# taz.de -- Armin Laschet ist neuer CDU-Chef: Der beste der drei
       
       > Armin Laschet könnte der Versöhner sein, den die CDU braucht. Für
       > Schwarz-Grün aber wird es nicht einfach: Klimapolitisch ist er ein
       > Hardliner.
       
 (IMG) Bild: Ehrgeiziger und machtorientierter als er auf den ersten Blick scheint: Armin Laschet (l.)
       
       Berlin taz | Die CDU hat sich [1][dagegen entschieden, sich einem
       Risikokandidaten anzuvertrauen] und nach rechts abzubiegen. Das ist eine
       gute Nachricht. Mit dem [2][unberechenbaren Friedrich Merz], dem Mann mit
       viel Ego und wenig Empathie, der rechts Stimmen gewinnen will und dafür
       bereit ist, die Mitte der Gesellschaft zu spalten, hätte sich die Partei in
       sehr unsicheres Fahrwasser gestürzt. Kurzfristig mag eine geschwächte CDU
       für Linke attraktiv sein und sie von grün-rot-roten Mehrheiten träumen
       lassen. Langfristig aber ist eine stabile konservative Kraft, die
       populistischen Verlockungen widersteht, wichtig für die hiesige Demokratie.
       
       Der neue Parteichef muss nun zweierlei hinkriegen: die gespaltene Partei
       zusammenführen und ein Gefühl von Aufbruch erzeugen, das die erschöpfte CDU
       durch ein schwieriges Wahljahr bringt. Dafür ist, trotz allen Mängeln,
       Armin Laschet der beste der drei Kandidaten.
       
       Vielleicht ist er sogar genau der Versöhner, den die Partei jetzt braucht.
       Das Talent dazu jedenfalls hat er. In NRW ist es Laschet in den vergangenen
       Jahren gelungen, die unterschiedlichen Strömungen einzubinden. Nicht aus
       reiner Strategie. Sondern, weil er die Vielstimmigkeit der CDU für ihr
       Erfolgsrezept hält.
       
       Was möglicherweise auch daran liegt, dass er – liberal in der
       Einwanderungspolitik, hart in der Energiepolitik, konservativ als gläubiger
       Katholik – Zugang zu allen Strömungen finden kann. Und die gemeinsame
       Kandidatur mit Jens Spahn, der innerhalb der CDU andere Milieus einbinden
       kann, war ohnehin ein kluger Move, der vielen Unkenrufen zum Trotz bis zum
       Parteitag gehalten hat.
       
       ## Kann Laschet Aufbruch verströmen?
       
       Müssen sich Merz, dessen Ego seine zweite Niederlage tief kränken dürfte,
       samt seiner AnhängerInnen nur noch einbinden lassen. Was vor gut zwei
       Jahren eben nicht geschehen ist. Wie groß die Angst davor ist, dass sich
       dies wiederholt, zeigen die zahlreichen Aufrufe zur Geschlossenheit der
       Partei. In ihren Summe haben sie fast etwas panisches.
       
       Laschet hat es geschafft, eine persönliche und emotionale Rede zu halten,
       die eine Geschichte erzählt. Es war die stärkste Rede der drei. Doch
       fraglich bleibt, ob er auch Aufbruch verströmen kann – auch weil er
       [3][Merkels Kurs] halten will. Die Krise, in der die CDU steckt, ist zudem
       viel tiefer, als die derzeit Corona-bedingt guten Umfragewerten glauben
       machen.
       
       In NRW allerdings hat es Laschet geschafft, die CDU nach einer derben
       Niederlage wieder aufzurichten und zurück an die Macht zu führen. Klar, NRW
       ist nicht der Bund. Aber es ist immerhin das bevölkerungsreichste
       Bundesland, das früher mal SPD-Land war.
       
       ## Nicht von der Freundlichkeit täuschen lassen
       
       Laschet, der ehrgeiziger und machtorientierter ist, als es auf den ersten
       Blick scheint, wird sich nun die Kanzlerkandidatur nur ungern nehmen
       lassen. Ob er Kanzler kann, ist aber die große Frage. In der
       Corona-Pandemie zumindest hat er oft unsouverän und wenig geschickt agiert,
       besonders wenn er unter Druck stand. Dass Laschet das nötige Nervengerüst
       und das Geschick für nächtelange Verhandlungen auf EU-Gipfeln hat, daran
       kann man deshalb durchaus zweifeln.
       
       Für SPD und Grüne wird der Wahlkampf deutlich schwieriger werden, als es
       gegen eine Merz-CDU der Fall wäre. Frauen und Großstädter, die Merkel für
       die CDU gewonnen hat, könnten auch an Laschet Gefallen finden. Doch man
       sollte sich von dessen rheinländischer Freundlichkeit nicht täuschen
       lassen. Abschiebungen, die Eskalation im Hambacher Forst und auch der Kampf
       gegen die so genannte Clankriminalität – sie zeigen: Laschet ist auch ein
       harter Hund.
       
       Klimapolitisch zudem macht der neue CDU-Chef nur das, was er unbedingt
       muss. Im Zweifelsfall seine Priorität: den Industriestandort retten.
       Schwarz-grün wird mit dem neuen CDU-Chef, auch wenn er sich früher beim
       Italiener in Bonn gern mit den Grünen zur Pizzaconnection traf, alles
       andere als ein Selbstläufer.
       
       16 Jan 2021
       
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