# taz.de -- Proteste im Dannenröder Wald: Erste Bäume gefällt
       
       > Seit einem Jahr besetzen Aktivist*innen den Dannenröder Wald, um eine
       > Rodung zu verhindern. Nun rückten die Holzfäller an.
       
 (IMG) Bild: Die ersten Rodungsarbeiten im Herrenwald beim Dannenröder Forst
       
       Hamburg taz | Im Barrio „Okay im Norden“ ist seit Donnerstagmorgen, 1.
       Oktober, nichts mehr okay – Polizist*innen haben es umstellt. „Barrios“
       heißen die Baumhaussiedlungen, die Klimaaktivist*innen in bedrohten
       Wäldern, [1][wie 2018 im Hambacher Forst], errichten. In diesem Jahr ist
       der Hotspot der radikalen Baumschützer*innen der Dannenröder Wald im
       hessischen Vogelsbergkreis. Seit einem Jahr sind sie vor Ort um die
       Abholzung des Mischwaldes zugunsten der Autobahn A49, die Kassel und Gießen
       verbinden soll, zu verhindern.
       
       Seit dem 1. Oktober ist die Vegetationsphase vorbei – nun dürfen Bäume
       gefällt werden. Kurz nach Sonnenaufgang meldeten die Aktivist*innen auf
       Twitter die Ankunft erster Polizeifahrzeuge am Waldrand.
       
       Um neun Uhr ist die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort, die
       Autobahngesellschaft Deges rückt mit Kettensägen an. Um zehn fällt der
       erste Baum. „Wir sind wütend und entsetzt“, sagt Marie K., Aktivistin des
       Bündnisses „Wald statt Asphalt“. „Dass die schwarz-grüne Landesregierung im
       Jahr 2020 einen Wald für eine Autobahn roden lässt, ist ein Zeichen für
       eine absolut verfehlte Verkehrspolitik.“
       
       Gerodet wird zuerst allerdings nicht direkt im Dannenröder Wald, sondern im
       nördlich davon gelegenen Herrenwald – einem Fauna-Flora-Habitat-
       Schutzgebiet (FFH) mit selten gewordenen Tieren und Pflanzen. Der
       Dannenröder Wald und der Herrenwald sind zudem Trinkwasserschutzgebiete,
       die auch die Bevölkerung des Rhein-Main-Gebiets versorgen.
       
       Naturschützer*innen und Anwohner*innen wehren sich seit Jahrzehnten gegen
       den Bau der A49. Zuletzt im Juli wies das Bundesverwaltungsgericht zwei
       Klagen des BUND zurück, obwohl es der Argumentation der
       Umweltschützer*innen [2][zum Teil folgte].
       
       ## Keine einfache Räumung
       
       Dass die Räumung keine einfache Sache wird, darauf stellt sich auch die
       Polizei ein. Mehrere Hundert Aktivist*innen haben es sich im letzten Jahr
       auf den Bäumen so gemütlich gemacht, wie es eben geht. Brücken in mehreren
       Metern Höhe verbinden die Baumhäuser, Gemeinschaftsräume und Küchen hängen
       in den Ästen. Auf dem Boden haben die Aktivist*innen Barrikaden und schwer
       räumbare Tripods errichtet. Die Polizei rechnet mit einem Einsatz von
       mehreren Wochen.
       
       Nach dem [3][Blockadewochenende von Ende Gelände im Rheinland] waren einige
       Aktivist*innen gleich in der Region geblieben, um sich dem Protest im
       Dannenröder Wald anzuschließen. Am Freitagmittag errichteten
       Unterstützer*innen Sitzblockaden, um die Holzfällmaschinen zu blockieren.
       Parlamentarische Beobachter*innen und Pressevertreter*innen berichteten auf
       Twitter, [4][dass die Polizei sie nicht zum Ort des Geschehens lasse].
       Mehrere Journalist*innen gelangten trotzdem in den Wald.
       
       Der Fotograf Björn Kietzmann berichtete der taz, dass die Polizei ihn mit
       der Androhung, sein Auto abzuschleppen, aus dem Wald holte. Auf Druck der
       Reporter*innen richtete die Polizei mit Flatterband abgesperrte Zonen für
       die Berichterstattung ein – allerdings in einiger Entfernung zu den
       Baumhäusern.
       
       2 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Polizeiaktion-im-Hambacher-Forst/!5695157
 (DIR) [2] https://www.bverwg.de/de/pm/2020/37
 (DIR) [3] /Gewalt-bei-Ende-Gelaende/!5712900
 (DIR) [4] https://twitter.com/keinea49/status/1311611737121185792?s=20
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katharina Schipkowski
       
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