# taz.de -- Baubeginn auf Bahnhofswald-Grundstück: Investoren lassen Bagger rollen
       
       > Trotz eines laufenden Rechtsstreits wird auf dem Gelände des ehemaligen
       > Flensburger Bahnhofswaldes jetzt gebaut. Dort soll ein Hotel entstehen.
       
 (IMG) Bild: Platt gemacht: Arbeiter sägen die Bäume im Wäldchen um
       
       Rendsburg taz | Auf einem bewaldeten Grundstück nahe des Flensburger
       Bahnhofs sind Bagger bei der Arbeit: Hier soll ein Intercity-Hotel
       entstehen. Vom Beginn der Bautätigkeiten ist der BUND überrascht: Die
       Naturschutzgruppe liegt im Rechtsstreit mit den Investoren. Eigentlich
       sollte ein Gutachten erstellt werden – das kann nun schwierig werden.
       
       „Völlig unverständlich“ nennt Carl-Heinz Christiansen vom
       BUND-Landesvorstand den nicht angekündigten Baubeginn am Donnerstagmorgen.
       „Dieses Vorgehen hat uns zutiefst empört.“ Erst durch einen [1][Bericht der
       lokalen Flensburger Nachrichten ] waren der BUND und die örtliche
       Bürgerinitiative Bahnhofsviertel darauf aufmerksam geworden, dass die
       Erdarbeiten auf dem Gelände begonnen haben.
       
       Für Christiansen ist das ein bekanntes Muster: “Einmal mehr, wie im
       Frühjahr 2021, als überraschend die Bäume gefällt wurden, sollen durch die
       Biotopzerstörung Fakten geschaffen werden.“ Damals wurde – entgegen
       Absprachen, in die auch Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange (SPD)
       einbezogen war – eine Besetzungs-Aktion gewaltsam beendet und erste Bäume
       gefällt. Den damals beteiligten Aktivist*innen drohen Geldstrafen.
       
       [2][Der Streit um das Bahnhofswäldchen hat eine lange Vorgeschichte]:
       Mehrfach wurde das Projekt der Flensburger Geschäftsleute Jan Duschkewitz
       und Ralf Hansen im Stadtrat abgelehnt. Beide wollen gemeinsam mit der der
       Deutschen Hospitality Hotelgruppe, hinter der eine chinesische
       Investmentfirma mit Sitz in Shanghai steht, ein bahnhofsnahes Hotel mit
       Parkhaus errichten.
       
       ## Projekt geschrumpft
       
       Dafür müssen ein leerstehendes ehemaliges Postgebäude abgerissen und der
       Wald, der sich dort im Lauf der Zeit entwickelt hat, entwidmet und
       verkleinert werden.
       
       [3][Aufgrund öffentlichen Drucks] änderten die Investoren mehrfach ihre
       Pläne, so dass „das Projekt auf ein Minimum geschrumpft“ ist, sagte
       Duschkewitz in einem Interview 2019, als der Stadtrat endlich mit breiter
       Mehrheit zugestimmt hatte. Hansen erläuterte, auf dem Gelände könnte „etwas
       Schickes entstehen“, die Stadt könne auf Gewerbesteuern und Arbeitsplätze
       hoffen. Die Stadt, die selbst an den Planungen nicht beteiligt ist, hofft
       darauf, dass durch das neue Parkhaus mehr Pendler*innen die Bahn
       benutzen.
       
       Für den Bau liegen alle Genehmigungen vor – offen ist nur der Rechtsstreit
       um den Naturschutz. Hier geht es vor allem um eine Quelle, die an der
       Grenze des Bauplatzes liegt. Quellen unterliegen grundsätzlich besonderem
       Schutz. Strittig ist in diesem Fall der Zustand des kleinen
       Sickergewässers.
       
       Man sei über diese Fragen im Gespräch, hatte BUND-Geschäftsführer Ole
       Eggers noch Anfang der Woche der taz gesagt. „Diese Gesprächsbereitschaft
       ist seitens der Investoren aufgekündigt“, stellt Christiansen fest.
       
       ## BUND stellt Eilantrag
       
       Christiane Schmitz-Strempel, Sprecherin der BI Bahnhofsviertel, ist
       überzeugt, dass es sich um eine gezielte Aktion handelte: „Von den
       Planierarbeiten ist auch die Fläche rund um die Sickerquelle betroffen.
       Damit wurde auch die quelltypische Flora vernichtet, wahrscheinlich weil
       man Angst vor dem Ergebnis des Gutachtens hatte.“
       
       Der BUND stellte beim Verwaltungsgericht in Schleswig einen Eilantrag auf
       sofortige Einstellung der Arbeiten. Aufseiten der Investoren herrscht
       Zeitdruck: Auf der [4][Homepage der Hotelgruppe] wird die Eröffnung des
       Objekts bis Ende dieses Jahres angekündigt.
       
       15 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Flensburger-Baumbesetzung/!5750266
 (DIR) [2] /Archiv-Suche/!5864229&s=Flensburg+Wald&SuchRahmen=Print/
 (DIR) [3] /Nach-Raeumung-des-Bahnhofswald-Flensburg/!5812378
 (DIR) [4] https://www.deutschehospitality.com/de/development
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Esther Geißlinger
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Naturschutz
 (DIR) Baumbesetzer*innen
 (DIR) Flensburg
 (DIR) Bund
 (DIR) Baumbesetzer*innen
 (DIR) Naturschutz
 (DIR) Simone Lange
 (DIR) Verkehr
 (DIR) Besetzung
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Flensburger Hotelprojekt: Kein Klima für eine Waldbesetzung
       
       Amtsrichter erkennt bei der Besetzung des Flensburger Bahnhofswaldes keinen
       rechtfertigenden Notstand. Eine Kollegin hatte das anders gesehen.
       
 (DIR) Gericht stoppt Hotelbau in Flensburg: Baustopp im Bahnhofswald
       
       Umweltverbände und eine Bürgerinitiative sind vor Gericht gegen
       Hotel-Investoren und die Stadt Flensburg erfolgreich. Hauptverhandlung
       steht noch aus.
       
 (DIR) Flensburgs Oberbürgermeisterin: Simone Lange abgewählt
       
       Sie wollte mal SPD-Chefin werden. Jetzt hat Simone Lange ihr Amt im
       Flensburger Rathaus verloren.
       
 (DIR) Landwirt kämpft gegen Enteignung: Bauernaufstand mit Gülletank
       
       Landwirt Ingo Knop hat bei Flensburg die Umgehungsstraße K8 gesperrt, weil
       sie sein Grundstück zerschneidet. Ein Gerichtsurteil gibt ihm Auftrieb.
       
 (DIR) Investoren räumen auf eigene Faust: Privatarmee im Bahnhofswald
       
       Weil die Stadt Flensburg sich weigerte, den besetzten Bahnhofswald räumen
       zu lassen, haben es die Investoren privat versucht. Die Polizei stoppte
       das.
       
 (DIR) Protest gegen Abholzung in Flensburg: Hotel statt Wald
       
       In Flensburg harren Aktivist*innen seit drei Monaten im Bahnhofswäldchen
       aus. Es ist die nördlichste Waldbesetzung Deutschlands.