# taz.de -- Maßnahmen gegen Coronapandemie: Politik nach dem Prinzip Hoffnung
       
       > Bund und Länder verschärfen die Coronaregeln etwas. Doch wenig spricht
       > dafür, dass die Infiziertenzahl durch Ausgehbeschränkungen in Hotspots
       > klar sinkt.
       
 (IMG) Bild: Dem dürfen Sie ruhig näherkommen
       
       Sollten Sie zu überbordendem Optimismus neigen, dann sind Sie erstens ein
       glücklicher Mensch. Zweitens bringen Sie alle Voraussetzungen für den Job
       eines Ministerpräsidenten in einem der deutschen Bundesländer mit. Das
       könnte allerdings nicht so glücklich ausgehen.
       
       Denn die Landesfürsten haben es zum wiederholten Male geschafft, allzu
       harsche Verschärfungen der Corona-Einschränkungen zu verhindern. [1][Ja,
       eine Ausgangsbeschränkung hört sich hart an]. Aber sie ist mit vielen Wenns
       und Abers garniert. Die Länderchefs gehen offenbar von der Annahme aus,
       dass sich auch mit diesen begrenzten Maßnahmen die Zahl der Infizierten
       wieder drücken und die Zustände in den Kliniken wieder normalisieren
       ließen.
       
       Das kann funktionieren. Doch leider spricht für diese Annahme wenig. Schon
       im seit Mitte Dezember geltenden Lockdown sinkt die Zahl der angesteckten
       Menschen bisher nur geringfügig, die der belegten Intensivbetten aber gar
       nicht. Es spricht nicht viel dafür, dass sich das in den kommenden Wochen
       des Januars durch Ausgangsbeschränkungen in den am schlimmsten betroffenen
       Regionen wesentlich ändern wird. Dafür steht im Gegenteil zu befürchten,
       dass sich die ansteckendere Virusvariante aus Großbritannien auch in der
       Bundesrepublik weiter verbreitet und dazu führt, dass sich die Zahl der
       Infizierten trotz dieses leicht verschärften Lockdowns nicht verringert,
       sondern erhöht.
       
       Der jetzt gefundene Kompromiss mag auf weniger Widerstand stoßen, und er
       schränkt Freiheitsrechte weniger ein als befürchtet. Aber schon
       mittelfristig bewirkt er, so die begründete Befürchtung, das genaue
       Gegenteil: noch stärkere und längere Einschränkungen und noch weniger
       Freiheit.
       
       [2][Wenn Ende Januar absehbar die Infiziertenzahl nicht so deutlich
       gesunken ist wie erhofft], wird nichts anderes übrig bleiben als eine
       Verlängerung und Verschärfung dieses verlängerten Kampfs gegen das
       Coronavirus. Dann hocken wir noch den ganzen Februar und vielleicht den
       März über in einem nicht enden wollenden Lockdown. Dann werden noch mehr
       Betriebe diese Durststrecke nicht länger durchhalten und aufgeben müssen,
       noch mehr Menschen ihren Job verlieren und noch mehr Staatsgelder
       verpulvert werden müssen. Und dann werden noch mehr Menschen an Covid-19
       gestorben sein.
       
       Wenn Sie aber zu Optimismus neigen, dann werden Sie jetzt hoffen, dass die
       Maßnahmen vielleicht doch greifen. Sie haben recht, schon weil Griesgram
       kein guter Lebensbegleiter ist.
       
       Aber Pandemiepolitik nach dem Prinzip der Hoffnung zu gestalten erinnert
       dann doch zu sehr an den kölschen Leitspruch, es sei „schon immer allet jut
       jegange“. Wenn das nur stimmen würde.
       
       5 Jan 2021
       
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