# taz.de -- Rückschlag für Investor: Bremer City wird wieder befreit
       
       > Der Senat entzieht Bauinvestor Kurt Zech das Parkhaus Mitte wieder: Er
       > habe den Umbau nicht vorangetrieben. Das eröffnet auch Chancen.
       
 (IMG) Bild: Bremen holt sich das Parkhaus Mitte vom Investor Kurt Zech zurück, um es endlich abreißen zu können
       
       Bremen taz | Auch wenn „City-Galerie“ irgendwie nach 1990er Jahren und ein
       bisschen spießig klingt: Es war ein Riesenplan. Al-les-neu wollte Kurt Zech
       in der Bremer Innenstadt machen – neue Geschäfte, neue Gebäude, neue Wege,
       neuer Auftritt.
       
       Jetzt fällt alles in sich zusammen: Der Senat macht einen Rückzieher und
       nimmt Kurt Zech das bereits verkaufte Parkhaus Mitte wieder ab. Der Weser
       Kurier hatte bereits am Donnerstag darüber berichtet. Am Dienstag hat der
       Senat die Nachricht offiziell werden lassen und in seiner Sitzung die
       Entscheidung gegen Zech getroffen. Der nämlich hatte das einstige
       Lieblingsprojekt zuletzt gar nicht mehr verfolgt – und die Stadt in einer
       langen Warteschleife zurückgelassen.
       
       2017 war der Investor mit seiner Vision an die Bremer Öffentlichkeit
       gegangen; den Riesenkomplex der Gebäude von Galeria Kaufhof, dem Parkhaus
       Mitte und Karstadt wollte er abreißen und neu gestalten, um so „das Herz
       der City“ neu zu beleben.
       
       Obwohl von Anfang an vieles im Vagen blieb – angedacht war „ein System von
       Passagen“, das eine Art Rundweg in der City ermöglichen sollte, sowie mehr
       kleine Ladengeschäfte – waren die Vorschusslorbeeren für Zech groß: Alle
       Fraktionen außer der Linken forderten den Senat 2017 auf, die Zech-Pläne zu
       unterstützen. Verkehrsminister Joachim Lohse (Grüne) sprach vom
       städtebaulichen „Durchbruch“.
       
       ## Kurt Zech bekam Parkhaus ohne Ausschreibung
       
       Und Vertreter anderer Bremer Unternehmen proklamierten angesichts der Pläne
       eine „schöne neue Welt“ und beschrieben Zech als „Lichtgestalt“. Noch 2019
       titelte der Weser Kurier „Zech rockt die City“ angesichts einer angeblichen
       Einigung mit dem Eigentümer der Kaufhof-Immobilie.
       
       Denn zum Zeitpunkt der ersten Idee gehörte aus dem verplanten
       Dreier-Ensemble nur das Karstadt-Gebäude zur Zech Unternehmensgruppe; die
       Stadt aber vertraute ihm. Die allgemeine Begeisterung führte dazu, dass die
       Stadt sogar auf ein Vergabeverfahren verzichtete und [1][das benötigte
       Parkhaus einfach direkt] an die „Günther Zech Stiftung“ (GZS) verkaufte.
       
       Eigentlich schreiben EU-Regelungen eine europaweite Ausschreibung vor –
       davon abzusehen war nur möglich, weil Zech als der Einzige galt, der die
       Pläne umsetzen konnte. „Er besitzt mit dem Karstadt-Haus ein
       Schlüsselgrundstück für das Vorhaben“, erklärt Jens Tittmann, Sprecher der
       Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) das aus heutiger Sicht.
       
       ## In der Vergangenheit gab es Vorwürfe auf Bestechung
       
       Eine durchaus brisante Entscheidung: Schließlich hat die Bremer Verwaltung
       eine umstrittene Historie mit dem Investor. In den 1990er und frühen 2000er
       Jahren wurden von der Stadt sieben Premiumaufträge an die Firma Zechbau
       vergeben – jeweils ohne Ausschreibung. Bis 2007 kam es daraufhin zu
       [2][Gerichtsverfahren wegen Bestechlichkeit gegen Angestellte der
       Verwaltung].
       
       Auch gegen Kurt Zech selbst ermittelte die Staatsanwaltschaft. Nachgewiesen
       wurde nur die Bestechlichkeit eines Stadtangestellten – auf der
       „Geberseite“, bei der Zech Gruppe also, [3][konnte damals niemand
       verurteilt werden.]
       
       ## Planungen zur neuen Innenstadt liefen träge
       
       Der Druck, das Parkhaus möglichst schnell und unbürokratisch zu verkaufen,
       kam von Zech selbst. „Mir dauert das schon wieder ein bisschen zu lange“,
       [4][drängelte er die Regierenden] einige Monate nach der ersten Idee zu
       einer festen Zusage. Doch nach dem Verkauf für etwa 14 Millionen Euro kurze
       Zeit später hielt sich Zech selbst an keinerlei Zeitpläne mehr.
       
       Die Zech-Gruppe verpasste es, sich mit dem Eigentümer des Kaufhof-Gebäudes,
       der DIC-Immobilienfirma aus Frankfurt, zu verständigen. Vermutlich
       scheiterten die Verhandlungen auch am Preis: Investor Zech hoffte
       wahrscheinlich, nach der [5][Fusion von Galeria Kaufhof und Karstadt] das
       Gebäude als Leerstand billig zu bekommen.
       
       Doch die alte Immobilie steht nicht so leer, wie es alle erwartet hatten:
       Die Eigentümer DIC konnten den Möbelhändler Opti als Ankermieter anziehen,
       der nun zentral in der Innenstadt Sofas, Betten, Schränke, Deko verkauft –
       und so den Preis für das Gebäude nach oben treibt.
       
       Immer wieder gewährte die Stadt Zech Aufschub, zuletzt mit der Möglichkeit,
       auch ein kleineres Projekt als ursprünglich verabredet zu realisieren –
       ohne das alte Kaufhof-Gebäude abzureißen. Doch der Investor ließ auch die
       Chance auf ein neues Planungs- und Werkstattverfahren verstreichen.
       
       ## Chance für die Stadt, die City selbst zu entwickeln
       
       Mit der Rückabwicklung des Kaufvertrags für das Parkhaus hat der Senat
       jetzt die Reißleine gezogen. Für die Stadt entstehen damit auch neue
       Möglichkeiten: Durch eine europaweite Ausschreibung wird die Verwaltung die
       Möglichkeit bekommen, später auch selbst als Mieter in neu entstehenden
       Strukturen zu ziehen – bei einer exklusiven Vergabe an einen Investor wäre
       das aufgrund der Sorge um Vorteilsnahme nicht erlaubt gewesen. Aktuell
       liegt das Bürgeramt nur wenige Meter von den betroffenen Grundstücken
       entfernt.
       
       Und schließlich könnte die Stadt auch einfach auf eine Ausschreibung
       verzichten, die Fäden in der Hand behalten – und als Entwickler selbst
       versuchen, die Attraktivität der Bremer Innenstadt zu steigern. Immerhin:
       Die Option darauf wird in der [6][Presseerklärung des Senats ausdrücklich
       propagiert.]
       
       28 Jun 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Umgestaltung-der-Bremer-Innenstadt/!5588886
 (DIR) [2] /Gericht-erkennt-Bestechlichkeit/!647379/
 (DIR) [3] /Ruf-nach-Prozess-gegen-Zech/!296926/
 (DIR) [4] https://www.weser-kurier.de/bremen/zech-in-der-city-doc7e3njiuw45z1hq0r05ov
 (DIR) [5] /Drohende-Leere-nach-Karstadt-Pleite/!5695209
 (DIR) [6] https://www.senatspressestelle.bremen.de/pressemitteilungen/parkhaus-mitte-innenstadtentwicklung-muss-jetzt-voranschreiten-kaufvertrag-wird-nicht-verlaengert-398400?asl=bremen02.c.732.de
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lotta Drügemöller
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Bremen
 (DIR) Stadtentwicklung Bremen
 (DIR) Senat Bremen
 (DIR) Innenstadt
 (DIR) Investor
 (DIR) Stadtentwicklung Bremen
 (DIR) Stadtentwicklung Bremen
 (DIR) Stadtentwicklung Bremen
 (DIR) Immobilien Bremen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Offener Raum für alle muss schließen: Begegnungen haben ihren Preis
       
       Eigentlich soll die Bremer City Begegnungsort werden. Eine Anlaufstelle war
       zwei Jahre lang das „Umzu“ – doch die Stadt stellt kein Geld mehr bereit.
       
 (DIR) Grundstücke in Top-Lage: Bremer Ausverkauf
       
       Ein weiteres Bremer Top-Grundstück geht wohl an einen Privatinvestor. Die
       Stadt wollte es auch haben, kann aber ohne Vorkaufsrecht nicht
       konkurrieren.
       
 (DIR) Umgestaltung der Bremer Innenstadt: Shopping statt Parken
       
       Der Senat will das Parkhaus Mitte an die Zech Stiftung verkaufen. Ein
       Komplex für Geschäfte, Wohnungen und Büros soll entstehen – und die ganze
       City retten.
       
 (DIR) Umbaupläne für Bremer Innenstadt: Bremen wird neu erfunden
       
       Für Investoren scheint die Innenstadt eine Goldgrube zu sein. Wenn alle
       Projekte gelingen, wird sich Bremen in zehn Jahren vollkommen anders
       anfühlen.