# taz.de -- Insektenplage aus Japan: Ein richtiger Mistkäfer!
       
       > Der Japankäfer hat die Alpen überschritten und bedroht Golfplätze und
       > Gurken. Dabei sieht er hübsch aus, aber eigentlich müssen wir uns sorgen.
       
 (IMG) Bild: Japankäfer (Popilia Japonica)
       
       Reisende aus Italien sollen auf einen „meldepflichtigen, prioritären
       Quarantäneschadorganismus“ achten – das ist keine Warnung des RKI, sondern
       des JKI, des Julius Kühn-Instituts für Kulturpflanzen, und zur Abwechslung
       geht es nicht um das Coronavirus, [1][sondern um einen handfesteren Unhold,
       den Japankäfer.]
       
       Popillia japonica stammt zwar aus Japan, hat aber in Nordamerika und in
       Italien bereits beachtliche Verheerungen angerichtet. Rund 300
       Pflanzenarten verputzt er, und weil er sich schnell massenhaft vermehrt,
       wächst bald kein Gras mehr, wo er mit seinen sechs Beinchen hintritt. Dabei
       legt der Japankäfer ein empörend schlechtes Benehmen an den Tag. Nicht nur,
       dass er den ästhetisch fragwürdigen „Skelettfraß“ praktiziert, mit großer
       Freude macht er sich über Wein, Eiche und sogar Spargel und Erdbeere her,
       er skelettiert also die deutsche Volksseele. „Vor allem gepflegte Rasen“
       liebt er – das Vieh will uns an die Golfplätze!
       
       Jüngst ist ein Käfermännchen in eine Insektenfalle im Norden der Schweiz
       getappt, also nördlich der Alpen. Genau die darf das Insekt nicht
       überqueren, wenn wir unseren englischen Rasen ohne hässliche japanische
       Flecken wollen. Daher werden Baden-Württemberger nun aufgefordert, auf
       verdächtige Käfer zu achten, diese festzunehmen und den zuständigen
       Behörden auszuliefern. Ehe jetzt in einer großen schwäbischen
       Käfer-Kehrwoche unsere ohnehin schon geschwächte Insektenfauna komplett
       weggefegt wird, bitte genau hinschauen: Der Japankäfer sieht aus wie die
       Taschenbuchausgabe des Juni- oder Gartenlaubkäfers, ist von diesem aber gut
       unterscheidbar durch sein charakteristisches Abwehrverhalten: Er spreizt
       bei Störung die Hinterbeine seitlich ab. Also bitte erst den Ärger-Test
       machen vor dem Eintüten!
       
       Die Vorstellung, dass demnächst Tausende Württemberger besorgt auf kleinen
       Käfern herumtippen, hat etwas Betörendes. Zumal die Tierchen nett aussehen,
       mit weißen Haarbüscheln und gold-grün schimmerndem Halsschild. Auf die
       Diskussionen, ob der prioritäre Schadorganismus noch Japankäfer heißen darf
       oder Deltakäfer genannt werden muss, dürfen wir uns schon freuen.
       Schließlich kann er nichts dafür, er wird halt vom Menschen verschleppt.
       Fast hätten wir also doch noch eine Lanze für ihn gebrochen, [2][da meldet
       die Saarbrücker Zeitung] am Donnerstag, dass er „vermutlich die
       Gurken-Strecke im Garten von Hildegard Juhlke kahlgefressen“ hat. Im
       Saarland, also quasi in Deutschland! Genug, Japankäfer, und keinen Schritt
       weiter!
       
       13 Aug 2021
       
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