# taz.de -- Krise an belarussisch-polnischer Grenze: Kiew sichert seine Grenze
       
       > Die Ukraine schickt Sicherheitskräfte an die Grenze zu Belarus. Angela
       > Merkel hat Lukaschenko dazu aufgefordert, Hilfen der EU und der Vereinten
       > Nationen zuzulassen.
       
 (IMG) Bild: An der Grenze zur EU: Menschen an der belarussisch-polnischen Grenze am Donnerstagmorgen
       
       Berlin afp/dpa/rtr | Die Ukraine befürchtet nach Angaben ihres Botschafters
       in Deutschland, dass Flüchtlinge von der Grenze zwischen Belarus und Polen
       an die ukrainische Grenze geschickt werden könnten. „Es besteht die Gefahr,
       dass eingeschleuste Migranten von der belarussisch-polnischen Grenze an die
       Grenze zur Ukraine umgeleitet werden“, sagte Andrij Melnyk den Zeitungen
       der Funke Mediengruppe. Kiew habe daher mehr als 8.500 Polizisten,
       Nationalgardisten und Grenzschutzbeamte in die Grenzregion geschickt.
       
       „Das ist nur der Anfang“, fügte der Botschafter hinzu. „Möglicherweise wird
       auch der Notstand ausgerufen. Wir sind für alles gerüstet.“ Die Grenze
       zwischen der Ukraine und Belarus sei mehr als tausend Kilometer lang und
       bestehe aus schwer zu kontrollierenden Sümpfen und Wäldern. „Wir haben die
       Sorge, dass dieses Gebiet für mögliche Provokationen genutzt werden kann“,
       sagte Melnyk.
       
       Die aktuelle Flüchtlingskrise werde von dem belarussischen Machthaber
       Alexander Lukaschenko und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin
       „inszeniert, um die Militäraktivitäten Russlands vor der Ostgrenze der
       Ukraine und im Donbass zu verschleiern“, fügte der Botschafter mit Blick
       auf den Konflikt in der Ostukraine hinzu.
       
       Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki warnt Europa unterdessen
       vor einem Zustrom von „Millionen“ Migranten. Dabei schloss er angesichts
       der Entwicklung an der polnisch-belarussischen Grenze eine Kriegsgefahr
       nicht aus. „Die belarussischen Kräfte provozieren immer deutlicher. Ich
       hoffe, sie machen dabei nicht den einen Schritt zu weit“, sagte er.
       
       ## Merkel telefoniert erneut mit Lukaschenko
       
       „Wenn wir nicht in der Lage sind, jetzt Tausende Zuwanderer fernzuhalten,
       dann werden es bald Hunderttausende sein, Millionen, die Richtung Europa
       kommen“, [1][sagte] Morawiecki der Bild-Zeitung. „Wenn wir unsere Grenzen
       in Europa nicht entschieden schützen und verteidigen, werden Hunderte
       Millionen aus Afrika oder dem Mittleren Osten versuchen, nach Europa und
       insbesondere nach Deutschland zu kommen.“ In Deutschland lebten mehr als 80
       Millionen Menschen. „Würden Sie erlauben, dass 50 Millionen weitere
       kommen?“
       
       Die EU hatte indes am Mittwoch Hilfslieferungen für die in Belarus
       festsitzenden Migranten angekündigt. In einem ersten Schritt sollen
       Nahrung, Decken und andere Güter im Wert von 700.000 Euro in die Region an
       der Grenze zu Polen gebracht werden, teilte EU-Kommissionspräsidentin
       Ursula von der Leyen mit. „Wir sind bereit mehr zu tun“, ergänzte sie.
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonierte [2][das zweite Mal] binnen drei
       Tagen mit dem belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko. Nach
       Auskunft von Merkels Sprecher forderte sie Lukaschenko auf, die Hilfen der
       EU und der Vereinten Nationen zuzulassen. Es gehe für die betroffenen
       Menschen um humanitäre Versorgung und um Möglichkeiten, in die Heimatländer
       zurückzukehren.
       
       Am Donnerstag sollen irakische Migranten in einem ersten Flug von Belarus
       in ihre Heimat gebracht werden, wie die russische Nachrichtenagentur RIA
       unter Berufung auf den irakischen Botschafter in Moskau meldete. Nach
       Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin haben sich 170 Iraker [3][an der
       belarussisch-polnischen Grenze] für eine „zeitnahe Rückführung“ gemeldet.
       
       Laut Bundesinnenministerium hat sich die Lage an der deutsch-polnischen
       Grenze entspannt. Die Zahl in Brandenburg ankommender Migranten sei in den
       vergangenen Tagen niedriger gewesen, sagte ein Ministeriumssprecher.
       
       Ressortchef Horst Seehofer kündigte an, am Donnerstag nach Warschau zu
       reisen, um Gespräche mit der polnischen Regierung über die Belarus-Krise zu
       führen. Regierungssprecher Steffen Seibert teilte zudem mit, Merkel habe
       mit dem polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki telefoniert.
       Thema sei die enge deutsch-polnische Abstimmung über die besorgniserregende
       Situation an der Grenze zwischen Belarus und der EU gewesen, Merkel habe
       die volle deutsche Solidarität mit Polen unterstrichen.
       
       18 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [2] /Krise-an-belarussisch-polnischer-Grenze/!5815401
 (DIR) [3] /Belarus-und-EU-Aussengrenze/!5812222
       
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