# taz.de -- Weniger Entschädigungen als gedacht: Großer Andrang beim Kohleausstieg
       
       > Zu den Steinkohlekraftwerken, die nächstes Jahr stillgelegt werden,
       > gehören mit Moorburg und Westfalen auch neuere Anlagen.
       
 (IMG) Bild: Moorburg wegblasen: Die „Churches for Future“ vor dem Kraftwerk auf der Hamburger Klimawoche
       
       Berlin taz | Der Ausstieg aus der Steinkohlenutzung kommt schneller und
       wird günstiger als gedacht. Statt der vom Gesetz vorgesehen 4.000 Megawatt
       werden zum Jahreswechsel Kraftwerke mit einer Leistung von fast 4.800
       Megawatt stillgelegt. Und die Entschädigung, die die Betreiber dafür
       enthalten, beträgt mit 316 Millionen Euro nur 40 Prozent der maximal
       möglichen Menge.
       
       Entschieden wird über die Stilllegung in einer Auktion: Die Betreiber von
       Kohlekraftwerken konnten dabei mitteilen, welche Leistung sie gern
       stilllegen möchten und wie viel Entschädigung sie dafür fordern; wer den
       Zuschlag bekommt, richtet sich zum einen danach, wer die geringste
       Entschädigung fordert, und zum anderen danach, wieviel CO2 ein Kraftwerk
       ausstößt. Am Dienstag hat die zuständige Bundesnetzagentur die Ergebnisse
       der ersten Auktion bekannt gegeben. Dabei zeigte sich, dass es ein großes
       Interesse gibt, Kraftwerke stillzulegen: Die Ausschreibung sei „deutlich
       überzeichnet“ gewesen, teilte die Behörde mit.
       
       Zudem wurde deutlich, dass sich auch neuere Steinkohlekraftwerke für die
       Betreiber offenbar nicht mehr rechnen. Zu den Anlagen, die einen Zuschlag
       bekommen haben, gehören neben den aus den 70er und 80er Jahren stammenden
       Großkraftwerken Walsum, Ibbenbüren und Heyden in Nordrhein-Westfalen sowie
       Hafen 6 in Bremen auch die drei jüngsten deutschen Steinkohlekraftwerke:
       das von RWE betriebene Kraftwerk Westfalen in Hamm [1][und die von
       Vattenfall betriebenen Blöcke Moorburg A und B in Hamburg].
       
       Diese Anlagen waren erst 2014 und 2015 in Betrieb genommen worden – trotz
       viel Kritik von Klimaschützer*innen. Gegen Moorburg war vor allem der Bund
       für Umwelt- und Naturschutz jahrelang juristisch vorgegangen. „Unser zäher
       Kampf gegen diese Klimakiller hat sich ausgezahlt“, kommentierte
       Geschäftsführerin Antje von Broock die jetzt beschlossene Stilllegung.
       
       ## Die Spanne der Entschädigungen ist groß
       
       Der große Andrang bei der Auktion hat dazu geführt, dass die
       Entschädigungen für die Betreiber geringer ausfallen als erwartet. Der
       gesetzliche Höchstpreis pro stillgelegtem Megawatt lag bei 165.000 Euro.
       Erhalten werden die Konzerne im Schnitt aber nur gut 66.000 Euro. Die
       Spanne ist dabei aber sehr groß: Das günstigste Megawatt geht für rund
       6.000 Euro vom Netz, das teuerste für 150.000 Euro. Besonders gut gepokert
       hat dabei RWE. Aus Angaben des Unternehmens geht hervor, dass es für ein
       Drittel der stillgelegten Leistung mehr als zwei Drittel der gezahlten
       Entschädigung erhält.
       
       Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) begrüßte das Ergebnis. „Die
       Ausschreibung erweist sich als erfolgreiches und effizientes Mittel, um den
       Ausstieg aus der Steinkohle zu organisieren“, erklärte sie. Grüne und
       Umweltverbände [2][kritisierten dagegen, dass die Konzerne überhaupt Geld
       erhalten]. „Das hätte man deutlich billiger haben können“, erklärte
       Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. „Die meisten der Kohlekraftwerke, die
       jetzt einen Zuschlag für die Stilllegung bekommen haben, wären zeitnah auch
       allein aus dem Markt gegangen.“
       
       1 Dec 2020
       
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