer Pastor um Asyl. Frank Richter, für
       die SPD im Landtag, wird deswegen observiert.
       
 (DIR) Gute Taliban, böse Taliban: Kabul meldet pakistanische Angriffe
       
       Pakistans Militär übt offenbar Vergeltung für einen Angriff der
       pakistanischen Taliban, der aus Afghanistan stammen soll. Kabuls Taliban
       sind empört.
       
 (DIR) Oberstes Gericht in Pakistan: Machtvotum angeordnet
       
       Das oberste Gericht macht die Auflösung des Parlaments rückgängig. Für
       Samstag hat es ein Misstrauensvotum angeordnet. Dem Premier droht der
       Machtverlust.