# taz.de -- Pilotprojekt Grundeinkommen: Nur eine schöne Idee
       
       > Das erste wissenschaftlichen Projekt zum Grundeinkommen in Deutschland
       > beginnt. Doch die Idee taugt nicht als neue soziale Sicherung.
       
 (IMG) Bild: 1.200 Euro erhielten 122 Teilnehmende des wissenschaftlichen Experiments erstmals am Dienstag
       
       Das [1][bedingungslose Grundeinkommen zu erforschen] ist eine gute Sache.
       Am Dienstag haben die Teilnehmenden des ersten wissenschaftlichen Projekts
       hierzulande ihr Startgeld erhalten. Das beflügelt die Fantasie. Als
       umsetzbare Idee für eine neue soziale Sicherung taugt das Grundeinkommen
       aber nicht.
       
       Zwei Gründe sprechen dagegen. [2][Es wäre sehr teuer.] Bekämen alle
       Bürger:innen 800 Euro monatlich, so wären das rund 800 Milliarden Euro
       jährlich, ungefähr ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts und etwa so viel
       wie alle heutigen Sozialausgaben zusammen.
       
       Einen Teil davon, wie die Renten, kann man aber nicht einfach umwidmen,
       weil es sich um individuell erworbene Ansprüche handelt. Wahrscheinlich
       müsste der Staat Hunderte Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich durch
       Steuern aufbringen, um das Grundeinkommen zu finanzieren.
       
       Zweitens ist eine solche Megareform für einen korporatistisch vermachteten
       Staat wie Deutschland einfach zu kompliziert. In einem Land, wo Tausende
       Lobbyorganisationen jeden Paragrafen eines neuen Gesetzes auf ihre
       Interessen hin durchforsten, wird es kein Sozialsystem geben, das alles auf
       den Kopf stellt. Außer vielleicht nach einer Katastrophe.
       
       Die Debatte kann jedoch als Gedankenraum wirken, in dem Reformen für das
       herrschende Sozialsystem entstehen. In der Coronakrise mussten gerade
       [3][Millionen Selbstständige Monate ohne Einkommen] überstehen. Die
       Regierung senkte zwar die Hürden für Hartz IV, doch viele Geschäftsleute
       und Kunstschaffende verzichteten dankend. Für sie gibt es bisher kein
       akzeptables Verfahren der Existenzsicherung.
       
       Dieses müsste ohne Sanktionen und bürokratische Zwangswerkzeuge auskommen,
       mehr Geld zur Verfügung stellen als die kargen Hartz-IV-Sätze und eine
       vernünftige Kindergrundsicherung beinhalten. Es fehlt ein freundliches
       Sozialsystem, das Existenzsicherung, Gerechtigkeit und Anreizwirkung
       verbindet, jedoch nicht mit Geld um sich wirft. 70 Prozent der Menschen in
       diesem Land brauchen kein Grundeinkommen.
       
       2 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/grundeinkommen-103.html
 (DIR) [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Bedingungsloses_Grundeinkommen
 (DIR) [3] https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/corona-pandemie-selbststaendige-grundsicherung-100.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hannes Koch
       
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