# taz.de -- Projekt „Baltic Pipe“: Haselmaus stoppt Erdgas-Pipeline
       
       > Die „Baltic Pipe“ liegt vorerst auf Eis. Der Grund: Die Konsequenzen des
       > Baus für gefährdete Tiere wie die Haselmaus seien ungenügend untersucht.
       
 (IMG) Bild: Kann Pipelines stoppen: die Haselmaus
       
       „Baltic Pipe“ liegt auf Eis. Die Pipeline soll norwegisches Erdgas aus der
       Nordsee durch die Ostsee nach Polen transportieren. Die dänische
       Beschwerdestelle für Umwelt und Lebensmittel hat dem Projekt in der
       vergangenen Woche die Genehmigung für den Bau durch Dänemark entzogen. Die
       Begründung: Die Konsequenzen der Bauarbeiten für gefährdete Tierarten wie
       [1][Haselmaus] und Birkenmaus und verschiedene Fledermausarten seien nicht
       genügend untersucht worden.
       
       Geklagt hatten verschiedene Umweltschutzorganisationen und einzelne Bürger,
       die Grundstücke entlang der geplanten Trasse haben. „Baltic Pipe“ ist in
       Dänemark extrem unpopulär, mehrmals gab es Demonstrationen gegen den Bau.
       Auf 210 Kilometern soll das Rohr dänisches Festland queren. Landwirte und
       andere Grundstücksbesitzer hatten sich vergeblich dagegen gewehrt, dass
       dafür ihr Land in Anspruch genommen werden soll. Mäuse kamen ihnen nun zur
       Hilfe.
       
       Als die sozialdemokratische Regierung in Kopenhagen den Bau im Juli 2019
       genehmigte, wurde sie von Umweltorganisationen bezichtigt, das Pariser
       Klimaabkommen zu sabotieren. Auch gegen die EU-Kommission, die das Projekt
       unterstützt, richtete sich die Kritik. Mit den 10 Milliarden Kubikmetern
       Gas, die die neue Pipeline jährlich transportieren soll, werde [2][auf
       Jahrzehnte die Abhängigkeit von fossiler Energie festgeschrieben],
       argumentierten Klimaschützer.
       
       „Die EU hält Europa im Fossilzeitalter fest und verschleudert Milliarden
       [3][in Infrastruktur, die bald veraltet ist]“, kritisierte die linke
       dänische Europaabgeordnete Margrete Auken, als das EU-Parlament 2019 die
       EU-Förderung für 55 Erdgasprojekte absegnete. Für „Baltic Pipe“, insgesamt
       2 Milliarden Euro schwer, fielen dabei 215 Millionen Euro ab. Neue Nahrung
       bekam diese Kritik, als die Internationale Energieagentur IEA kürzlich
       davor warnte, neues Kapital in Investitionen für fossile Rohstoffe zu
       stecken.
       
       ## Nicht überall Jubel
       
       Dass die Genehmigung für „Baltic Pipe“ nun ausgesetzt ist, sorgt nicht
       überall für Jubel. „Natürlich freuen wir uns gar nicht“, sagte Marian Kaagh
       von der dänischen Netzgesellschaft Energinet. Man werde nun mit der
       Umweltbehörde beraten, welche Konsequenzen das habe und welche zusätzlichen
       Schutzmaßnahmen man für Mäuse und Fledermäuse treffen könne.
       
       Die ersten Pläne für diese Pipeline, mit der Polen russisches durch
       norwegisches Erdgas ersetzen und überschüssiges Gas weiterexportieren will,
       gab es schon 2001. Sie waren zwischendurch mehrfach auf Eis gelegt und erst
       nach der Zusage von EU-Geldern wieder reaktiviert worden. Der ursprüngliche
       Zeitplan, der eine Inbetriebnahme der über 900 km langen Pipeline bis Ende
       2022 vorsah, dürfte nun nicht einzuhalten sein. Die Gegner des Projekts
       haben bereits angekündigt, eine etwaige neue Genehmigung wieder gerichtlich
       anfechten zu wollen.
       
       6 Jun 2021
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
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