# taz.de -- Wahl in Israel: Bibi muss bibbern
       
       > Nach Auszählung von 90 Prozent der Stimmen sieht es doch wieder knapp aus
       > für Amtsinhaber Netanjahu. Entschieden ist jedoch noch nichts.
       
 (IMG) Bild: Die Israelis haben am Dienstag zum vierten Mal in nur zwei Jahren gewählt
       
       Jerusalem dpa/ap/taz | Nach Auszählung von 90 Prozent der Stimmen bei der
       Parlamentswahl in Israel hat sich die Lage von Regierungschef Benjamin
       Netanjahu weiter verschlechtert. Sein rechtskonservativer Likud bleibt zwar
       mit 30 Mandaten die stärkste politische Kraft, aber selbst mit seinem
       ultrarechten Rivalen Naftali Bennett von der Jamina-Partei käme sein Lager
       nur auf 59 von 120 Mandaten. Die arabische Partei Raam schafft nach Angaben
       vom Mittwochmorgen die 3,25-Prozent-Hürde und kommt auf fünf Mandate – sie
       ist nun Zünglein an der Waage.
       
       Auf Platz zwei kam mit 18 Sitzen die Zukunftspartei des Oppositionsführers
       Jair Lapid. Das Anti-Netanjahu-Lager erzielte 56 Sitze.
       
       Das Bild kann sich jedoch bis Auszählung aller Stimmen, mit der nicht vor
       Freitag gerechnet wird, noch verschieben. Die Bildung einer Regierung
       dürfte grundsätzlich für das Anti-Netanjahu-Lager äußerst schwierig werden
       – manch potenzielle Koalitionäre liegen inhaltlich weit auseinander. Eine
       fünfte Wahl noch in diesem Jahr ist deshalb weiterhin nicht auszuschließen.
       
       ## Netanjahu will noch einmal
       
       Netanjahu sprach sich in einer Ansprache in der Nacht gegen eine weitere
       Wahl aus. Er sprach von „großen Errungenschaften“, erklärte sich aber nicht
       zum Sieger und rief zur Bildung einer „stabilen Regierung“ auf. Dabei
       schließe er niemanden als potenziellen Koalitionspartner aus, sagte der
       71-Jährige. „Wir dürfen auf keinen Fall den Staat Israel zu neuen Wahlen,
       zu einer fünften Wahl zerren“, sagte er.
       
       Mehrere Rechtsparteien haben im Wahlkampf versprochen, keine Regierung mehr
       mit Netanjahu zu bilden, der wegen Korruption vor Gericht steht. Bennett
       hielt sich dagegen bedeckt. Er teilt viele Ansichten Netanjahus, hat den
       Regierungschef aber auch kritisiert. „Die Normen der Vergangenheit sind
       nicht länger akzeptabel“, sagte Bennett am Wahlabend und versprach dem Land
       eine Führung, die nicht an sich selbst interessiert sei, sondern sich
       kümmere. Er hat signalisiert, mit Rivalen zu kooperieren, sollte er die
       Chance erhalten, selbst Ministerpräsident zu werden.
       
       Netanjahu hatte am Dienstag erneut Direktflüge für Pilger von Israel nach
       Mekka angekündigt. [1][Bereits im Wahlkampf hatte er versucht, arabische
       Israelis für sich zu gewinnen]. Ansonsten wollte er vor allem mit der
       rasanten Corona-Impfkampagne in Israel punkten. Viele Bürger zeigten sich
       jedoch unzufrieden mit seinem Krisenmanagement im Pandemieverlauf.
       
       Die Infektionszahlen in Israel hatten teils deutlich über denen in
       Deutschland gelegen, die Bürger mussten sich mit langen Lockdown-Phasen
       arrangieren. Netanjahu steht aber auch wegen eines gegen ihn laufenden
       Korruptionsprozesses unter Druck. Er ist seit 2009 durchgängig
       Ministerpräsident.
       
       24 Mar 2021
       
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