# taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Nach Kalifornien hier entlang
       
       > CV Vision klingt auf seinem Solo-Debütalbum „Tropical“, als ob er an
       > einem kalifornischen Strand Surfmusik mit Krautrock mischt.
       
 (IMG) Bild: Sonnenbrille auf, Handtuch über die Schulter: „Der Strand (außer Rand und Band)“
       
       Wer sich gern mal kurz in ein anderes Universum beamen würde und gerade
       kein LSD zur Hand hat, dem sei das Solo-Debütalbum von Dennis Schulze alias
       CV Vision nahegelegt.
       
       „Tropical“ heißt das Album, die rein instrumentalen Stücke darauf sind
       geprägt von analogen Synthesizerklängen jedweder Art (der Mann verfügt
       wohl über ein reiches Arsenal an Geräten), Twang-Gitarren, einem funky Bass
       und LoFi-Sound – an einen wärmeren, besseren Ort entschwinden kann man mit
       diesen 14 Tracks ganz hervorragend.
       
       Stilistisch bedient Dennis Schulze eine breite Palette: Manchmal erinnert
       CV Vision an eine schmutzigere Variante von Krautrock á la Neu! oder
       Michael Rother solo („Parallel Universum“ hört sich fast wie eine Hommage
       an), dann bewegt er sich zwischen Psychedelic Rock, Surfmusik und
       arabischen Klängen (im tollen „Ritual No.4“), dann wieder sind da
       tiefenentspannte Westcoast-Sounds wie „Spaziergang am Meer“ oder „Der
       Strand (außer Rand und Band)“.
       
       Die Titel sind Programm, man sieht den California Beach förmlich vor sich,
       rückt die Sonnenbrille gerade, fährt sich durch das salzwassergetränkte
       Haar und wirft sich das Badehandtuch über die Schulter.
       
       Neben jenen Einflüssen klingt auch der US-Experimental-Pop jüngerer Jahre
       an. In „Mr. Maze“ etwa, einem der stärksten Stücke des Albums, fühlt man
       sich an die frühen Animal Collective erinnert, es ist das einzige Mal, dass
       eine Gesangsspur verwendet wird, sie wirkt wie von einem alten Tonband
       gezogen, der Track klingt, als hätte man die Beach Boys und ABBA zusammen
       mit einem Synthesizer-Nerd in einen Raum gesperrt.
       
       In „Das Kloster am Berg“ begnügt sich Schulze einfach mit repetitiven
       Orgel-Sounds wie auf einer alten Platte, die einen Sprung hat (nur ohne das
       Knistern).
       
       Dennis Schulze hat zuvor schon gelegentlich bei der Berliner
       Psychedelic-/Kraut-Combo Odd Couple mitgewirkt, als CV Vision ist er nun
       auf einem weiten Spiel- und Experimentierfeld unterwegs, das man nur allzu
       gern mit ihm begeht.
       
       31 Jan 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jens Uthoff
       
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