# taz.de -- Russische Großmachtansprüche: Zu wenig Gegenwind
       
       > Der lange Arm des russischen Präsidenten Putin reicht nach Armenien,
       > Aserbaidschan und in die Ukraine. Überall mischt er mit. Und der Westen
       > schaut zu.
       
 (IMG) Bild: Was für ein Mann: Putin ist gerne mal auf Eskalationskurs, hier bei der Jagd in einem Bild von 2010
       
       Klar möchte Wladimir Putin in irgendeiner Form der Herr des Raumes sein,
       der einmal die Sowjetunion war. Ehemals weitgehend unabhängige Staaten wie
       Kasachstan, Armenien oder Belarus können sich kaum noch aus der Umarmung
       des russischen Präsidenten befreien. Doch Putins Wünsche und Putins
       Möglichkeiten müssen nicht übereinstimmen. Nach dem Grundsatz „teile und
       herrsche“ hat er seinen Einfluss auf die Staaten des
       [1][Karabach-Konflikts], Armenien und Aserbaidschan, bewahrt.
       
       Beide Seiten werden mit Waffen beliefert, und je nach Konjunktur stellt
       sich Russland mal auf die Seite von Armenien, mal auf die Seite von
       Aserbaidschan. Mit dem türkischen Präsidenten Recep [2][Tayyip Erdoğan] hat
       sich Putin weitgehend die Zone des Karabach-Konflikts aufgeteilt. Dass das
       so ist, liegt nicht nur an Putin und Erdoğan. Es liegt auch daran, dass die
       westlichen Staaten den Südkaukasus vernachlässigt haben. Und das rächt sich
       jetzt.
       
       Dabei hätte man diesen Ländern so viel mehr Werte zu bieten als die beiden
       Autokraten aus der Türkei und Russland. Auch in der [3][Ukraine] haben es
       Russland und die staatlichen russischen Medien geschafft, schlafende Hunde
       zu wecken und mit den Ängsten der ostukrainischen Bevölkerung Konflikte zu
       schüren und für sich zu nutzen. In Kiew hätte eine „faschistische Junta“
       das Sagen, so die staatlichen russischen Medien. Viele Menschen in der
       Ostukraine glauben das.
       
       Wie leicht wäre es für die Ukraine, dieser Propaganda den Wind aus den
       Segeln zu nehmen. Man müsste nur darauf verzichten, Straßen mit den Namen
       bekannter Nationalisten zu benennen, die an der Seite der Wehrmacht
       gekämpft hatten. Aber auch westliche Zivilgesellschaften könnten mit der
       Unterstützung von Kräften, wie beispielsweise der „[4][Gesellschaft
       Memorial]“ in Russland, die der Regierung kritisch gegenüberstehen und
       einen militärischen Angriff auf ein anderes Land ablehnen, deeskalieren.
       
       Die russische Generalstaatsanwaltschaft will Memorial verbieten. Man fragt
       sich, wo die Solidaritätsadressen von westlichen Pazifisten für Memorial
       bleiben.
       
       18 Nov 2021
       
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