# taz.de -- Rauswurf des Stardirigenten Gergijew: Zu lange mitdirigiert
       
       > Gergijew hat nicht nur die Müncher Philharmonie, sondern auch Putins
       > Kulturpolitik mitdirigiert. Sein Rauswurf ist begründet.
       
 (IMG) Bild: Waleri Gergijew leitet das Symphonieorchester des Mariinsky-Theaters im November 2021
       
       Dass der russische Stardirigent Waleri Gergijew für das weltberühmte
       Orchester Münchner Philharmoniker nach seinem Rauswurf durch den
       Oberbürgermeister der bayerischen Landeshauptstadt, Dieter Reiter (SPD), am
       Dienstagvormittag nicht mehr am Pult steht, muss man wirklich nicht
       bedauern.
       
       Als Galionsfigur eines Klangkörpers hat Gergijew [1][Vorbildfunktion].
       Dieser hat er schon in der Vergangenheit mit fragwürdigen Äußerungen zur
       Besetzung der Krim, homophoben Äußerungen und mit Ressentiments gegen die
       Aktivistinnen von Pussy Riot nicht entsprochen.
       
       Dass er sich bis zum heutigen Tag nicht zum brutalen Angriffskrieg geäußert
       hat, den sein persönlicher Freund, der russische Präsident Wladimir Putin,
       vergangene Woche vom Zaun gebrochen hat, für den Gergijew auch im Rat für
       Kunst und Künste im Kreml sitzt, passt da nur ins reaktionäre Bild.
       
       Auch wenn Gergijew nach wie vor dem Mariinski-Opernhaus in Sankt Petersburg
       vorsteht, seine millionenschwere Karriere hat nun Kratzer bekommen. Der
       68-Jährige mag noch so ein genialischer Maestro sein, der – statt mit
       Taktstock – stets mit bloßen Händen und rudernden Armen auch heftige
       Dissonanzen seiner MusikerInnen dirigiert.
       
       Weit [2][heftigere Dissonanzen] werfen in der russischen Gesellschaft nun
       die Särge auf, gefüllt mit den beim Angriffskrieg in der Ukraine getöteten
       russischen Soldaten. Nicht nur diese Opfer sind in Russland zu beklagen.
       
       Viele Russ:Innen haben Verwandte in der Ukraine und ihnen wird berichtet
       von der Streumunition, die Zivilisten tötet, von der Massenvernichtung der
       Kalibr-Marschflugkörper, deren Sprengkraft vom angeblichen Brudervolk nur
       Schutt und Asche übrig lässt.
       
       Niemand, auch nicht ein Waleri Gergijew, wird in Russland über diesen
       menschenverachtenden Wahnsinn hinweggehen können. Auch der preisgekrönte
       Dirigent wird sich den massiven Kriegsverbrechen stellen müssen und er wird
       sein Bild von Putin als glorreichem Herrscher korrigieren müssen.
       
       2 Mar 2022
       
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