# taz.de -- Linkspartei in der Krise: Nachwuchs an die Macht
       
       > Die Linkspartei liegt am Boden. Was sie nun braucht, ist eine personelle
       > Neuaufstellung. Heißt: weniger alte Garde, mehr frische Gesichter.
       
 (IMG) Bild: Die Linkspartei braucht neue Leute – vor allem junge, mit Ambitionen
       
       In der [1][Gründungserklärung der Linkspartei] fehlt ein entscheidender
       Satz: Wir wollen regieren. Man kann den Machtanspruch mit viel gutem Willen
       allenfalls herauslesen, wenn dort „Gestaltungsanspruch“ steht oder dass man
       um „Mehrheiten werben wolle“.
       
       Seit 2007 hat sich das ein oder andere getan, einzelne Linke stellen ganz
       klar den Machtanspruch, andere – wie [2][Bodo Ramelow] – regieren auf
       Landesebene. Aber Macht ist ein schmutziges Wort in weiten Teilen der
       Linken. Auch in der Linkspartei. Und Macht bekommt in einer Demokratie nur,
       wer sie möchte und bereit ist, dafür glaubhaft Verantwortung zu übernehmen.
       
       Dass die Linke als Teil einer Bundesregierung Verantwortung übernehmen
       kann, haben ihr in Deutschland zur [3][Bundestagswahl 2021] nur 2,3
       Millionen Menschen zugetraut. Zu realitätsfern die außenpolitischen
       Positionen, zu zerfurcht das Personal. 2,3 Millionen haben die Partei
       immerhin gewählt – aber womöglich auch nur aus Prinzip.
       
       Immer wieder war in den letzten Tagen zu hören, auch von der Partei selbst,
       dass es die Linke brauche – als Opposition links der SPD. Aber das ist zu
       wenig. Jede andere Partei im Bundestag stellt klar den Regierungsanspruch –
       und hat deshalb auch mehr Stimmen bekommen. Wer soll eine Partei wählen,
       der man den Regierungswillen auf Bundesebene gar nicht abnimmt?
       
       Der Linkspartei täten neue Führungspersonen gut, die genau das wollen:
       regieren. Die soziale Spaltung unserer Gesellschaft ist ja offenkundig. Es
       fehlt eine Partei, die die soziale Frage ins Zentrum ihrer Programmatik
       stellt und diese mit einer feministisch-intersektionalen Haltung
       beantwortet. Aber eine emanzipatorische Politik ist nicht glaubwürdig, wenn
       sie sich in der Außenpolitik nicht gegen Kriegsverbrecher wie Putin
       ausspricht. Die lautesten Stimmen der Linken sind vorläufig die von
       gestern.
       
       Wenn jetzt neue Gesichter kommen, wie sich das [4][Hennig-Wellsow] wünscht,
       dann sollte sie sich auch wünschen, dass die Alt- oder Mittelaltlinken der
       Partei diese auch akzeptieren. Hinter jedem Nachwuchstalent steht ein
       nörgelnder Genosse, der sein Besserwissen kundtut und damit die Legitimität
       der Führung immer wieder infrage stellt. Das muss aufhören.
       
       Gerade in linken Strukturen bekommen destruktive Kräfte mehr Raum als
       anderswo, denn hier wird Kritik hochgehalten. Manchen ist das eigene
       Rechtbehalten wichtiger als das gemeinsame Gestaltenwollen. Schon die
       Gründungserklärung der Linken beschäftigt sich vor allem mit internen
       Diskussionen. Die Partei muss jetzt ihre neuen, jungen Mitglieder machen
       lassen. Und die Jungen müssen ernsthaft wollen.
       
       23 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.die-linke.de/partei/parteidemokratie/zusammenschluesse/forum-demokratischer-sozialismus/gruendungserklaerung/
 (DIR) [2] /Ministerpraesidentenwahl-in-Thueringen/!5669519
 (DIR) [3] /Linken-Absturz-bei-der-Bundestagswahl/!5800259
 (DIR) [4] /Co-Vorsitzende-der-Linkspartei/!5849692
       
       ## AUTOREN
       
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