# taz.de -- Geschlechterrollen in der Pandemie: Care-Arbeit bleibt Frauensache
       
       > Eine neue Studie zeigt, dass Corona nur kurz an traditionellen
       > Geschlechterrollen rüttelte. Männer sind schnell wieder „in alte Muster
       > verfallen“.
       
 (IMG) Bild: Sag mir wo die Väter sind.....
       
       Berlin taz | Obwohl zu Beginn der Pandemie mehr Männer ihren Job verloren
       haben und zu Hause geblieben sind, war die Pandemie für die Gleichstellung
       von Frauen und Männern kein Game Changer. Zu diesem Ergebnis kommt der neue
       Gleichstellungsreport des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen
       Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. Zwar hätten die Männer anfangs stärker
       bei der Kinderbetreuung mitgeholfen, „aber sie haben es nicht durchgehalten
       und sind in alte Muster verfallen“, sagt Dr. Yvonne Lott, die den Report
       mitverfasst hat.
       
       Weil vor allem Frauen [1][unbezahlte Care-Arbeit] leisten, dazu zählen
       Kinderbetreuung oder Pflege, seien Frauen und Männer nicht gleichgestellt.
       Zwar ist der Gender Pay Gap, [2][der Einkommensunterschied zwischen Männern
       und Frauen], in den letzten Jahren geschrumpft, aber Frauen verdienen
       durchschnittlich immer noch 18 Prozent weniger pro Stunde als Männer. Ein
       Grund: Frauen arbeiten viermal so häufig in Teilzeit – oft, weil sie
       gleichzeitig für die Familie sorgen.
       
       Der Pay Gap schrumpfe wegen der Einführung des Mindestlohns 2015. Weil
       deutlich mehr Frauen im Niedriglohnsektor arbeiten, wirke sich der
       Mindestlohn vor allem positiv auf ihr Gehalt aus, so die Studie.
       
       Noch drastischer als der Pay Gap ist die Rentenlücke, der „Gender Pension
       Gap“: 49 Prozent weniger Rente erhalten Frauen im Vergleich zu Männern. Die
       Verfasser:innen des Reports befürchten, dass sich die Pandemie negativ
       auf den Pension Gap auswirken könne. Denn Frauen hätten während der
       Lockdowns, Kita- oder Schulschließungen häufiger auf ihre Erwerbsarbeit
       verzichtet als Männer.
       
       ## Die Frauenquote für Aufsichtsräte wirkt
       
       Der Einkommensunterschied hänge auch damit zusammen, dass es immer noch
       „typisch männliche“ und „typisch weibliche“ Berufe gebe. Frauen arbeiten
       eher in der Pflege oder im Handel, Männer üben vermehrt handwerkliche oder
       technische Berufe aus, die besser bezahlt sind. Daher fordern die
       Autor:innen des Reports, Kindern und Jugendlichen
       geschlechteruntypischen Berufe vorzustellen.
       
       Eine positive Entwicklung zeichnet sich beim Frauenanteil in Aufsichtsräten
       ab, hier zeige die eingeführte Frauenquote Wirkung. Im Bildungsbereich
       überholten die Frauen sogar und schlossen ihre Schullaufbahn häufiger mit
       einem Abitur oder der mittleren Reife ab.
       
       Der Report nennt außerdem Maßnahmen, die zur Gleichstellung von Frauen und
       Männern beitragen könnten: eine Reform des Ehegattensplittings, der Ausbau
       von (ganztägigen) Betreuungseinrichtungen für Kinder und ein Ende der weit
       verbreiteten Überstundenkultur.
       
       23 Feb 2022
       
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 (DIR) Sophie Fichtner
       
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