# taz.de -- Diplomatie zwischen USA und Ukraine: Rückendeckung für Selenski
       
       > Bei einem Besuch in der Ukraine sagt Außenminister Blinken Kiew
       > Unterstützung in Sicherheitsfragen zu. Kiew fühlt sich von Russland
       > bedroht.
       
 (IMG) Bild: Ortsbegehung in Donbass: Präsident Selenski hofft auf US-Untersützung gegen russische Aggression
       
       Berlin taz | Als erste hochrangige Vertreter der US-Administration von Joe
       Biden haben Außenminister Antony Blinken und die Staatssekretärin im
       US-Außenministerium, Victoria Nuland, am Donnerstag die Ukraine besucht.
       Dabei trafen sich die Diplomaten in Kiew mit dem ukrainischen Präsidenten
       Wolodimir Selenski, Expräsident Petro Poroschenko, der Regierung und den
       Fraktionschefs.
       
       Im Mittelpunkt der Gespräche standen Sicherheitsfragen. Lediglich Julia
       Timoschenko, Vorsitzende der Vaterlandspartei, sprach ein soziales Thema
       an. Die USA sollten die Ukraine beim Erwerb von Corona-Impfstoff der Firma
       Pfizer unterstützen, bat sie den Gast bei einem Treffen. Die Ukraine sei
       beim Impfen gegen das Coronavirus sehr ins Hintertreffen geraten.
       
       Bei dem Treffen mit Selenski habe die US-Delegation versichert, den
       Aktionsplan einer ukrainischen Nato-Mitgliedschaft zu unterstützen,
       berichtete der Chef der ukrainischen Präsidialadministration, Andrej Ermak
       gegenüber Interfax-Ukraina.
       
       Ebenfalls zur Sprache sei die Lage in der Region von Schwarzen und
       Asowschen Meer gekommen, zitiert die Nowoje Wremja den ukrainischen
       Präsidenten. Mit seiner bis Ende Oktober geplanten Sperrung der Meerenge
       von Kertsch hat Russland die ukrainischen Häfen im Asowschen Meer von der
       Außenwelt abgeschnitten.
       
       ## Mit Washington einig
       
       Präsident Selenski dankte Blinken für die Sanktionen gegen Russland und die
       Unterstützung der USA hinsichtlich [1][Nord Stream 2]. Während sich die
       europäischen Positionen nicht immer mit der ukrainischen deckten, so
       Selenski, sei man sich in dieser Frage mit den USA einig.
       
       Einen direkten Zusammenhang zwischen North Stream 2 und der Blockade des
       Asowschen Meeres sieht der Politologe Viktor Kaspruk. Russland wolle die
       Ukraine wirtschaftlich in die Knie zwingen, sagte Kaspruk dem ukrainischen
       Portal Obosrewatel“. Tatsächlich nehme man der Ukraine die Möglichkeit,
       Metall und Getreide über die Häfen im Asowschen Meer zu exportieren.
       
       Da Russland offensichtlich bei einer Fertigstellung von North Stream 2 eine
       Beendigung des Gastransits durch die Ukraine plane, stünden der
       ukrainischen Wirtschaft harte Zeiten bevor. Kaspruk fürchtet, dass Russland
       nach der Lahmlegung ukrainischer Häfen im Asowschen Meer auch weitere
       ukrainische Häfen im Schwarzen Meer blockieren werde.
       
       Unterdessen mehren sich die Hinweise, dass der von Russland angekündigte
       Abzug seiner Truppen an der Grenze zur Ukraine nur in Teilen erfolgt ist.
       Nach wie vor stünden [2][80.000 russische Soldaten unweit der Grenze zur
       Ukraine], berichtete die New York Times am Mittwoch. Russland habe nur
       3.500 Soldaten von der Grenze zur Ukraine abgezogen, sagte Präsident
       Selenski bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem US-Außenminister.
       Blinken bestätigte dies.
       
       Der Besuch der US-Delegation machte erneut deutlich, wie wichtig Kiew eine
       Einbindung in westliche Sicherheitsstrukturen ist. Am 3. Mai waren die
       Präsidenten der Ukraine, Polens und der baltischen Staaten in Warschau
       zusammengetroffen, um sich auf ein gemeinsames Vorgehen gegenüber Russland
       zu verständigen. Eine Einladung an Selenski zum Nato-Gipfel am 14. Juni in
       Brüssel, bei dem auch über eine mögliche Nato-Mitgliedschaft der Ukraine
       gesprochen werden soll, steht noch aus.
       
       7 May 2021
       
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