# taz.de -- Alle Jahre wieder: Merkels besondere Zeitumstellung
       
       > Am Sonntag werden die Uhren um eine Stunde zurückgedreht. So auch die
       > nächsten Jahre. Angela Merkels (Kanzlerin-)Zeit indes läuft ab.
       
 (IMG) Bild: Merkels Blick in die Zukunft: ein Leben als Nichtkanzlerin
       
       Was haben Zeitumstellung und [1][Angela Merkel] gemeinsam? Ganz einfach:
       Die Zeit für beide läuft ab. Aber noch sind sie da. Und wie.
       
       In der Nacht zu Sonntag werden die Uhren um eine Stunde zurückgedreht.
       Eigentlich sollte das in diesem Jahr [2][zum letzten Mal passieren], so
       jedenfalls hatte es der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker
       verkündet: „Die Zeitumstellung gehört abgeschafft.“ Aber zwischen 2018, als
       Juncker sein Versprechen in die Welt flötete, und heute liegt das Leben. In
       diesem Leben können sich die 27 EU-Länder schlicht nicht einigen, ob sie
       nun die Sommer- oder die Winterzeit, sprich die gewöhnliche
       Mitteleuropäische Zeit, präferieren. Also wird munter weiter sondiert,
       debattiert, verhandelt.
       
       So wie jetzt bei den [3][Koalitionsgesprächen von SPD, Grünen und FDP].
       Und solange die neue Ampelregierung nicht steht und Olaf Scholz nach wie
       vor ein Kanzlerkandidat ist, bleibt Merkel im Amt. Das kann länger dauern,
       als den drei Parteien, Scholz und Merkel lieb ist. Da ist zum Beispiel das
       Bürgergeld, das alte Hartz IV mit neuem Namen und, okay, ein klein wenig
       mehr Geld. SPD und Grüne wollen das unbedingt, die FDP ist skeptisch.
       
       Oder [4][Klimaschutz] und die große Frage, wie der bezahlt werden soll. Die
       FDP pocht auf strenge Haushaltsdisziplin, die Grünen wollen es eher
       großzügiger angehen, Hauptsache, das 1,5-Grad-Ziel wird erreicht. Und dann
       das Gerangel um Posten. Der Grüne Robert Habeck und der Liberale Christian
       Lindner beanspruchen beide das Finanzministerium. Kurz: Das kann dauern.
       Auch wenn die Verhandler:innen hoch und heilig versprechen, es bis zum
       6. Dezember zu schaffen.
       
       Mit Versprechen ist das allerdings so eine Sache. Mitleidiger Blick zurück
       zu Jean-Claude Juncker.
       
       ## Noch 47 Tage bis zu LäKaZ
       
       Aber während seine Zeit(umstellungs)rechnung nach wie vor unberechenbar
       scheint, tickt für die Nochkanzlerin eindeutig [5][die Merkel-Uhr:] Noch 47
       Tage bis zur LäKaZ, der längsten Kanzlerin aller Zeiten. Und das geht so:
       Sollten sich die Ampel-Koalitionär:innen ein bisschen verrechnet, ihre
       Regierungsgeschäfte bis spätestens 17. Dezember nicht aufgenommen und dazu
       noch keinen Kanzler gewählt haben, wird Merkel exakt 5.869 Tage im Amt
       sein. So lange wie einst [6][Helmut Kohl].
       
       Die [7][Merkel-Uhr, aufgesetzt vom Animationstool Flourish], hat diese Zeit
       inklusive Stundenumstellung auf die Sekunde genau im Blick.
       
       Aber schon jetzt kann Merkel auf eine besondere Zeitrechnung verweisen. Am
       22. Dezember 2019 war sie 5.143 Tage im Amt, genauso lange wie seinerzeit
       Konrad Adenauer (CDU). Der erste Kanzler der Bundesrepublik saß vom 15.
       September 1949 bis 15. Oktober 1963 im Kanzlersessel. Merkel ist seit 22.
       November 2005 Bundeskanzlerin – als erste Frau im Amt und erste Ostdeutsche
       noch dazu. Wenn das mal keine Zeitumstellung ist.
       
       31 Oct 2021
       
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