# taz.de -- Verschärfte Coronalage in Berlin: Wieder mit Maske in die Schule
       
       > An den Grundschulen kommt die Maskenpflicht zurück. 2G-Regel:
       > Linken-Gesundheitsexperte Wolfgang Albers kritisiert Senat.
       
 (IMG) Bild: Ab jetzt wieder nur noch mit Maske in die Grundschule
       
       Berlin taz | Die [1][Grundschulen in Berlin kehren zur Maskenpflicht
       zurück]. Das teilte die Bildungsverwaltung am Montagabend nach einer
       Sitzung des Hygienebeirats mit. Die Entscheidung sei „mit Blick auf das
       allgemein deutlich angestiegene Infektionsgeschehen in Deutschland und die
       damit verbundene nachvollziehbare Beunruhigung“ gefallen, hieß es. Die
       Maßnahme solle im Laufe der Woche gelten, „sobald die Schulen die Eltern
       informiert haben“.
       
       Sie habe sich „diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagte die
       scheidende Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), „weil ich weiß, wie
       sehr das Maskentragen Kinder belasten kann“. Allerdings habe für sie nun
       oberste Priorität, „dass umfänglicher Präsenzunterricht an unseren Schulen
       weiter stattfinden kann“.
       
       Ab Jahrgangsstufe 7 gilt die Maskenpflicht weiter. Analog zu den älteren
       Schülerinnen und Schülern können auch die Kinder in den Jahrgangsstufen 1
       bis 6 bei Klassenarbeiten oder Tests die Masken abnehmen.
       
       Außerdem sollen sich SchülerInnen nun auch weiterhin dreimal die Woche
       testen müssen, teilte die Bildungsverwaltung mit. Eigentlich war
       vorgesehen, 14 Tage nach Ende der Herbstferien wieder zu zweimaligem Testen
       zurückzukehren. Norman Heise, als Landeselternsprecher auch
       Beiratsmitglied, hatte der taz zuvor bereits gesagt, eher unstrittig sei,
       „dass wir [2][beim häufigeren Testen bleiben müssen]“.
       
       Die Entscheidung zur Rückkehr zur Maskenpflicht sei „angesichts der sehr
       besorgniserregenden Zahlen nachvollziehbar“, sagte Elternvertreter Heise.
       „Aber für die Schülerinnen und Schüler ist das bedauerlich, weil sie wieder
       die einzige Gruppe sind, die mit weitergehenden Maßnahmen umgehen müssen,
       da andere sich nicht an die Regeln halten oder sich nicht für eine Impfung
       entscheiden.“
       
       Der Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid, ebenfalls Mitglied des
       Gremiums, hatte am Sonntag dem Tagesspiegel gesagt, eine Rückkehr zur
       Maskenpflicht für GrundschülerInnen werde zwar die hohen Inzidenzen in der
       Altersgruppe senken. Allerdings erwarte er keine nennenswerten Auswirkungen
       auf die Hospitalisierungsquote oder die Situation auf den
       Intensivsstationen, da Kinder in der Regel milde Verläufe hätten und nicht
       im Krankenhaus landeten.
       
       Aus Sicht vieler MedizinerInnen ist nach wie vor die Impfquote der
       entscheidende „Gamechanger“: Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hatte
       sich am Wochenende für eine Impfpflicht für Pflegeberufe und pädagogisches
       Personal ausgesprochen. Allerdings ist die laut Schätzungen der
       Gewerkschaft GEW und SchulleiterInnenverbänden zumindest an Berliner
       Schulen ohnehin schon hoch und liegt bei 80–90 Prozent. Insgesamt sind in
       Berlin 67,3 Prozent der Menschen vollständig geimpft.
       
       Larscheid sagte am Montag, „die geringe Impfquote und ferner die für viele
       noch nicht erfolgte Auffrischimpfung sind der Grund für die aktuell hohen
       Erkrankungszahlen“.
       
       Die Inzidenz in den Altersgruppen der 5- bis 14-Jährigen liegt am Montag in
       Berlin bei über 500. Insgesamt betrug die Inzidenz stadtweit über alle
       Altersgruppen 194,5. Das Infektionsgeschehen schlägt sich noch nicht in dem
       Maße in der Corona-Statistik für die Schulen wider, die immer am Freitag
       aktualisiert wird: Am Stichtag 5. November waren alle Schulen „grün“
       eingestuft, lediglich eine Grundschule in Pankow „gelb“. 59 Lerngruppen
       sind berlinweit in Quarantäne. Eine Woche zuvor waren es nur 16
       geschlossene Lerngruppen.
       
       Fixe Grenzwerte für die Einstufung der Schulen seitens der Gesundheitsämter
       gibt es allerdings auch nicht. Heise findet das aber nicht notwendig: „Je
       nach Größe der Schule können acht oder zehn Coronafälle etwas ganz
       unterschiedliches bedeuten, auch in Abhängigkeit zum Infektionsgeschehen im
       Bezirk.“ Treptow-Köpenick hatte am Montag mit 162,3 die niedrigste
       Inzidenz, Reinickendorf mit 260,3 die höchste.
       
       Allerdings wies ein Sprecher der Bildungsverwaltung am Montag darauf hin,
       dass die Fallzahlen auch in den Schulen inzwischen deutlich nach oben
       gingen. Bei den SchülerInnen sind aktuell 0,4 Prozent positiv getestet,
       beim pädagogischen Personal 0,3 Prozent. In der Vorwoche lagen die Werte
       noch bei 0,13 bzw. 0,15. Die Daten melden die Gesundheitsämter der Bezirke
       immer am Ende jeder Woche an die Bildungsverwaltung.
       
       ## 2G wird diskutiert
       
       Erwartet wird außerdem, dass der amtierende rot-rot-grüne Senat diese Woche
       eine Entscheidung über verschärfte Corona-Regeln trifft. Als wahrscheinlich
       gilt die Einführung der 2G-Regel: Dann hätten nur noch [3][Geimpfte und
       Genesene Zugang zu Restaurants, Kneipen oder Clubs]. Ausnahmen zu 2G
       könnten für Kinder und Menschen, die sich nicht impfen lassen können,
       gelten.
       
       Bisher kann jeder Veranstalter selbst entscheiden, ob er auch Getestete
       zulässt (3G). In dem Fall gelten Maskenpflicht und Abstandsregeln. Sachsen,
       Thüringen und Bayern haben ihre Corona-Regeln bereits dahingehend
       verschärft. SPD-Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci hatte am Sonntag gesagt,
       2G werde im Senat schon vorbereitet. Dem Vernehmen will der Senat am
       Montagabend für eine Telefonschalte zusammenkommen.
       
       Der langjährige [4][Berliner Linken-Gesundheitspolitiker und Mediziner
       Wolfgang Albers] kritisierte gegenüber der taz eine 2G-Regel: Weder habe
       das bisher die Impfbereitschaft erhöht noch könne man ausschließen, dass
       Geimpfte andere ansteckten. Eher verprelle man durch diese „schwarze
       Pädagogik“ Menschen, die sich vielleicht doch impfen lassen wollen.
       
       Besser ist aus Albers' Sicht ein flächendeckendes Testen vor
       Restaurantbesuchen und Veranstaltungen: „Die Abschaffung der kostenlosen
       Bürgertests war völlig unsinnig.“ Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
       (CDU) hat sich bereits offen für eine Wiedereinführung der kostenlosen
       Tests gezeigt.
       
       8 Nov 2021
       
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