# taz.de -- Anstehende Intendanten-Wahl: Flaschengeister beim ZDF
       
       > Am Freitag wählt das ZDF eine neue Intendantin oder einen neuen
       > Intendanten. Was das mit Parteifarben und alten Ritualen zu tun hat.
       
 (IMG) Bild: Tina Hassel, Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios und ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler
       
       Beim ZDF wird am Freitag einE neueR IntendantIn gewählt. Solche Wahlen um
       den höchsten Posten in Mainz sind eine heikel. Weshalb das ZDF
       wahrscheinlich ganz froh ist, dass es nicht so viele mitkriegen und die
       Berichterstattung eher dünne ist.
       
       Eigentlich schien die Sache so haus- wie ausgemacht. Wie im Märchen soll in
       anstaltsdynastischer Folge Programmdirektor Norbert Himmler neuer Chef
       werden. Schließlich war schon der amtierende [1][Thomas Bellut,] bevor er
       Intendant wurde, Programmdirektor und bei seinem Vorgänger Markus Schächter
       wiederum war es auch schon so.
       
       Das ZDF als gelebtes Erbkaisertum mit dem Fernsehrat als Senat, der den
       Cäsaren kürt. „Doch das von Männern regierte Römische Reich ist längst
       untergegangen!“, verkündet die Mitbewohnerin. Wenn das mal kein Omen ist.
       Und schon das Märchen um den tapferen Ritter Markus Schächter war eher von
       der traurigen Gestalt. Schächter schaffte es erst im fünften Wahlgang. Denn
       er ritt auf einem CDU-Ticket, wurde von seiner eigenen Partei aber gar
       nicht gewollt.
       
       Womit wir bei [2][Tina Hassel] wären. Die Leiterin des
       ARD-Hauptstadtstudios tritt am Freitag gegen den Favoriten Himmler an. Sie
       kam wie der Geist aus der Flasche, an der der SPD-nahe Freundeskreis im
       ZDF-Fernsehrat rieb. Doch auch bei der SPD gibt es prompt Gemurre. Hassel
       sei ja eher grün, heißt es zum Beispiel. Außerdem ist noch zu hören, dass
       sie ja gerne noch andere KandidatInnen präsentiert hätten. Die wären aber
       nur bei Gewinngarantie angetreten. Ansonsten bleibt alles schön
       intransparent.
       
       ## Wie im Märchen
       
       Drüben beim WDR-Rundfunkrat übrigens wollten einige Mitglieder diese Woche
       genau damit aufräumen. Sie hatten am Dienstag eine Sondersitzung
       durchgesetzt, über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und
       seinen Auftrag. Sondersitzungen sind sehr ungewöhnlich in dieser
       Gremienwelt. Sie bedeuten eigentlich immer, dass es gewaltig knirscht.
       
       Die InitiatorInnen der Veranstaltung stehen weder dem CDU- noch dem
       SPD-Freundeskreis im Rundfunkrat nah, sondern wenn schon, dann den Grünen.
       Und haben harsche Kritik am – nach ihrer Sicht – zu sehr auf schnellen
       Netzerfolg schielenden digitalen Kurs von WDR-Chef Tom Buhrow. Doch der
       Hofstaat der CDU- und SPD-nahen Truppen hielten der Chefetage die Treue.
       Die Debatte wurde eher abgeblockt. Doch der Geist ist aus der Flasche, und
       das ganz öffentlich.
       
       Womit wir wieder bei Tina Hassel wären. Sie soll beim ZDF vor allem
       antreten, um zu zeigen, dass sie der Intendantinnen-Krone würdig ist. Um
       dann 2025 beim WDR Tom Buhrow abzulösen. „Abgekartete Sache“, meint die
       Mitbewohnerin, „ganz wie im Märchen.“
       
       2 Jul 2021
       
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