# taz.de -- Neue Corona-Reisewarnungen: Reisechaos in Brüssel
       
       > Deutschland spricht eine Reisewarnung für Brüssel aus – und legt damit
       > auch seinen eigenen EU-Vorsitz lahm. Ein Aktionsplan soll das Wirrwarr
       > lichten.
       
 (IMG) Bild: Lahmgelegt – Das Europaparlament vor einer Sitzung im Juli
       
       Brüssel taz | Die Absage kam in letzter Minute, und sie traf das halbe
       Europaparlament. Wegen der aktuellen Coronareisewarnung für Brüssel könne
       die Bundesregierung derzeit keine Minister in die EU-Kapitale schicken,
       hieß es in Berlin. Dreizehn Anhörungen ließ der deutsche EU-Vorsitz allein
       in dieser Woche platzen.
       
       Die Reisewarnung kam ausgerechnet aus Deutschland. Berlin warnt vor Reisen
       nach Brüssel – und legt damit nicht nur das Europaviertel, sondern auch den
       eigenen EU-Vorsitz lahm. Ausgerechnet jetzt, da die deutsche
       Präsidentschaft nach der Sommerpause durchstarten wollte, platzt ein Termin
       nach dem anderen.
       
       Doch auch [1][andere EU-Länder haben Chaos angerichtet.] „Deutschland warnt
       vor Brüssel, Finnland warnt vor Deutschland, und niemand blickt mehr durch
       bei den Reisewarnungen“, klagt die grüne Europaabgeordnete Anna Cavazzini.
       Wenn das so weitergehe, werde es wieder mit Grenzschließungen enden.
       
       Tatsächlich gehen schon wieder die ersten Schlagbäume runter. So hat
       [2][Ungarn gerade seine Grenzen dichtgemacht] und Belgien hat Reisen nach
       Paris untersagt – und damit Tausenden Belgiern und Franzosen die Rückkehr
       aus dem Urlaub vermiest. Wer gehofft hatte, die EU-Kommission werde für
       Ordnung sorgen, sieht sich getäuscht. Die Behörde, die sich gern als
       „Hüterin der Verträge“ präsentiert, hat zwar versprochen, sich für offene
       Grenzen einzusetzen. Doch gegen nationale Reisewarnungen könne man nichts
       tun.
       
       ## Aktionsplan gegen das Reisechaos
       
       Immerhin will sich die Kommission nun um eine bessere Koordinierung
       bemühen. Auch der deutsche EU-Vorsitz hat einen Aktionsplan angekündigt und
       bot sogar an, beim Kampf gegen das Reisechaos die Führung zu übernehmen. So
       sollen Risikogebiete künftig auf Grundlage gemeinsamer Kriterien bestimmt
       werden. Auch bei der Erfassung und Bewertung der Daten soll es mehr
       Abstimmung geben.
       
       Wird die Bundesregierung also versuchen, ganz Europa die Empfehlungen des
       Robert-Koch-Instituts unterzujubeln? Wird künftig EU-weit die Zahl von 50
       Infektionen pro 100.000 Bewohner zur kritischen Schwelle erklärt? Schon
       jetzt folgten viele Länder dieser deutschen Vorgabe, freute sich Kanzlerin
       Angela Merkel auf ihrer Sommer-Pressekonferenz.
       
       Dass genau dieser deutsche Richtwert für Chaos in Brüssel gesorgt hat,
       erwähnte Merkel mit keinem Wort.
       
       1 Sep 2020
       
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 (DIR) Eric Bonse
       
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