# taz.de -- Kritik an Tesla: Zoff bei der Anhörung
       
       > Dreimal wird die Erörterung der Einwände gegen den Bau der Tesla-Fabrik
       > in Grünheide am Mittwoch unterbrochen. Es gibt drei Befangenheitsanträge.
       
 (IMG) Bild: Kritik auch vor der Stadthalle Erkner, wo die Anhörung am Mittwoch stattfand
       
       Ende vergangenen Jahres wurde es publik: Schon ab Sommer 2021 sollen im
       idyllischen Grünheide bei Berlin bis zu 500.000 recht großformatige
       Elektroautos vom Band rollen. Die Pläne des exzentrischen Autobauers Tesla
       aus dem Silicon Valley sind in Brandenburg eingeschlagen wie ein Komet.
       
       Das wurde erneut bei der Erörterung der Einwendungen klar, die am Mittwoch
       in der Stadthalle Erkner stattfand, etwa fünf Kilometer westlich von
       Grünheide. Eigentlich sollte diese Veranstaltung bereits im Frühjahr
       stattfinden, dann kam Corona und eine Änderung des Bauantrags durch Tesla.
       Nun, da die über 400 Einwendungen, wenn auch unter Ausschluss der
       Öffentlichkeit, endlich diskutiert werden dürfen, wirkt der inzwischen
       recht massive Baufortschritt in Grünheide dank Vorabgenehmigung für viele
       wie ein Schlag ins Gesicht. Wald wurde gerodet, erste Betonklötze stehen.
       
       Die Angst und der Ärger der Menschen, die hier leben, wirken wuchtig, sind
       aber auch nachvollziehbar. 12.000 Arbeitsplätze in der ersten Version der
       Fabrik, das wird der Region ordentlich einheizen. Dies ist aber nur das
       Eine. Das Andere ist die berechtigte Sorge der Menschen um ihre Ruhe, ihre
       Natur, ihr Trinkwasser. Selbst im stoischsten aller Bundesländer ist die
       Angst vorm Klimawandel angekommen – und sei es auch nur wegen der letzten
       heißen, trockenen Sommer, die viel Schaden angerichtet haben in der ohnehin
       dürren Sandbüchse Mark Brandenburg.
       
       Die Fabrik wird zum Teil in einem Wasserschutzgebiet stehen. Trotzdem hat
       die örtliche Wasserbehörde Tesla am Abend vor der Erörterung durchgewunken.
       Noch im Juli hatte ein Verbandsvorsteher vor zu wenig Trinkwasser für den
       Ausbau gewarnt.
       
       Und abgesehen davon: Was helfen Elektroautos, wenn man sie mit Atomstrom
       füttert und anderswo bei der Rohstoffgewinnung für die Batterien ganze
       Landstriche zerstört? Bis jetzt steht Tesla eher für eine Wette auf die
       Zukunft. Und nicht, wie manche meinen, für die Zukunft selbst.
       
       Insgesamt dreimal wird die Erörterung am Mittwoch unterbrochen.
       Diskussionsleiter Ulrich Stock vom Brandenburger Landesamt für Umwelt
       wiegelt immer wieder Argumente als „nicht verfahrensrelevant“ ab. Er droht,
       Rednerinnen das Mikro abzustellen. Es hagelt insgesamt drei
       Befangenheitsanträge. Am Donnerstag heißt es dann gleich noch einmal, Stock
       sei nicht neutral.
       
       Das blöde Gefühl der sogenannten Einwender, um Beteiligung gebeten worden
       zu sein, obwohl „die da oben“ schon längst alles entschieden zu haben
       scheinen: auch das hat seine Berechtigung. Stock ist nicht der erste, der
       schon vor der Erörterung gesagt hat, es seien „keine grundsätzlichen
       Genehmigungshindernisse zu erkennen“. Wahrscheinlich wäre es selbst einer
       hoch pokernden Firma wie Tesla zu riskant gewesen, einfach drauflos zu
       bauen, wenn sie ernsthaft mit einem Rückbau bei Nichtgenehmigung zu rechnen
       hätte.
       
       26 Sep 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Messmer
       
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