# taz.de -- Festnahmen in Belarus: Bedrohliche Zustände
       
       > Die Zahl der Verhaftungen von Medienschaffenden in Belarus nimmt
       > dramatisch zu. Reporter ohne Grenzen fordert ihre umgehende Freilassung.
       
 (IMG) Bild: Minsk, am 11. Oktober: Polizeieinsatz mit Schlagstöcken
       
       Seit Anfang Oktober wurden der unabhängigen Belarusischen
       Journalistenvereinigung (BAJ) zufolge 85 Medienschaffende festgenommen.
       Reporter ohne Grenzen (RSF) zeigt sich angesichts der steigenden Zahl von
       Festnahmen besorgt. Acht Medienschaffende sitzen derzeit im Gefängnis. Auch
       das Internet zensieren die Behörden zunehmend.
       
       Ein Gericht in [1][Minsk] urteilte diese Woche, der populäre Telegram-Kanal
       Nexta Live, den auch viele Medien im Ausland als Quelle nutzen, verbreite
       extremistisches Material und müsse blockiert werden. Fünf der derzeit
       inhaftierten Journalistinnen und Journalisten sind bereits zu Arreststrafen
       verurteilt worden. Ihnen wird die Teilnahme an nicht genehmigten Protesten
       und Widerstand gegen die Staatsgewalt zur Last gelegt.
       
       Beim „Marsch des Stolzes“ am 11. Oktober, auf dem die Protestierenden die
       Freilassung aller politischen Gefangenen und einen Dialog des Regimes mit
       der Opposition forderten, gab es mit 43 Fällen die meisten Festnahmen seit
       der Wahl am 9. August. Die Polizei konfizierte technisches Equipement wie
       Telefone und USB-Sticks.
       
       Insbesondere während Protestaktionen wird der Internetzugang der
       Bevölkerung unterbrochen. Zwischenzeitlich sperrte das
       Informationsministerium mehr als 70 Webseiten, um die Menschen von
       unabhängigen Informationen abzuschneiden. Im Rahmen der [2][Aktion
       Collateral Freedom] hat RSF die Seiten dreier belarussischer Medien
       gespiegelt und damit wieder zugänglich gemacht.
       
       Sie wurden kopiert und in der Cloud großer Serveranbieter abgelegt, die
       Kopien können nun nicht mehr einzeln durch die belarussischen Behörden
       gesperrt werden. Das Nothilfe-Referat von Reporter ohne Grenzen ist mit
       Journalistinnen und Journalisten in Kontakt, die nach Festnahmen oder
       Polizeigewalt Hilfe benötigen. Auf der [3][Rangliste der Pressefreiheit]
       steht Belarus auf Platz 153 von 180 Staaten.
       
       22 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Proteste-in-Belarus/!5720101&s=belarus/
 (DIR) [2] https://www.rog.at/pm/collateral-freedom/
 (DIR) [3] /Meinungsfreiheit-in-Belarus/!5716587/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ulrike Gluska
       
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