# taz.de -- Proteste im Westjordanland: Der Aussitzer
       
       > Mit brutaler Gewalt der Sicherheitsleute hält sich Palästinenserpräsident
       > Abbas an der Macht. Die Hamas sitzt schon in den Startlöchern für die
       > Übernahme.
       
 (IMG) Bild: Palästinenserpräsident Mahmud Abbas: tut nichts, und das schon sehr lange
       
       Der [1][Tod eines Kritikers] von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ist
       Anlass für Proteste in Ramallah und Hebron. Acht Minuten lang soll Nisar
       Banat von palästinensischen Sicherheitskräften zum Teil mit Eisenstangen
       malträtiert worden sein. Der 43-jährige Aktivist, der mit sarkastischen
       Videos in den sozialen Netzwerken gegen den alternden Präsidenten Stimmung
       machte, starb im Juni kurz nach seiner Festnahme.
       
       Seit Jahren schon stand er unter Beobachtung der palästinensischen
       Sicherheitsdienste, die ihn wiederholt unter dem Vorwurf der
       Cyberkriminalität verhafteten. Wie Banat sind zahlreiche KritikerInnen des
       Palästinenserpräsidenten Opfer absurder Gesetze und des harten Vorgehens
       der Sicherheitsdienste. Der Unmut wächst. „Verschwinde“, so rufen
       DemonstrantInnen.
       
       Jüngsten [2][Umfragen] zufolge glauben mehr als die Hälfte der
       PalästinenserInnen, dass die islamistische Hamas nicht nur im
       Gazastreifen, sondern in den gesamten Palästinensergebieten, inklusive dem
       Westjordanland, regieren sollte. Ganze 14 Prozent der Befragten hielten
       unverändert zur Fatah und Abbas für den geeigneten Präsidenten.
       
       Diese gefährliche Wende hin zu der radikalen und militanten Bewegung ist
       auf die Kampfbereitschaft der Hamas zurückzuführen, die sie [3][jüngst mit
       Raketen gegen Israel] erneut unter Beweis stellte, während Abbas die
       Probleme aussitzt. Der Palästinenserpräsident treibt weder den Widerstand
       voran, noch sucht er aktiv nach friedlichen Lösungen, um der israelischen
       Besatzung ein Ende zu machen. Er tut nichts. Und das schon sehr lange.
       
       Der Zorn gegen ihn ist aber auch auf die [4][abgesagten Wahlen]
       zurückzuführen, die für Anfang des Jahres geplant waren, und bei denen die
       Fatah mit großer Wahrscheinlichkeit von den Islamisten geschlagen worden
       wäre. Vorerst hält sich Abbas mit strikten Anweisungen und mit dem brutalen
       Vorgehen seiner Sicherheitskräfte gegen die Demonstrationen im Amt.
       
       Der 85-Jährige lässt die Chancen seiner Fatah-Bewegung schwinden, während
       die Hamas nur abzuwarten braucht. Irgendwann muss es Wahlen geben, und bis
       dahin punkten die Islamisten.
       
       14 Jul 2021
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
       
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