# taz.de -- Julian Assange bleibt in Haft: Er muss freikommen
       
       > Der Wikileaks-Gründer ist ein Aufklärer – dennoch lehnt die britische
       > Justiz seine Freilassung ab. Das untergräbt die Pressefreiheit und das
       > Ansehen des Westens.
       
 (IMG) Bild: Der Wikileaks-Gründer bleibt in Haft
       
       Es waren erschütternde Szenen, gefilmt aus einem über Bagdad kreisenden
       US-Militärhubschrauber: Die Besatzung erschießt gezielt eine Gruppe von
       unbewaffneten Männern. Unter den Toten sind auch zwei Mitarbeiter der
       Nachrichtenagentur Reuters, die beruflich unterwegs waren. Es ist Wikileaks
       und dem Gründer Julian Assange zu verdanken, [1][dass dieses und andere
       Kriegsverbrechen des US-Militärs 2010 ans Licht kamen].
       
       Doch im Hochsicherheitsgefängnis sitzen heute nicht die Mörder, sondern der
       Aufklärer – ein Skandal, der andauert. Denn obwohl die britische Justiz
       [2][dem Auslieferungsgesuch der USA nicht stattgegeben] hat, behandelt sie
       Assange weiterhin wie einen Schwerverbrecher. [3][Der Antrag auf
       Freilassung gegen Kaution wurde abgelehnt], Assange bleibt in Haft. Damit
       ist der Whistleblower seit 2012, seit seiner Flucht in die ecuadorianische
       Botschaft, in London faktisch in Arrest – davon eineinhalb Jahre im
       Hochsicherheitsgefängnis. Er ist psychisch am Ende. Das musste selbst die
       Richterin in London einsehen, die die Auslieferung ablehnte.
       
       Mit der Ablehnung des Kautionsgesuchs macht sich Großbritannien weiter zum
       willigen Komplizen der USA. Für die USA ist Assange kein Journalist,
       sondern ein Spion, der geheime Dokumente veröffentlicht hat. Folgt man
       dieser Logik, ist eine Verfolgung allzu investigativer Journalist:innen
       überall auf der Welt legitim. Jede Diktatur kann sich bereits jetzt auf den
       Fall Assange berufen. Das Regime im [4][Iran hat erst kurz vor Weihnachten
       den Blogger Ruhollah Sam gehängt], weil er über Proteste berichtet hatte.
       Die Parallelen sind offensichtlich. Auch die USA wollen Assange für immer
       mundtot machen, weil seine Berichterstattung ihren Interessen zuwiderlief.
       
       Es gibt nur einen Weg, um die Pressefreiheit und das Ansehen des Westens,
       der für freiheitliche Werte stehen will, nicht weiter zu untergraben:
       Assange muss freikommen, die Anklagen gegen ihn fallen gelassen werden. Es
       geht um die Würde eines Menschen, aber auch um den Wert der Demokratie.
       
       6 Jan 2021
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Lehmann
       
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