# taz.de -- African Book Festival in Berlin: Die Musikalität der Sprache
       
       > Das African Book Festival lädt open air in die Rehberge ein und geht der
       > Frage nach, wie die allgemeine Geschichte in das individuelle Leben ragt.
       
 (IMG) Bild: Der Kurator Kalaf Epalanga erforscht die Beziehungen zwischen Musik und Literatur
       
       Berlin taz | Zum dritten Mal findet am Freitag und Samstag (16./17. Juli)
       das [1][African Book Festival] mit zahlreichen afrikanischen und
       afrodiasporischen Gastautor:innen statt. Nachdem diese Veranstaltung im
       Corona-Frühjahr 2020 ausfallen musste, wird sie jetzt als sommerlicher
       Open-Air-Event in der besonderen Atmosphäre des Freiluftkinos Rehberge
       nachgeholt.
       
       Die Veranstalterin des Festivals, der Verein InterKontinental, stellt
       regelmäßig neben den etablierten Autor:innen, die sich einen Zugang zu den
       Verlagen und Feuilletons des globalen Nordens erobert haben, ganz
       ausdrücklich auch diejenigen vor, die bisher vor allem in ihren
       Heimatländern gelesen werden.
       
       2018 und 2019 stand die Erfahrung der Migration im Zentrum der Festivals.
       Der diesjährige Kurator Kalaf Epalanga, ein in Angola geborener
       Wahlberliner, hat das Festival unter das Motto „Telling the origin stories“
       gestellt und zahlreiche Autor:innen aus dem portugiesischen Sprachraum
       Afrikas eingeladen. Die „origin story“ oder Hintergrundgeschichte, eine in
       Afrika viel benutzte Erzähltechnik, führt die Romanhandlung zurück in die
       gesellschaftliche Verfasstheit, aber auch in die Familiengeschichte der
       literarischen Figuren. Die „origin story“ stellt klar, warum die Figuren so
       handeln, wie sie es tun, und wie die allgemeine Geschichte in ihre
       individuellen Leben hineinragt. In diesen Zusammenhang gehört auch das
       Themenpanel „Familien und andere Wunder“, bei dem unter anderen José
       Eduardo Agualusa und [2][Sharon Dodua Otoo] auftreten.
       
       ## Karriere und Verantwortung
       
       Weitere Themen sind „Schreiben in beunruhigenden Zeiten“ und „Literatur
       und Verantwortung“: Wenn globale Verwerfungen und lokale Missstände das
       Leben so schwierig machen, wie das in vielen afrikanischen Ländern
       gegenwärtig der Fall ist, gewinnt die Frage nach dem politischen Engagement
       von Schriftsteller:innen eine neue Dringlichkeit und mit ihr die
       Notwendigkeit, zwischen politischen und literarischen Ansprüchen, zwischen
       eigener Karriere und gesellschaftlicher Verantwortung zu vermitteln.
       
       Auf dem Weg über das Thema Flucht kommen auch die biografischen Brüche und
       fragilen Identitäten, die mit jeder Migration einhergehen, wieder in den
       Blick. Hier schließt sich der Kreis zu den vorangegangenen Festivals. Der
       Roman „Schweigen ist meine Muttersprache“ von Sulaiman Addonia gehört zu
       den wenigen Büchern des Festivals, die auch in Deutschland erschienen sind.
       
       Weitere Höhepunkte der Veranstaltung werden die Performance „Weiße Leute
       kennen auch gute Lieder“ und die „Musikalische Reise durch die angolanische
       Literaturgeschichte“ sein. Die vielschichtige Verflechtung von Musik und
       Literatur ist ein Steckenpferd des Autors und Musikers Epalanga. Auch sein
       jüngster, von der Kritik hochgelobter Roman „Também os Brancos Saben
       Dançar“ („Weiße Leute können auch tanzen“) beschäftigt sich damit.
       
       Bei Vorveranstaltungen in Leipzig und München haben Epalangas afrikanische
       Gäste in ausführlichen persönlichen Statements die Rolle der Musik für ihr
       Schreiben und für das Leben ihrer Romanfiguren dargestellt. Da ist von
       kongolesischem Rumba die Rede, von südafrikanischem Jazz und natürlich von
       ghanaischem Highlife.
       
       Wer noch zögert, Tickets für das Festival in Berlin zu buchen, sollte sich
       die Videoaufzeichnungen dieser Vorveranstaltungen ansehen (am einfachsten
       über die Webseite des Festivals): Selten ist die Musikalität von Sprache so
       unmittelbar erfahrbar geworden wie bei den Lesungen von Martha Fessehatzion
       und Moses Leo aus den Romanen der Gastautor:innen. Und nichts und niemand
       könnte für afrikanische Romane so erfolgreich werben wie die Autor:innen
       mit ihren Statements.
       
       16 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://africanbookfestival.de/
 (DIR) [2] /Debuetroman-von-Sharon-Dodua-Otoo/!5750328
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Renate Kraft
       
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