# taz.de -- Solidarität im Ukraine-Krieg: „Viele Segler wollen helfen“
       
       > Der Bruder der Seglerin Anastasiya Winkel lebt in Kiew. Sie versucht, ihm
       > und Freunden zu helfen. Das Trainingslager ist nun zweitrangig.
       
 (IMG) Bild: Organisiert Betten und Zugtickets: Seglerin Anastaiya Winkel
       
       taz: Frau Winkel, können Sie sich gerade überhaupt aufs Training
       konzentrieren? 
       
       Anastasiya Winkel: Das Wasser ist der einzige Ort, an dem ich ein bisschen
       abschalten kann und die Gedanken auf etwas anderes lenken kann. Aber darum
       herum ist es schwierig.
       
       Wie geht es Ihrer Familie in der Ukraine aktuell? 
       
       Mein Bruder ist in Kiew. Er schreibt nicht so oft, aber wenn er sich
       meldet, sagt er, es gehe ihm gut und ich solle mir keine Sorgen machen.
       Deswegen ist es schwierig, nachzuvollziehen, [1][was bei ihm los ist.] Aber
       ich kann ihn auch verstehen, meine Eltern rufen ihn ständig an. Die
       Situation verändert sich gerade ja nicht stark: Es gibt [2][immer weniger
       Essen in den Supermärkten] und er ist zu Hause oder im Keller, im Bunker.
       
       Und der Rest Ihrer Familie? 
       
       Ich komme aus dem Osten und da ist schon seit acht Jahren keine richtige
       Ukraine mehr, sondern diese sogenannte unabhängige Republik. Und
       ausgerechnet da wird jetzt nicht mehr geschossen. Meine Eltern sagen, bei
       ihnen ist alles ruhig.
       
       Haben Sie derzeit Kontakt zu anderen Sportler*innen in der Ukraine? 
       
       Ja, mit einigen. Was sie erzählen, ist natürlich schwierig zu hören. Ich
       weiß von zwei Sportlern, die schon im Krieg gestorben sind, weil [3][sie
       Waffen genommen haben und das Land schützen wollten].
       
       Gibt es Unterstützung für die Sportler*innen von europäischen Verbänden? 
       
       Es gibt viel Solidarität in Europa. Viele Freunde von mir flüchten gerade
       und ich bin eigentlich die ganze Zeit damit beschäftigt, sie
       unterzubringen. Es gibt viele Menschen, die helfen wollen. Auch viele
       Segler.
       
       Wie organisieren Sie diese Hilfe? 
       
       Leute fragen bei mir an und es spricht sich rum. Ich vermittle die
       Unterkünfte und buche Flüge und Züge. Das nimmt natürlich viel Zeit in
       Anspruch, aber im Moment ist das wichtiger als alles andere. Es gibt
       tatsächlich viele Angebote von Seglern in ganz Europa. Ich habe zum
       Beispiel schon vier Familien bei Segler-Familien in Spanien untergebracht.
       Jetzt wohnen mehrere Seglerinnen aus der Ukraine mit ihren Kindern bei
       Seglern in anderen europäischen Ländern.
       
       Für eine Sportlerin sind normalerweise sportliche Erfolge entscheidend.
       Spielen die aktuell für Sie überhaupt irgendeine Rolle? 
       
       Ich merke, dass ich viel emotionaler auf dem Wasser bin. Ich reagiere ein
       bisschen gereizter auf etwas Negatives. Aber Erfolge und kleine positive
       Sachen sind schon schön und das lenkt ein bisschen ab.
       
       Am 4. April starten die Rennen. Was hoffen Sie, wie die Situation in der
       Ukraine bis dahin ist? 
       
       Ich hätte mir nie vorstellen können, dass so was überhaupt passiert. Das
       ist alles wie ein schlechter Traum. Keine Ahnung, was passiert.
       
       14 Mar 2022
       
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 (DIR) Marie Gogoll
       
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