# taz.de -- Truppen an der Grenze Russland/Ukraine: Angst vor einem Krieg
       
       > Russische Truppenverlegungen an die ukrainische Grenze,
       > US-Waffenlieferungen an die Ukraine – beide Seiten beschuldigen sich der
       > Aggression.
       
 (IMG) Bild: Russischer Kreuzer im Schwarzen Meer vor der Krim
       
       Kiew taz | Am katholischen Weihnachtsfest, Ende Januar oder auch Anfang
       Februar, wird Russland gegen die Ukraine militärisch ins Feld ziehen. Davon
       gehen zumindest führende Politiker und Militärs der USA und der Ukraine
       aus.
       
       Als Anfang November eine hochrangige ukrainische Regierungsdelegation die
       USA besuchte hatte, hatte US-Außenminister Anthony Blinken öffentlich seine
       Besorgnis über die jüngste Konzentration russischer Truppen an der Grenze
       zur Ukraine zum Ausdruck gebracht. Bereits am 2. November hatte das
       US-Verteidigungsministerium mitgeteilt, dass 90.000 russische Soldaten in
       der Nähe der ukrainischen Grenze stationiert seien.
       
       In der Folge [1][häuften sich in der Ukraine die Stimmen] derer, die vor
       einem Angriff Russlands in den nächsten Wochen warnten. In den USA, so die
       Ukrajinska Prawda, gehe man davon aus, dass Putin für Anfang 2022 eine
       Invasion plane. Dafür, so die Zeitung unter Berufung auf US-Quellen,
       stünden 100.000 Mann zur Verfügung.
       
       Auch der Chef des Nachrichtendienstes des ukrainischen
       Verteidigungsministeriums, Kirill Budanow, erwartet einen russischen
       Angriff Anfang des Jahres. Demgegenüber meint der ukrainische
       Verteidigungsminister Alexej Resnikow, Putin habe noch keine Entscheidung
       darüber getroffen, „die ukrainische Grenze zu überschreiten und alle
       Brücken niederzubrennen“.
       
       ## Die Kosten eines Krieges wären Russland zu hoch
       
       Der ukrainische Premierminister Denys Schmyhal, so das Portal vesti.ua,
       sieht derzeit ebenfalls keine Anzeichen eines bevorstehenden Angriffs. Zwar
       könne man das nicht ausschließen, kommentiert vesti.ua, es könne aber auch
       reine Stimmungsmache sein.
       
       Gegenüber dem Portal obozrevatel.com, das üblicherweise eher Falken zu Wort
       kommen lässt, sieht der russische Oppositionelle Igor Jakowenko in den
       Truppenkonzentrationen in Grenznähe zur Ukraine eher eine Provokation
       Putins. Dieser wolle auf den Westen Druck ausüben, den Betrieb von
       [2][North Stream 2] endlich zu ermöglichen. Doch die vielen russischen
       Toten bei einem derartigen Krieg würden auch die Schmerzgrenze der
       russischen Gesellschaft überschreiten, so Jakowenko. Gleichzeitig könnte
       der Westen bei einem Krieg Russland mit einem totalen Energieboykott und
       einem Ausschluss des Landes vom Swift-Zahlungssystem wirtschaftlich zu Fall
       bringen.
       
       In der russischen Präsidialadministration verneint man jegliche Pläne, die
       Ukraine angreifen zu wollen. Es sei vielmehr die Ukraine, die aggressive
       Pläne hege. „US-amerikanische und ukrainische Medien behaupten, Russland
       bereite eine Aggression gegen die Ukraine vor. Wir aber sind der
       Auffassung, dass die Ukraine eine Aggression gegen den Donbass plant“,
       zitiert die russische Nachrichtenagentur RIA Putins Sprecher Dmitrij
       Peskow. US-Waffenlieferungen an die Ukraine würden die Situation an der
       Waffenstillstandslinie zusätzlich erschweren.
       
       Der Abgeordnete der ukrainischen Regierungspartei „Diener des Volkes“, Ihor
       Kopytin, bestätigte, dass die Ukraine im Donbass ein in den USA
       hergestelltes Panzerabwehrraketensystem vom Typ Javelin eingesetzt hatte.
       Dabei waren diese Waffen an die Ukraine unter der Bedingung verkauft
       worden, sie nicht an der „Kontaktlinie“ einzusetzen. Am Dienstag ist, so
       berichtet die ukrainische Marine auf Facebook, eine weitere Waffenlieferung
       aus den USA im Hafen von Odessa eingetroffen.
       
       23 Nov 2021
       
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