# taz.de -- Strahlenbelastung in Fukushima: Zwischen Lüge und Selbstbetrug
       
       > Fast zehn Jahre nach der Reaktorkatastophe ist klar: Betreiber und Staat
       > können ihr Aufräumversprechen nicht halten.
       
 (IMG) Bild: Besser nichts anfassen: die Reaktoren in Fukushima
       
       Schon wenige Monate [1][nach den Kernschmelzen im Jahr 2011] in drei der
       sechs Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi trafen der Betreiber
       The Tokyo Electric Power Co., im Ausland bekannt unter dem Kürzel Tepco,
       und die japanische Regierung, damals schon der De-facto-Eigentümer des
       Stromkonzerns, eine Vereinbarung: den geschmolzenen Kernbrennstoff wolle
       man binnen eines Jahrzehnts aus den zerstörten Meilern bergen.
       
       Schon damals schüttelten Kenner angesichts des ehrgeizigen Zeitplans den
       Kopf. Man vermutete bereits kurz nach der Katastrophe, dass die
       geschmolzenen Reaktorkerne zumindest teilweise aus ihren Druckbehältern
       ausgetreten und in die Sicherheitsbehälter geflossen waren. Sollte dieses
       Szenario stimmen, gäbe es keine bestehende technische Lösung, um das
       strahlende Material, Corium genannt, aus den Meilern herauszuholen.
       
       An dieser Einschätzung hat sich bis heute, rund zwei Monate vor dem zehnten
       Jahrestag der Katastrophe, wenig geändert. Doch japanische Institutionen
       geben keine Fehler zu, sondern weichen ihnen aus. Psychologisch formuliert:
       Man steckt den Kopf in den Sand und betrügt sich selbst. Negativ
       formuliert: Man lügt auf Deubel komm raus, weil niemand die Verantwortung
       für die Folgen eines Geständnisses übernehmen will.
       
       Nun holt die Wirklichkeit die Selbstbetrüger oder Lügner von Tepco und
       Regierung ein, wie immer man sie sehen will. Die Hoffnung auf eine
       erfolgreiche Corium-Bergung, indem man die Meiler mit Wasser flutet und die
       Betondeckel der Sicherheitsbehälter öffnet, hat sich zerschlagen. Der
       Grund: [2][Bei zwei der drei Reaktoren strahlt dieser 1,80 Meter dicke
       Schutzschild so stark, dass man den dreischichtigen Deckel besser nicht
       hochheben sollte].
       
       Allein die Tatsache, dass Tepco und die neue Atomaufsichtsbehörde zehn
       Jahre für diese Erkenntnis gebraucht haben, verrät das unglaubliche Ausmaß
       von Lüge und Selbstbetrug. Doch wirklich überraschend ist dieses Verhalten
       nicht. Die unendlich teuren Folgen finanzieren japanische Steuerzahler und
       Stromkonsumenten.
       
       4 Jan 2021
       
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